Besser Sehen, heißt besser Leben. Das weiß der Brite Andrew Bastawrous aus eigener Erfahrung. Als Augenchirurg hat er ein Smartphone-Sehtest-System für unterentwickelte Regionen entwickelt... Die Augen geöffnet hat Andrew Bastawrous eine Begebenheit in seiner Kindheit als junger Schüler. Als Sohn ägyptischer Eltern hat er in Großbritannien die Schule besucht und wie viele andere Kinder bei seiner Einschulung eine Sehschwäche. Er war kein besonders guter Schüler, was sich jedoch nach einer Untersuchung seiner Augen stark verändern sollte. Nach dieser Augenuntersuchung bekam er schließlich seine erste Brille - und siehe da: bald darauf wurden auch seine schulischen Leistungen besser... Gesundheit allen Menschen auf der Welt zugänglich machen. Seine Kindheitserfahrung hat ihn jedenfalls geprägt: „Von da an hatte ich eindeutig mehr Chancen in der Schule und in meinem Leben“, erzählt Bastawrous. Heute ist der 37jährige Facharzt für Augenheilkunde und klinischer Dozent an der Londoner Hygiene- und Tropenmedizinhochschule. Seine Kindheitserfahrung hat er schließlich mit in seinen Beruf genommen - und daraus seine „Berufung“ geformt. „Mir war immer auch bewusst, dass ich diese Chancen nicht gehabt hätte, wäre ich in einem anderen Teil der Welt geboren worden“, erzählt er heute. Als Antriebsfeder und Lebenskonzept gilt für ihn jedenfalls: Gesundheit allen Menschen auf der Welt zugänglich zu machen. Weltweit gibt es 285 Millionen Sehbehinderte. Die überwiegende Mehrheit davon lebt in einkommensschwachen Ländern. Vor allem in Afrika, aber auch in Regionen Südostasiens leben viele Menschen mit Seheinschränkung. In diesen Gebieten der Welt gibt es wenig oder keinen Zugang zu Diagnoseverfahren und Behandlungen. Zudem wohnen viele dieser Menschen in abgelegenen und schwer zugänglichen Gebieten. Vor einiger Zeit ist Augenarzt Andrew Bastawrous deshalb für eine klinische Studie in abgelegene Gebiete nach Kenia gereist, um bessere und „beweglichere“ Lösungen zu erforschen... In Kenia gibt es fast überall Mobilfunk. Mit einem Team und zwei Lastwagen mit schwerem und teurem Gerät für die Augentests, bereiste Bastawrous das ländliche Kenia. In viele Dörfer gelangt man nur über unwegsame Straßen. In den meisten Dörfern gibt es keinen Strom, doch: fast alle haben Mobilfunkabdeckung. Bastawrous überlegte: „Als wir diese Hightech-Geräte durch die Dörfer schleppten, sagte ich mir: womöglich könnte man all dies durch mobile Geräte ersetzen? Man müsste nur eine Reihe von Apps entwickeln und geeignete Hardware einsetzen, dann könnten auch Nichtfachkräfte ohne lange Schulung einwandfreie Sehtests durchführen." Ein smartphonebasiertes Sehtest-System für ländliche Regionen. Das Ergebnis dieser Überlegungen in Kenia war schließlich die Entwicklung des sogenannte „Peek-Sets“: Peek für „Portable Eye Examination Kit“ - ein kostengünstiges, smartphonebasiertes Sehtest-System. Ein Hard- und Software-Set für Einsätze an Orten, die für die wenigen verfügbaren Spezialisten mit der sperrigen und empfindlichen elektronischen Ausrüstung nicht leicht zu erreichen sind. „Gerade Menschen in ländlichen Gebieten, die vermeidbare Augenkrankheiten haben und die Hilfe am dringendsten benötigen, haben die geringsten Chancen haben, behandelt zu werden“, erläutert der britische Ophthalmologe Andrew Bastawrous. Den Adapter auf das Smartphone stecken. Das „Peek“-Set besteht aus Softwareapplikationen und Hardwareadaptern. Unter Anwendung der gängigen Sehtafel mit dem Buchstaben E , ersetzen die Apps die standardisierte Sehschärfe-Messung. Der Adapter wird auf das Smartphone gesteckt und stellt das Kameraobjektiv so ein, dass die Netzhaut des Patienten in Großaufnahme zu sehen ist. Dieser Test erlaubt die Diagnose zahlreicher chronischer Augenkrankheiten. In nur neun Tagen 21.000 Schüler untersucht! Das Peek-Team rund um Andrew Bastawrous bildete vorerst 25 Lehrerinnen und Lehrer in Kenia im Gebrauch des Peek-Sets aus - und diese untersuchten anschließend in nur neun Tagen 21.000 Schüler und stellten bei 900 von ihnen Sehschwächen fest. Im Rahmen der klinischen Prüfung erhalten die Eltern von Kindern mit Sehschwächediagnose per SMS eine entsprechende Mitteilung. Auch die Schulleitung erhält per SMS eine Liste der Kinder, die behandelt werden müssen. Der Lehrgang und die Untersuchungen wurden von allen Beteiligten sehr positiv aufgenommen. Der Erfolg des Sehtest-Systems in Kenia gibt Bastawrous jedenfalls Recht. So soll in Kitale (Kenia) ein Kompetenzzentrum entstehen und „zu einem Modell hochqualifizierter Ausbildung heranwachsen“. Zusätzlichen Schwung wurde dem Peek-System außerdem mit der Verleihung des internationalen „Rolex Preis“ verliehen. „Nie habe ich die Kluft vergessen zwischen denen, die keinen Zugang zu augenärztlicher Versorgung haben, und denen, die sich jederzeit behandeln lassen können,“ sagt Bastawrous. Mit der Realisierung dieses Projekts, hat er seine Vision „Gesundheit für alle Menschen“ augenscheinlich gemacht... Web-Tipp: www.peekvision.org Fotos: Joan Bardeletti / Rolex Text: Helmut Wolf
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