Konflikte bewältigen. Durch Kooperation zum Erfolg. Fünf prominente Tiroler sprechen anlässlich des „Europäischen Forums Alpbach 2017“ über den Umgang mit „Konflikt & Kooperation“.... Ob im Sport, in der Kultur, in der Wirtschaft, in der Politik oder im Alltag – der Mensch lebt immer im Spannungsfeld von Konflikt und Kooperation. Gerade in bewegten Zeiten wie diesen, wird einem dieser Umstand jeden Tag aufs Neue bewusst. „Konflikt & Kooperation“ lautet auch entsprechend das interessante Schwerpunktthema des heurigen „Europäischen Forums Alpbach 2017“ in Tirol. Klimawandel, Digitalisierung, Migration... Noch bis 01. September finden sich hunderte Experten aus der ganzen Welt im kleinen Tiroler Örtchen Alpbach ein, um über die drängendsten Fragen der Zeit zu diskutieren. Umrahmt von der Naturkulisse der Kitzbühler Alpen, wird in unterschiedlichsten Diskussions-Formaten ausgelotet, wie uns technische, wirtschaftliche, politische und soziale Lösungen zu Frieden und globale Gerechtigkeit führen könnten. Fünf prominente Tiroler erläutern hier ihre persönlichen Erfahrungen und ihren Umgang mit Konflikten und Kooperationen bei ihrer Tätigkeit: EVA LIND Opernsängerin „Konflikte gibt es immer, wenn viele Alphatiere auf der Bühne zusammentreffen. Wichtig dabei ist nur, dass man nicht das große Ganze aus den Augen verliert. Per se müssen Konflikte aber nicht unbedingt schlecht sein. Ein Konflikt kann auch zu etwas Positivem führen, neue Perspektiven aufzeigen. Die Oper ist ein Gesamtkunstwerk, für dessen Umsetzung alle Beteiligten an einem Strang ziehen müssen. Für mich war ein besonders schönes Erlebnis die Oper „Lucia di Lammermoor": Als junge Sängerin bin ich damals in der Titelpartie an der Wiener Staatsoper eingesprungen. Dabei haben mir alle Beteiligten vor und hinter der Bühne sehr geholfen, waren ausgesprochen nett und kooperativ.Hier habe ich früh erfahren dürfen, wie wichtig und erfolgreich gutes Teamwork sein kann!“ MARTIN SIEBERER Haubenkoch „Das wichtigste für mich als Koch sind in erster Linie die Partnerschaften mit den Produzenten vor Ort: die Züchter, die Käser, die Fleischlieferanten... Kooperation ist ein zentraler Aspekt meiner Tätigkeit und letztendlich die Basis für die Qualität der Speisen. Die Arbeit der Produzenten möchte ich mit meinen Kreationen aufleben lassen und honorieren. Wir haben beispielsweise einen Lieferanten für Fleisch von Hochlandrindern: hier bezahlen wir einen speziellen Preis, weil dies auch eine Form der Wertschätzung ist. Ebenso bezahlen wir die kleinen Bauern anständig. In der Küche ist das ebenfalls ein Zusammenspiel: umso besser die Kooperation innerhalb des Teams funktioniert, umso besser (schmeckt) auch das Ergebnis. Am Ende des Tages gibt es dann einen zufriedenen Gast. Das ist dann der schönste Moment für alle...“ ALESSANDRO SCHÖPF ÖFB-Teamspieler, FC Schalke 04 „Gerade Kooperation ist meiner Ansicht nach einer der wichtigsten Bestandteile im Fußball. Dies umfasst verschiedenste Facetten im Vereinsleben und spielt sich in unterschiedlichen Bereichen ab. Im Prinzip kooperiert man nämlich tagtäglich mit vielen verschiedenen Menschen und Abteilungen innerhalb eines Vereins: das reicht von der medizinischen Abteilung über das Physio-Team bis hin zum Zeugwart. Meiner Ansicht nach besteht Kooperation immer aus Geben und Nehmen. Ich denke, man ist auch nur dann erfolgreich, wenn man dies auch zu schätzen weiß. Und nur wenn alle Rädchen optimal ineinander greifen, und der kommunikative Austausch von Vertrauen und Respekt geprägt ist, kann man im Endeffekt auch das volle Leistungspotenzial ausschöpfen.“ ANNA STÖHR Doppelweltmeisterin im Klettern/Bouldern „Beim Klettern muss man sich immer auf den anderen verlassen können. Vor allem beim Vorstiegsklettern und alpinen Klettern, wenn es darum geht Felswände zu durchsteigen. Aber auch beim Bouldern ist es sehr wichtig, dass einem jemand sicher auf die Matte leitet. Klettern ist im Grunde eine sehr familiäre Sportart. Bei den Wettbewerben trifft man sich immer wieder, wie in einer Familie. Natürlich gibt es dann die Wettkämpfe, aber im Wesentlichen kletterst du eher gegen die Wand - und dich selbst. Bei mir funktioniert es immer am Besten, wenn ich mich auf mich selbst verlassen kann. Dennoch brauchst du immer jemanden, der dich ein Stück weiterbringt. Wir als österreichisches Boulder-Team sind in einer glücklichen Lage: wir reisen gemeinsam durch die ganze Welt und helfen und unterstützen uns gegenseitig, wenn es notwendig ist. Diese Form von Teamkoordination macht vieles leichter...“ GÜNTHER PLATTER Landeshauptmann von Tirol „Die Themen Konflikt und Kooperation sind tägliche Herausforderungen im Miteinander der Menschen. Das beginnt schon Zuhause, in der eigenen Familie und mit der Art und Weise, wie man mit Konflikten umgeht. Auch wie man Kindern lernt mit Konflikten umzugehen. Das geht weiter im Freundes- und Bekanntenkreis, wo man - bei aller Freundschaft und Sympathie - auch einmal eine Meinungsverschiedenheit auszutragen hat. Und setzt sich fort in meinem Arbeitsbereich, wo es nicht immer möglich ist, allen recht zu machen. Ich durfte an meinen beruflichen Stationen, vom Lehrling bis hin zum Minister und Landeshauptmann, ständig dazulernen, wie man mit Menschen einerseits am besten kooperieren kann, andererseits aber auch einen Konflikt auszutragen hat, ohne den Weg des Gemeinsamen zu verlassen. Der Einsatz für Frieden und Kooperation bleibt für mich aber immer der unerschütterliche Grundsatz des persönlichen Miteinanders. Die Interviews sind auch in der Sonderbeilage zum „Europäischen Forum Alpbach 2017“ in der „Tiroler Tageszeitung“ erschienen.
Web-Tipps: www.alpbach.org www.alpbach.org/live Fotos: Martin Sieberer (Titel), Kicker, Mein Bezirk, Christian Vorhofer Text & Interviews: Helmut Wolf
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