Technologie. Schlüssel zur globalen Verständigung? Matthias Monreal, Gewinner des T-Mobile Umwelt- und Nachhaltigkeitsfonds (TUN-Fonds) 2016, ist überzeugt davon. Auf seiner Onlineplattform „interprAID“ überwinden Dolmetscher Sprachbarrieren - und kulturelle Grenzen. Ein Interview! Wir vermitteln Menschen, nicht nur Sprachen.“ Wenn Matthias Monreal über sein Herzensprojekt spricht, dann spürt man sofort eine besondere Leidenschaft - und die Kraft der Überzeugung: positive Veränderung ist möglich. Mit dem Internetportal „interprAID“ hat Monreal nicht nur eine Plattform zur Vermittlung von Dolmetschern für soziale Einrichtungen und Behörden geschaffen. Mit dem interkulturellen Ansatz und einem globalen Dolmetsch-Team, trägt das Social Start up-Unternehmen vor allem auch zur kulturübergreifenden Verständigung und Bewusstseinsbildung bei. Als Gewinner des T-Mobile Umwelt- und Nachhaltigkeitsfonds 2016, konnte Monreal im Vorjahr dokumentieren, wie positiv „nachhaltige Digitalisierung“ auf unser soziales und gesellschaftliches Lebens Einfluss nehmen kann. Im nachfolgenden Interview erläutert der interprAID-Initiator die Beweggründe seiner Tätigkeit und warum es Sinn macht, einen positiven Beitrag zur Gesellschaft zu leisten. ![]() Herr Monreal, wie ist ihre Muttersprache? Woher kommen sie? Ich bin in Koblenz geboren und in einem kleinen Dorf in der Eifel, in Deutschland aufgewachsen. Es hat mich aber immer schon in die große, weite Welt gezogen. Zuerst nach Bonn und dann für zwei Jahre als „Backpacker“ durch Afrika und Asien. Ich bin nach diesen zwei Jahren aber nicht nach Deutschland zurückgekehrt, sondern nach London gezogen. Dort habe ich an der „School of Oriental & African Studies“ viele Menschen, Sprachen und Kulturen kennengelernt. Das Studienangebot war dort sehr vielfältig und reichte vom persischen Film bis zur jüdischen Kunstgeschichte. Das hat mich sehr geprägt, vor allem meine Wahrnehmung unterschiedlicher Ethnien und kultureller Hintergründe. In London bin ich schließlich 10 Jahre geblieben. Was hat sie in die soziale Richtung geführt? Ich wollte immer schon einen Beitrag leisten, um die Welt zu verbessen. Nach dem Studium habe ich vorerst noch wissenschaftlich gearbeitet, den Klimawandel untersucht, Forschungsprogramme entwickelt... Ich war zwar bei den „Guten“ beschäftigt, aber zufriedengestellt hat es mich nicht. Ich wollte nicht nur wissenschaftlich tätig sein, Theorie und Papiere entwickeln, sondern Lösungen finden. Lösungen, die es bisher noch nicht gab. Neuland finden und die Welt ein Stück besser machen - das finde ich spannend! Dies klingt, wie nach dem Grundansatz ihrer Plattform interprAID... Ja. Nach einer persönlichen und beruflichen Krise habe ich meine Fühler ausgestreckt und bin auf das (Lebens-)Konzept des „Social Enterpreneurs“ gestoßen. Genauso wollte ich tätig sein: innovative, soziale Lösungen finden - und diese auch umsetzen. Meine Frau war in der Psychosozialen Beratung tätig und hatte immer Schwierigkeiten passende Dolmetscher für ihre Klienten zu finden. So ist die Idee zum Konzept „interprAID“ entstanden: nicht nur die Sprache der Menschen zu übersetzen, sondern auch kulturelle und soziale Aspekte miteinzubeziehen. ![]() Die Sprache ist das Tor zur Welt. Glauben sie, liegt hier der Schlüssel zu einem friedlichen Miteinander? Das große Ziel ist ein Bewusstsein bei den Menschen zu schaffen. Ein Bewusstsein für eine Gesellschaft, die von Vielfalt und Buntheit geprägt ist. Hier fehlt es heute leider oft an Verständnis. Egal, ob im Krankenhaus oder bei Behörden. Ich merke das selbst als gebürtiger Deutscher in Österreich. Ich werden nach 10 Jahren Lebenszeit hierzulande noch immer gefragt: „Und, wie gefällt es dir hier bei uns?“. Das ist gar nicht böse gemeint, und ich kann das locker wegstecken. Für Menschen, die aus der Not heraus hierhergekommen sind - und nicht, wie ich, aus freien Stücken - ist eine aktive Willkommenskultur umso wichtiger. Es geht bei unserer Arbeit auch darum, Sensibilität zu erzeugen im Miteinander. Das hartnäckigste Urteil ist das Vorurteil. Was braucht es, um Vorurteile abzubauen? Es geht um Inklusion. Es geht auch um die Grundsatzfrage: wollen wir eine vielfältige, bunte Gesellschaft? Wenn ja, dann müssen wir allen Menschen, die dazu gehören wollen, Hilfestellungen anbieten. Egal, ob es sich dabei um einen Flüchtling, einen Migranten oder eine Schlüsselkraft aus einem Drittland handelt. „Online-Freedom“ statt Hacker-Angriffe: Wie könnten neue Medien und mobile Kommunikation zum Weltfrieden beitragen? Ich kann klar sagen: bei interprAID ist die Technologie der Schlüssel. Ohne Technologie würden wir immer nur lokal und begrenzt bleiben. Aber: Menschen, Herausforderungen und Sprachen kennen keine Grenzen. Mit unserem Portal können wir Dolmetsch-Dienste im gesamten deutschen Sprachraum und darüber hinaus anbieten. Wollen Sie die Welt retten? Dazu braucht es mehr als interprAID (Lacht). Was ich möchte, ist, zu einem positiven Wandel beitragen. Und: meine Tätigkeit soll Sinn machen. Mein Sinn ist es, einen positiven Beitrag zur Gesellschaft zu leisten. Meine Frau ist Italienerin, unser Sohn in London geboren, unsere Tochter in Ghana, wir alle leben in Innsbruck. Ich lebe Interkulturalität jeden Tag. Mit meiner Tätigkeit habe ich das Gefühl, dass ich meine Lebenszeit nicht verkaufe, sondern positiv nutze. Das fühlt sich einfach gut an... Web-Tipp: www.interpraid.org ![]() Der „TUN-Fonds 2017“ Der T-Mobile Umwelt- und Nachhaltigkeitsfonds (TUN) vergibt jährlich 50.000 Euro für Innovationen zur Lösung von Umweltproblemen und für nachhaltiges Handeln. Dazu sollen die Möglichkeiten mobiler Kommunikation als Hebel zur Problemlösung verwendet werden - unabhängig von bestimmten Anbietern oder Herstellern. Einreichungen zum TUN-Fonds 2017 sind noch bis 19. Juni möglich! www.tun-fonds.at Fotos: interprAID-Screenshots, T-Mobile/Marlena König Interview: Helmut Wolf
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