Nicht nachdenken, intuitiv handeln. Im Jetzt leben und sich immer auf etwas Neues einlassen. Kabarettist Thomas Malirsch, 27, im Gespräch über Nonsens als globale Sprache und den Genuss des Scheiterns... Loslösen aus dem bürgerlichen Berufsleben. Seit rund einem Jahr genießt der junge, oberösterreichische Künstler Thomas Malirsch die unkonventionelle Laufbahn des Kabarettisten. Das Loslösen aus dem bürgerlichen (Berufs-)Leben mit 14 Monatsgehältern, umschreibt Malirsch als wichtigen Schritt, um die Dinge besser schätzen zu können. Und neue Perspektiven zu gewinnen. In seinen Aufführungen spiegeln sich Elemente der legendären Klamauk-Truppe Monty Pythons ebenso, wie pantomimisches Slapstick á la Rowan Atkinson und Jerry Lewis. „Meine Aufführungen sollen immer überraschend sein - und mich selbst überraschen“, sagt der Kabarettist Thomas Malirsch. Diese Überraschungen lassen ihm stets wachsam und konzentriert bleiben. Bei einem gemütlichen Kaffee erzählt der gebürtige Vöcklabrucker über seinen Lebensweg zum Kabarett... Wie wird man als junger Mensch Kabarettist? Durch Umwege. Und eine positive Art des Scheiterns. Scheitern ist ein Antrieb von mir gewesen... durch das "Nicht-Gelingen". Die Furcht vor dem Scheitern ist in unseren Breiten sehr ausgeprägt. Ganz im Gegensatz zur amerikanischen Kultur, wo Scheitern als etwas gilt, dass einem im Leben weiterbringt, die Persönlichkeit reifen lässt. Ich finde, man sollte sich das Scheitern erlauben und sich immer auf etwas Neues einlassen. Jeder hat seinen Traum. Die kleinen Träume, die zwar nicht immer gelingen müssen. Aber wenn ein Traum einmal gelingt, dann freut es einem umso mehr. Du kommst aus Oberösterreich. Ein guter Nährboden... ...für kreative Impulse - und gut für das Komische. Es gibt dort keine Offenheit, keine Toleranz. Wenn der Oberösterreicher weiß, dass es einem anderen schlecht geht, dann fühlt er sich besonders wohl. Ich komme aus einem Seengebiet: dort gibt es im Sommer viel Tourismus, Golfspieler, viele Wohnwägen... Im Winter ist dort nur Nebel und Nichts. Diese Tristesse ist wunderbar, weil es einen Gegenantrieb, ein Gegenmodell motiviert. Ist es schwer oder leicht lustig zu sein? Ich muss mich immer erst in Themen hineinwühlen, schauen, was komisch ist. Ursprünglich komme ich aus der Musikbranche, war Gitarrist. Bei der Musik kannst du immer deine Meinung sagen. Du kannst über etwas Lachen, Kritik äußern. Man kann Sachen sagen bzw. singen, die einem vielleicht kränken könnten. Aber es hat menschliche Seiten: es ist wie das Leben. Es muss furchtbar sein, lustig und traurig sein. Kabarett, wie ich es verstehe, soll unterhaltende Emotionen bieten. Das hat viele Facetten. Ich mag einfaches, pantomimisches Slapstick. Ich finde es gut, dass man über ein komisches Gesicht, über Grimassen lachen kann. Das kann man überall spielen. Kauderwelsch und Nonsens hat eine globale Verständlichkeit. Meine Kabarett-Abende sind verschiedene Blockeinheiten, wo ich je nach Lust und Laune ausbrechen kann. Diese Blöcke sind mein Sprungbrett für das Überraschende. Du bist sehr selbstbewusst auf der Bühne. Wie schaffst du das? Durch das permanente Scheitern. Ich bin Anfangs mit Nichts auf die Bühne gegangen, der Text war weg... Ich habe nicht nachgedacht, einfach nach Bauchentscheidungen gehandelt. Ganz intuitiv. Scheitern ist ein stetiger Antrieb, um an mir zu arbeiten. Das verändert auch die Sichtweise, eröffnet neue Blickwinkel. Das muss man sich erlauben... Pausen sind auch oft gut, um Dinge sickern lassen. Was bringen Effizienz und Perfektion? Ein Kühlschrank, der alles Online bestellt, um Zeit zu gewinnen. Jene zusätzliche Zeit, die man nutzt, um sich mit sozialen Medien vollzustopfen... Viele Menschen haben Angst vor der Zukunft?
Es ist schrecklich zu wissen, was in 20 Jahren geschieht. Die junge Generation von heute möchte nicht mehr für die nächsten 40 Jahre ansparen, sondern im Jetzt leben. Hast du ein Ziel? Ich hatte letztens 13 Besucher bei meiner Vorstellung. Nächstes Jahr sollen es 14 Besucher sein. Jedes Jahr möchte ich einen Zuschauer mehr (lacht). Die Thomas Malirsch-Shows entwickeln sich weiter. Manche Einlagen sind Evergreens, manches entwickelt sich, wie es eben bei der Kunst so ist. Die Sickerwitze sind auch lustig. In Oberösterreich lachen sie oft erst nach der Show... Kann man vom Kabarett leben? Es geht sich alles aus. Das Loslösen von den den 14 Monatsgehältern war ein wichtiger Schritt. Da wird einem erst bewusst, was Versicherung, Arzt usw. kosten. Man schätzt die Dinge vielmehr. Wie lautet dein Lebenskonzept? Scheitern ist nichts Peinliches, das ist total in Ordnung. Viele Dinge wurden erst durch das Scheitern erreicht. Wer das Scheitern genießen kann, hat gewonnen... Web-Tipp: www.malirsch.at Fotos: Astrid Knie Interview: Helmut Wolf
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