Am Weg zum „aufgeräumteren Leben“! In den vergangenen Monaten hat sich Antonia, 36, von mehreren hundert Gegenständen getrennt – und dafür viel Zeit und ein neues Bewusstsein gewonnen. Autor Florian Frei hat sie ein Jahr lang bei ihrem Lebenswandel begleitet... Die lebensverändernde Erkenntnis passierte Antonia an einem Tag, wo die Kinder nicht im Haus waren. Doch auch an diesem Tag war sie – wie zumeist – beschäftigt mit: aufräumen, wegräumen, hin- und herräumen... Immer stand Räumen im Zentrum ihres Tuns. Irgendwann kam ihr ein Gedanke, der für grundlegende Veränderung sorgen sollte: Wenn nur mehr die Hälfte der Dinge im Haushalt wären, dann wäre das: viel Geld- und Zeitersparnis! Besonders an Zeit mangelt es der alleinerziehenden Mutter zweier Kinder, die neben dem Haushalt noch zwei Jobs zu bewältigen. Für Antonia war klar: sie möchte ihren Besitz um die Hälfte reduzieren. Denn: weniger Zeug, bedeutet weniger Arbeit - und vor allem mehr Zeit... „Das Nutzloseste, was ich je gekauft habe? Das war ein Mini-Donut-Maker“, schmunzelt Antonia. Oder auch ein untauglicher Ice-Crusher. „Aber im Grunde, würden mir noch viel mehr nutzlose Dinge einfallen“, so die zweifache Mutter. Antonia lebt gemeinsam mit ihren beiden Kindern Leopold, 7, und Philippa, 4, in einem Haus in der Nähe von München. Und sie hat sich ein großes Ziel gesteckt – das lautet: Überflüssiges (Zeug) loswerden! Doch, da stellen sich ein paar grundsätzliche Fragen: Womit bei der Reduktion anfangen? Was braucht man wirklich im Alltag? Und: wie wirkt sich ein minimalistisches Lebenskonzept auf Familiengefüge und Kinder aus? Wie viel Besitz brauche ich wirklich, um glücklich zu sein? Das hat sich ZDF-Autor Florian Frei gefragt - und hat dabei unter anderem Antonia am Weg zu jenem Lebensentwurf begleitet, der weniger konsumorientiert, dafür mehr bewusster gestaltet ist. Dazu passen auch aktuelle Studien, die besagen: Während der durchschnittliche Haushalt in Deutschland vor hundert Jahren gerade einmal 180 Dinge besaß, so sind es heute rund 10.000. Stetige Reizüberflutung und aggressive Werbung sollen uns dazu anhalten, immer mehr zu konsumieren. Jener Hyperkonsum, der zu immer gravierenderen Folgen für Umwelt und Klima geführt hat. Doch langsam entsteht eine Gegenbewegung. Immer mehr Menschen beschäftigen sich mit der „Reduktion aufs Wesentliche“. Es steigt die Sehnsucht nach Übersichtlichkeit und all jenen Dingen, die „wirklich wichtig sind“. „Einem Kind zu sagen, das brauchst du nicht mehr, löst natürlich ganz etwas anderes aus, als bei mir als Erwachsenen“, sagt Antonia. Ohne Zustimmung der Kinder möchte sie deshalb nichts weggeben - und das ist in der Praxis dann doch nicht so einfach. Denn plötzlich, wenn es heißt, dieses und jenes Spiel gibt man jetzt weg, wollen sich die Kinder dann doch nicht so einfach von ihrem Spielzeug trennen. In unzähligen Gesprächen versucht sich Antonia mit ihren Kindern auf „Aussortier-Stapeln“ zu einigen. Oder auf „Wegebe-Dingen“ mit denen schon lange nicht mehr gespielt wurde. Am Weg zu einem „aufgeräumteren Leben“, sollen in jedem Fall auch ihre Kinder miteinbezogen werden... Auch Kleidung wird nicht achtlos wegegeben. Antonia sortiert zu kleine, oder wenig getragene Kleidungsstücke der Kinder aus. Dann bringt sie diese in ein nahegelegenes Familienzentrum. Dort freuen sich andere Familien und Kinder über das neue, alte Gewand. „Wenn ich sehe, wie viel Freude die Sachen bei Müttern und Kindern auslösen, dann macht das die Trennung von diesen „Erinnerungsstücken“ viel leichter“, sagt sie. Auch sie selbst besitzt derzeit noch hunderte Kleidungsstücke - viele davon ungetragen. Ihr Ziel sei eine sogenannte „Capsule Wardrobe": Bei diesem Konzept behält man 30 bis 50 Kleidungsstücke, die sich aber alle mühelos miteinander kombinieren lassen. Neues Bewusstsein, mehr Nachhaltigkeit. In den vergangenen Monaten hat sich Antonia von mehreren hundert Gegenständen in ihrem Haushalt getrennt. Scheinbar unmerklich hat sich parallel mit ihrem neuen Lebensentwurf auch ein neues Bewusstsein entwickelt. „Ich möchte mich zukünftig stärker mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandersetzen“, sagt Antonia. Natürlich weiß sie, dass die Kinder größer werden, sie immer wieder neue Dinge und Kleidung brauchen. Aber, so fragt sie sich: Muss es immer etwas Neues sein? Erfüllen gebrauchte Kleider und Gegenstände nicht ebenso ihren Zweck?
Die größte Herausforderung minimalistisch zu leben, sind die Kinder, meint die zweifache Mutter. Auch sie selbst müsse noch daran arbeiten, ihre Konsumgewohnheiten weiter zu minimieren, betont sie. Dennoch: Ihr Lebenskonzept hat bereits heute positive Auswirkungen: Auf sie persönlich, auf ihre angewachsene Freizeit, auf ihre Kinder - und natürlich auch auf ihren ökologischen Fußabdruck. Fazit: Veränderung beginnt immer zuerst bei einem selbst. Dann ändert sich auch alles andere... Video-Tipp: „Schluss mit Überfluss“ – 37° ZDFmediathek Fotos: Florian Frei Mit freundlicher Genehmigung von ZDF! Text: Helmut Wolf
0 Comments
Leave a Reply. |
|