Der Klimawandel beeinflusst unseren Schlaf? Steigende Nachttemperaturen mindern die Schlafqualität und wirken sich auf Gesundheit und Gesellschaft aus. Dies belegt eine Studie, die auf der Plattform „One Earth“ veröffentlicht wurde. Die beste Lösung? Den Klimawandel eindämmen … Jeder kennt das Gefühl: Eine heiße, stickige Sommernacht. Man schläft unruhig und fühlt sich am nächsten Morgen wie „neben der Spur“. Der (Arbeits-)Tag wird zur Qual... Dieses Gefühl ist nicht nur für den Einzelnen unangenehm. Eine Reihe von Forschungsergebnissen belegen: Schlafentzug erhöht das Risiko von Herzerkrankungen und verstärkt Stimmungsstörungen. Auch die Lernfähigkeit verlangsamt sich und die Konzentrations-fähigkeit nimmt ab - mit großen persönlichen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Folgen… „Schlafverlust durch den Klimawandel ist Realität geworden“, sagt der dänische Wissenschaftler Kelton Minor, Hauptautor der Schlaf-Studie, bei der Daten von rund 50.000 Teilnehmern weltweit über drei Jahre gesammelt wurden. Die Armband-Aktivitätstracker zeichneten auf, wie die Leute einschliefen, aufwachten und wie sie „dazwischen“ schliefen. Obwohl die Daten anonymisiert wurden, konnten die Forscher die Standorte „der Schläfer“ mit standortspezifischen Klimadaten abgleichen. Schlafverlust hat auch sozialen Hintergrund… Für Minor, Forscher an der Universität Kopenhagen, sind die Ergebnisse der Studie klar: die Erderwärmung ist im Alltag der Menschen weltweit zum Stressfaktor geworden. Und das nicht nur mit Hitzestress am Tag, sondern auch in den Nächten. Wie stark - oder weniger stark - sich der Klimawandel auf das Schlafverhalten der Menschen auswirkt, hat auch soziale Hintergründe. Bewohner von Ländern mit niedrigen und mittleren Einkommen leiden etwa dreimal so hoch unter eingeschränkter Schlafzeit, als Länder mit hohem Einkommen. Zum Teil vielleicht auch wegen des geringeren Zugangs zu Klimaanlagen... Frauen und ältere Menschen stärker von Hitzedruck betroffen. Die schweißtreibenden Nächte treffen einige Gruppen schlimmer als andere. Die Auswirkungen wachsen jedenfalls mit dem Alter: Menschen über 70 sind etwa doppelt so empfindlich, so die Studie. Ältere Menschen verlieren etwa 30 Minuten Schlaf, statt 15 Minuten, unter ähnlichem Hitzedruck. Frauen sind auch stärker betroffen und verlieren bei wärmeren Temperaturen etwa 25 % mehr Schlaf als der Durchschnitt. Ideale klimatische Außentemperaturen? Am meisten schliefen die Menschen, wenn die Außentemperaturen unter 10° Grad lagen. Lagen die Temperaturen über diesen Schwellenwert, bestand deutliche Gefahr, weniger als sieben Stunden zu schlafen. Interessantes Detail der internationalen Studie: Eine Beschleunigung des Schlafverlustes war bei über 25° Grad zu beobachten. Wenn die nächtlichen Temperaturen im Freien gar 30 Grad überstiegen, verloren die Menschen durchschnittlich etwa 15 Minuten pro Nacht… „Der Körper passt sich nicht an wärmere Schlaftemperaturen an", sagt Schlafforscher Kelton Minor. Zumindest auf physiologischer Ebene konnten keine Anpassungseffekte gefunden werden. Selbst wenn Menschen das ganze Jahr über in heißen Klimazonen leben oder einen Sommer mit Hitzenächten erlebt hatten, war kein Anpassungeffekt erkennbar. Überdurchschnittlich warme Nächte haben den Schlaf der Menschen generell durcheinandergebracht, egal, unter welchen Gegebenheiten. „Früher waren Nächte die Zeit, um den Körper abzukühlen. Wenn Hitze jedoch ein chronischer Faktor ist, kann sich der Körper nicht abkühlen und erholen - das ist ein Schlüsselelement, der die globale Gesundheit der Menschen beeinträchtigt", bringt es Rupa Basu, Expertin für öffentliche Gesundheit beim kalifornischen „Office of Environmental Health Hazard Assessment“, auf den Punkt. Die Kopenhagener Forscher schätzten, dass wärmere Nächte uns Menschen jedes Jahr etwa 44 Stunden Ruhe kosten. Hinzu kommen 11 zusätzliche Tage mit „kurzen Schlaf". Also Nächte, in denen wir weniger als sieben Stunden Schlaf halten… „Den Klimawandel zu stoppen, ist die beste Lösung gegen Schlafmangel. Das ist der Hebel , wo angesetzt werden muss", so Cedeno Laurent, Umweltforscher an der Harvard University in den USA. Die Zusammenhänge zwischen Schlafentzug und schlechterer Gesundheit sind nicht mehr zu ignorieren, so Laurent, auch wenn dies oftmals als Gegebenheit hingenommen wird. Motto: „Damit müssen wir halt leben…“ „Die Eindämmung des Klimawandels ist im Grunde eine Menschenrechtsfrage", sagt Umweltforscher Cedeno Laurent. Wenn wir das ignorieren und stattdessen einzig auf energieintensive Klimaanlagen setzen, dann wird sich die Situation noch weiter „aufheizen“. Eine globale Erwärmung, die uns auch um den Schlaf bringt? Na, gute Nacht… Web-Tipp: „Während wir schlafen..“ (Nat Geo-Bericht, engl.) Quellen: Schlafstudie in „One Earth”; Nat Geo-Artikel "Klimawandel beeinflusst Schlaf" (engl.) Fotos: Unsplash, Pexels, Pixabay, Nat Geo Text: Helmut Wolf
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