Die Welt kann so sein, wie wir sie uns wünschen. Oft gelingt uns das schon mit ein paar bunten Strichen. Illustrator Christoph Niemann schafft das in unnachahmlicher Art und Weise... „Raus aus der Komfortzone“. Ein Satz, der ganz alleine auf einer Seite des neuen Buchbandes „Sunday Sketching“ von Christoph Niemann steht. Es ist ein symbolischer Satz. Für viele Menschen ist das Heraustreten aus der „kuscheligen Gemütlichkeit“ des Komforts, das Abweichen von der vorgegebenen Norm, nur schwer möglich. Scheinbar schwer möglich. Denn, auch wenn uns das „Leben im Hamsterrad“ oft noch so unangenehm sein mag, verzichten möchte man dann halt doch nicht auf das gewohnte und gemütliche - Haus, Auto, Bett... Für den international bekannten Illustrator und Autor Christoph Niemann war das Raustreten aus der Komfortszene mit einem Ortswechsel verbunden. Nach jahrelangen Zaudern, hat er sich dazu entschlossen, mit seiner Frau und Kind von Berlin nach New York zu ziehen. In den USA sollte er Titelblätter für renommierte Magazine, wie das „New York Time Magazine“ oder „Wired“ gestalten. Jedes seiner Foto-/Zeichnungskombination ist so besonders, wie sie einfach ist. Mit ein paar Strichen und stilistischen Neuanordnungen schafft es der Künstler, aus einem Alltagsgegenstand eine gänzlich neue Geschichte zu erzählen. Ob Gummibärchen-Chroniken, Bananen-Pferd oder Pinsel-Mädchen – Niemanns kreative Illustrationen inspirieren, sind humorvoll und überaus tiefsinnig. In jedem Fall lösen sie beim Betrachter ein besonderes Gefühl aus. Oft ist es die Überraschung, häufig ein Schmunzeln. Dennoch klingt, wie bei allen großen Künstlern, auch bei Niemann Skepsis und Hinterfragen über das eigene Können hindurch: „Ist meine Arbeit oberflächlich und anbiedernd?“, fragt er sich. „Weiß ich, was zeitgemäß ist? Und: gebe ich, wenn etwas nicht funktioniert, den Lesern die Schuld?“ „Zeichnen ist eine einsame Übung“, schreibt der heute (wieder) in Berlin lebende, 36jährige Illustrator Christoph Niemann. „Ich könnte nicht arbeiten, wenn ich ständig all die tausend winzigen, kreativen, oft sinnlosen Bauchentscheidungen erklären und verteidigen müsste“. Spannend. Wie weit kann sich heute ein Künstler aus vorgegebenen Budgets, Quoten, Excel-Listen und ökonomischen Zwängen (Wohnungsmiete, Urlaub...) herausnehmen? Christoph Niemann schafft es, oder hat es vielmehr geschafft. Auch wenn der Weg zur Unabhängigkeit oft ein schwieriger ist. „Die meisten dieser Experimente machen Spaß“, zeigt sich der Zeichner und Illustrator durchaus auch von seiner positiven Seite. „Manche Experimente führen zu hübschen Bildern, schrägen Animationen oder kleinen, technischen Entdeckungen. Manche führen zu überhaupt keinem messbaren Ergebnis (in den meisten Fällen)“, gibt Niemann offen und ehrlich zu. Denn, egal ob ein Ergebnis „messbar“ ist oder nicht: „Jedes einzelne Bild erhöht die Chance, etwas zu finden, das mir in ein paar Jahren den Hintern rettet“. Sehr sympatisch. Kreativität beflügelt und schafft Lebensfreude. Das vorliegende Buch „Sunday Sketching“ ist eine inspirierende und humorvolle Sammlung an Ideen und herrlich kleinen, großen Ereignissen. Zugleich ist das Werk eine Bestandaufnahme aus allen Schaffensperioden Christoph Niemanns. Und in gewisser Weise auch eine Biographie. In jedem Fall zeigt es, wie es Kreativität immer wieder aufs Neue schafft, uns Menschen zu beflügeln und mit Lebenskraft und -freude zu erfüllen... Buch-Tipp: „Sunday Sketching" Von: Christoph Niemann 272 Seiten, durchgehen farbig illustriert Erschienen bei: Knesebeck Verlag Text: Helmut Wolf
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