Möbel, Bilder, Teppiche... Wohnungen anderer Menschen „entrümpeln“? Dieser Aufgabe hat sich Reporterin Donya Farahani eine Woche gestellt - und ist dabei besonders auf eine Frage gestoßen: Was brauche ich „wirklich“ im Leben...? „Es ist schon absurd“, sagt Donya Farhani: „Wir arbeiten hart daran, um uns viele Dinge zu kaufen, die wir oftmals nicht einmal benutzen. Und am Ende...kommt fast alles weg“. Es sind diese und andere hinterfragenden Erkenntnisse, die der Reporterin Donya Farahani durch den Kopf gegangen sind. Für eine Woche hat sie sich einem professionellen Entrümpelungsdienst im deutschen Ruhrgebiet angeschlossen und mitgeholfen Wohnungen zu entrümpeln. Ihr Fazit nach dieser Woche: „Ich habe mich durch das Leben fremder Leute gewühlt“, so ihre Umschreibung. Und dabei hat sie sich immer wieder eine Grundsatzfrage gestellt: Was brauche ich wirklich im Leben? Entrümpler. Sie werden engagiert, wenn Wohnungen ausgeräumt werden müssen. Wenn jemand ins Altersheim gezogen ist, oder die allein stehende Mieterin im vierten Stock gestorben ist und der Vermieter eine „Auflösung der Wohnung“ organisiert hat. Aber auch, wenn eine Firma endgültig schließt? Möbel, Bilder, Teppiche, Bekleidung, Porzellangeschirr... Selten machen sich die Menschen darüber Gedanken, was mit all den Sachen passiert, wenn wir nicht mehr da sein sollten. Entrümpler sind zumeist die Letzten, die sich ein Bild vom Leben eines Menschen machen. Sie blicken noch einmal auch auf die intimsten Erinnerungsstücke der ehemaligen Bewohner, bevor das meiste auf dem Müll - und damit im Vergessen landet... „Man ist Schatzsucher, Abenteurer und Spion“, schmunzelt Entrümpler Sören Brüntgen (Foto links). Brüntgen ist seit vielen Jahren professioneller Entrümpler in Oberhausen, einer Kleinstadt in der Nähe von Düsseldorf. Was Wert hat, verkauft Brüntgen in seinem „Flohmarkt“-Geschäft in Oberhausen. Was keinen Wert hat - kommt auf den Müll. In seinem Geschäft, einer Art Flohmarkt, finden sich Sachen, die es oft heutzutage gar nicht mehr gibt. Viele Dinge kommen somit noch einmal unter die Menschen und finden in anderen Wohnen ihren Gebrauch. Die Dinge bekommen eine Art „zweites Leben“. Als Entrümpler braucht man Distanz, meint Donya Farahani. Ihr hilft Humor... Frau Müller hatte 40 Jahre in der Wohnung gelebt. Sie hatte niemanden, der sich um die Wohnungsauflösung kümmert. Sie ist ins Krankenhaus gekommen - und dort verstorben. Nun soll die Wohnung von Frau Müller ausgeräumt, entrümpelt werden: Die Kuchenform, die selbst gehäkelte Tischdecke, die Urkunde... Die Dinge lassen das lange Leben der alten Dame noch kurz einmal aufflackern. Teilweise finden sich noch neuwertige, original verpackte Sachen in den Kästen, wie Bettwäsche und Bekleidung. Geht einem dieser sprichwörtliche „Auflösungsprozess“ eines Menschen, eines ganzen Lebens nahe? „Natürlich geht einem das nahe“, sagt Entrümpelungs-Profi Sören Brüntgen. Anstrengend sei seine Tätigkeit, manchmal traurig. Aber auch oft lustig... Wer war diese Person? Wie lange war die Dame schon alleine? War sie einsam? Was Frau Müller in 40 Jahren angesammelt hat, wird nun in nur zwei Tagen „entsorgt“... „Oft sind es nicht die Sachen, von denen wir uns nicht trennen können“, sagt Reporterin Donya Farahani, „sondern die Erinnerungen daran“. Eigentlich wissen wir, so Farahani,dass wir gar nicht so viele Dinge zum Leben brauchen. Trotzdem kaufen und sammeln wir - unser Leben lang. Wir sind umgeben von Dingen, die wir besitzen, die wir uns erspart oder geleistet haben. Der eine hat mehr, der andere weniger. Manch` einer sammelt gerne, ein anderer kann wieder besser „aussortieren“. Unsere liebsten Sachen sind immer bei uns. Doch: was ist wirklich wichtig?
„Die schönsten Erinnerungen sind im Kopf“, sagt eine Kundin im Gespräch mit Entrümpelungs-spezialisten Sören Brüntgen. Ihr Ehemann ist vor kurzer Zeit verstorben. Geblieben sind in erster Linie Erinnerungen, die ihren Lebenspartner - und sein Dasein - lebendig werden lassen. Nach einer Woche mit dem Entrümpelungs-Team, ist für Donya Farahani jedenfalls klar geworden: Sie muss Zuhause ausmisten. Zu viel Zeug hat sich angesammelt. Denn, so sagt sie treffend: „Wichtig sind doch nur ein paar wenige Dinge, die uns wirklich etwas bedeuten“... Web-Tipp: www.wdr.de Fotos: Linda Meiers / WDR Text: Helmut Wolf
2 Comments
ich
11/10/2020 11:55:37
spasti
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Antje
12/8/2021 22:02:27
Leute! Oberhausen - eine Kleinstadt in der Nähe von Düsseldorf? Really? Da meint ihr doch Köln! :))
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