Er hat Sri Lanka mit dem Fahrrad umrundet. Und auch sonst gehört Radfahren zu Fabian Bruggers Alltag. Ein Gespräch mit dem 26jährigen Wiener über sein Lebensziel, die Welt mit dem Rad zu befahren und die wertvolle Erfahrung des alleine Reisens in Südostasien... „Ich brauche kein Auto“, sagt Fabian Brugger, 26, mit großer Überzeugung. „Fahrradfahren gibt mir ein Gefühl der Freiheit und Selbstbestimmtheit.“ Ich habe auch keinen Führerschein. Gleich zu Beginn des Gesprächs wird klar: hier spricht nicht jemand über ein bloßes Fortbewegungsmittel, um von A nach B zu kommen, sondern über ein grundlegendes Lebensprinzip. Das Fahrrad als symbolisches Vehikel in die Zukunft. „Radfahren war schon immer in meinem Leben - es ist mein Leben“. Die Leidenschaft für die Mobilität auf zwei Rädern wurde bei Brugger schon früh entzündet. Mit seinem Vater hat er kurze Expeditionen – „Expis“ – in die Wiener Haus- und Weinberge unternommen. Auch etliche Radtouren entlang der Donau wurden absolviert. Mit dem „Dirt Bike“ hat er spezielle Tricks im Skate-Park geübt und verfeinert. Biken und Fotografieren. Neben der Leidenschaft zum „Biken“, entwickelte sich auch eine große Hingabe zu Fotografie und Film. Dies hat sich auch im Studium für Film- und Videoschnitt manifestiert. Seinen Unterhalt finanziert er sich derzeit bei „Cyclecraft“, einem Spezialisten für – eh klar – individuelle Fahrradlösungen. Genauer: Lastenfahrräder mit speziellen Aufbauten, hervorragend geeignet für große Transporte vom Baumarkt. Alleine um den Inselstaat Sri Lanka. Vor kurzem ist Brugger von einem Fahrrad-Trip aus Sri Lanka zurückgekehrt. Die Route: einmal um den ganzen Inselstaat. Zweieinhalb Monate dauerte die Reise entlang der Küstenstraßen. Alleine. Was hat ihn zu dieser „Single-Reise“ bewogen? „Anfangs war es ein kleiner Kulturschock. Dass hat sich aber schnell gelegt“. Alleine Reisen bedeutet für ihn vor allem: viele Menschen kennenlernen. Immer wieder Loslassen und Neues beginnen. Mit dem Fahrrad zu reisen, heißt aber auch, ständig in Bewegung zu sein: „Du verbringst ein paar Tage an einem Ort mit Menschen, dann heißt es: Abschied nehmen.“ Das sei zwar immer ein bisschen Schade, aber es lehrt einem Loslassen zu können, immer wieder etwas Neues zu beginnen: „Alleine zu Reisen ist eine tolle Erfahrung, aus der jeder etwas Positives ziehen kann.“ Radfahren in Europa und Sri Lanka - wo liegen die Unterschiede? „Ein großer Unterschied ist: es gibt so wie gut keine Ampeln in Sri Lanka“, lacht Fabian Brugger. Die Route generell war einfach: einmal um die Insel. Am Vortag hat er sich nach Übernachtungsmöglichkeiten erkundigt, in der Früh ist er losgefahren - „weil es kühler war“. Er hat, betont er, viel mehr im Jetzt, im Moment gelebt als im getakteten Alltagsleben in Wien. Sehnsucht nach Freiheit und Glück. Viele seiner Freunde haben gesagt, sie würden auch gerne diese Art von Reise unternehmen. Getan haben sie es letztendlich aber doch nicht. Warum? „Der Grundtenor war: sie haben keine Zeit. Das ist aber oft nur eine Ausrede. Im Grunde schlummert in fast jeden von uns die Sehnsucht nach Freiheit und Glück“. Um diese Attribute zu erfüllen braucht es oft nur einen kleinen Ruck und geringe finanzielle Mittel, um aus gewohnten Bahnen des Alltags auszubrechen. „Man lernt sich zu reduzieren“. Wer eine Reise mit dem Fahrrad plant, muss sich beim Gepäck auf das Wesentliche konzentrieren. „Man lernt sich zu reduzieren.“ Das schwerste war die Kamera und der Laptop. Sonst war er mit: zwei Fahrradhemden, einem T-Shirt, einer Regenjacke, Badehose & Handtuch sowie Toilettzeug und Reparaturwerkzeug unterwegs. Eingepackt in zwei Radtaschen und einem Rucksack. Welche Perspektive hat er auf der Rundreise in Sri Lanka gewonnen? Der Gewinn: ist ein distanzierter Blick auf unsere stresserfüllte Lebens- und Arbeitswelt in Europa. „Die Menschen dort arbeiten auch viel und hart, aber sie sind viel entspannter und gemütlicher drauf“. Die meisten Menschen auf Sri Lanka arbeiten als Fischer, Teepflücker, viele vermieten Gästehäuser. Es gibt zwar Armut, aber die Insel reich an Früchten und intakter Natur. Die Umstellung von Sri Lanka nach Wien war schwieriger als umgekehrt, betont Fabian Brugger. Der Stress und die große Konsumauswahl in der Stadt haben ihm bei der Rückkehr Anfangs fast überfordert. „Wir glauben, wir müssen alles haben - und das sofort und zu jeder Zeit. In Sri Lanka dagegen gibt es noch viele kleine Läden, die vorwiegend lokale und saisonale Produkte anbieten. Das schafft allgemein mehr Zufriedenheit“. Gibt es ein bestimmtes Ziel? „Ich will auf jeden Fall meine Radreisen nach Südostasien fortsetzen.“ Sein Finanzierungskonzept: im Sommer Geld ansparen, um Anfang des Jahres seine Touren zu finanzieren. Im nächsten Jahr möchte er von Thailand nach Vietnam. Sein Hauptziel sei es jedoch: einmal mit dem Fahrrad auf Weltreise zu gehen - „auch in kältere Regionen“. Mit dem Fahrrad neue Perspektiven gewinnen und dabei die Welt kennenlernen – ein schönes Lebenskonzept. Web-Tipp: www.fabianstravels.net Interview: Helmut Wolf
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Hanna
4/22/2015 10:00:26
Ein cooler Typ mit einem sehr schönen Lebenskonzept! Und ich bin stolz, seine Mutter zu sein.
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