Eva, 82, erzählt warum sie seit über 20 Jahren freiwillig tätig ist und ihre Umgebung ein Recht auf ihr Lächeln hat... Porträt #2 aus unserer Serie: „HELDEN DES ALLTAGS“. „Es gibt mir so viel andere zu entlasten und Trost zu spenden" Eva Liebe Eva, warum helfen Sie? In den ersten Friedenstagen, im Jahr 1945, konnten wir im zerbombten Wiener Neustadt nur überleben, weil wir alles miteinander teilten. Wenn die sowjetischen Soldaten in unserer Nachbarschaft etwas kochten, bekamen wir Kinder immer etwas ab.Der Duft des warmen Kakaos, den das Schwedische und das Schweizer Rote Kreuz in der Schule ausschenken ließen, gehört heute noch zu meinen süßesten Kindheitserinnerungen. Mein Vater, der als Soldat 1918 aus dem ersten Weltkrieg heimgekehrt war, fand damals nur schwer wieder in das Berufsleben zurück und engagierte sich daher als Freiwilliger in der Interessensvertretung der heimgekehrten Soldaten. Diese Erfahrungen nützte er 1945/46 als Freiwilliger in der Essensversorgung der Wiener Neustädter Bevölkerung. Hier habe ich erlebt, wie viel ein paar Leute ohne Egoismus bewirken können. Auch deshalb war es für mich selbstverständlich als Erwachsene in meiner Freizeit unbezahlt zu arbeiten. Als ich mit 60 Jahren in Pension ging und unsere drei Kinder bereits erwachsen waren, suchte ich nach einem neuen Aufgabenbereich. Bei einem Erste-Hilfe-Kurs des Wiener Roten Kreuzes meinte der Lehrbeauftragte zu einer Dame, die sich wegen der Möglichkeit zu freiwilligem Engagement erkundigte: „Sie wissen aber schon, dass Sie Ihren Freiwilligenvertrag mit Ihrem Herzblut unterschreiben.“ Wegen dieser Aussage entschied ich mich 1993 zwischen den vielen Organisationen für eine Mitarbeit im Wiener Roten Kreuz. Nach Sanitätsausbildung und Arbeit im Pflegebereich bin ich nun in der Mitgliederbetreuung in einem Team gelandet, das mich trotz altersbedingtem Starrsinn aushält. Welchen Gewinn ziehen sie aus ihrer freiwilligen Hilfe? Wenn ich sehe wie in der „Spontanhilfe“ den Bedürftigsten geholfen wird, bin ich so dankbar dafür, dass ich mit der Gestaltung der Mailings dabei helfen kann, Herzen und auch Börsen zu öffnen. Es gibt mir so viel andere zu entlasten und Trost zu spenden, wo nötig. Mein Leben bekommt durch diese Arbeit Struktur. Ob ich nun einen Wohlfühltag oder einen Weltschmerztag durchlebe: meine Umgebung hat ein Recht auf mein Lächeln. Ich gehe - dank meiner Freiwilligenarbeit - auch meiner Familie nicht allzu sehr auf die Nerven. Wie meine fünf Enkelkinder immer sagen: „Die Oma braucht ihr Rotes Kreuz“. Was ist ihr Lebenskonzept? Mein Lebenskonzept: Behandle alle Menschen so, wie du selbst behandelt werden möchtest. SERIE „HELDEN DES ALLTAGS“ LebensKonzepte.org porträtiert die „HELDEN DES ALLTAGS“: über ihre freiwillige Hilfe für Flüchtlinge und Notleidende, warum sie das tun und welchen „Gewinn" sie daraus ziehen. Etwa 11 Millionen Stunden freiwillige Hilfe wird pro Jahr in Österreich geleistet - ohne Bezahlung! Dies entspricht einer Wertschöpfung von 300 Millionen Euro. Wie passt das in unsere ökonomisierte Zeit, wo menschliche Leistung „Effizienzmaßnahmen" und Kosten-Nutzen-Rechnungen unterworfen wird? „Freiwilligkeit als Juwel" der Menschlichkeit und des sozialen Miteinanders. Web-Tipp: www.roteskreuz.at Redaktion: Helmut Wolf
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