Chemie und Ballett? Fußball und Religion? Themen, die scheinbar nichts miteinander zu tun haben, zusammenführen - und daraus neue Lösungen für die Welt schaffen. Gespräch mit „Brückenbauer“ Christoph-Friedrich von Braun.. „Möglichst weit voneinander entfernt sollen sie sein, die Wissensgebiete“. Selten hört man auf die Frage nach der Förderungswürdigkeit eines Projekts, so eine klare, wie ungewöhnliche Antwort. Christoph-Friedrich von Braun, 71, gibt sie ohne zu zögern. Als Vorstand der vor 15 Jahren gegründeten, gemeinnützigen „Andrea von Braun Stiftung“ (AvB-Stiftung), zeigt sich Braun nach wie vor begeistert von den vielen „skurrilen Projekten und Themenverbindungen“, die an ihn herangetragen werden und um Förderung ansuchen. Und wo andere mit Anfang 70 bereits an ein gemütliches Pensionisten-Dasein denken, möchte Braun noch viele Projekte ins Laufen bringen. Was ist wichtig im Leben? Wohin entwickeln sich Märkte? Welche Technologien braucht die Gesellschaft? Was brauchen Unternehmen? Fragen über Fragen, die sich Braun tagtäglich stellt und Triebfeder seines Denkens und Handelns sind. „Ich habe vieles gesehen was klappt, und vieles was nicht klappt“, so der siebenfache Vater. Die Erkenntnis sei immer: man kann viel lernen. „Ich würde eher sterben, wenn ich aufhören würde etwas zu tun“. Das Spektrum seiner Tätigkeiten ist entsprechend breit gefächert: AvB-Stiftungsvorstand, Buchautor, Start-up-Förderer, Lehramt an der TU Berlin für „Technology Transfer“ und „Finance for Engineers“, beratender Vorstand des Zentrums für Wissenschaftsmanagement Speyer, Gründer und Partner der Galerie für Photokunst f5,6 in München usw. Ob Klimaveränderung und Gesellschaft, Ästhetik und Nachhaltigkeit oder arabische Medizin und Geburtshilfe: die Förderung interdisziplinärer Zusammenarbeit und gegenseitigen Befruchtung unterschiedlicher Fach- und Wissensgebiete, bildet den roten Faden bei allen unterstützten Projekten der Andrea von Braun Stiftung. „Es gibt in unserer Bildungslandschaft keinen interdisziplinären Ansatz“, sagt Braun. Naturwissenschaft, Mathematik, Technik, alles gewissermaßen voneinander getrennte Gebiete. Die Methodik des Brückenbauens zwischen den Themengebieten, sei jedoch eine große Bereicherung, die zur Entwicklung neuer Methoden, Techniken und Denkansätze führe. Den Klimawandel und seine sozialen Folgen könne man nicht nur mit Geologen besprechen, ist sich der „Master of Science“ in Technologiemanagement sicher. Dies bedarf auch eines intensiven Dialogs mit der Gesellschaft. „Unser Handeln ist disziplinär, unser Leben ist aber interdisziplinär“, spricht sich Braun für den Blick über den sprichwörtlichen Tellerrand aus. „Dort, wo jemand über fachliche Grenzen hinweggeht - hinweggehen kann -, entstehen tolle Dinge“: so hat sich gezeigt, dass Fußball mehr mit Religion zu tun hat, als man annehmen mag. Auch die Fledermaus-Forschung der Biologen zeigt gewinnbringende Erkenntnisse für blinde Menschen. Und dass Ballett-Tänzer chemische Atome darstellen und dabei Zuschauer für Chemie begeistern können, sei eine einmalige Sache. Der Sprung von Fach zu Fach, schaffe neue Perspektiven und überraschende Ergebnisse. Was treibt ihn an? „Technik nicht der Technik willen, sondern was sie bewirken kann“, erläutert der leidenschaftliche Stifter und Berater mit leuchtenden Augen. „Ich habe nie verstanden, dass Menschen nur für die Pension arbeiten.“ Schon als Kind habe er gerne Science-Fiction-Romane gelesen. Der Weltraum habe ihn immer interessiert. Viele Jahre war er in der Forschung und Entwicklung bei Siemens in Japan, bevor er die selbstständige Beratungs- und Forschungstätigkeit aufgenommen hat. Die Förderanträge an die AvB-Stiftung müssen so gestellt werden, dass sie „von jedem Zeitungsleser“ verstanden werden können. „Die allzu wissenschaftlichen Umschreibungen dienen ja zumeist eher der Vernebelung, als der Aufklärung“, betont Braun mit einem Schmunzeln.
„Mehr Mut wäre schön“, wünscht sich der dynamische Multivisionär für die Zukunft und Entwicklung unserer Gesellschaft. „Wir klammern uns immer an das, was wir kennen. Wie die Pferdekutschen, hatten die ersten Autos deshalb den Motor vorne“. Wir sollten jedoch versuchen außerhalb unserer eigenen Grenzen denken, oder zumindest Offenheit und Verständnis für neue Wege aufbringen. In der Zwischenzeit wird Braun jedenfalls noch viele symbolische Brücken bauen: zu jungen Menschen, zu neuen (Wissens-)Gebieten, zu neuen Arbeitsweisen und positiven Ideen. Am Ende sollte stets der Funke überspringen... Web-Tipp: www.avbstiftung.de Die Fotos stammen von einem Seminar im tibetischen Kloster in Mundgod, Indien. Die Mönche, alles praktisch lebenslange Studenten der buddhistischen Philosophie, bekamen Unterricht in den westlichen Naturwissenschaften: Kosmologie, Geologie, Vererbungslehre, Quantenphysik usw. Es waren faszinierende Gespräche. Die Lehrer waren Schweizer Hochschul- und Gymnasiallehrer. Der Dialog läuft noch weiter... Text & Interview: Helmut Wolf
2 Comments
10/18/2021 15:50:19
Es klngt recht interessant
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