Klicken und Bäume pflanzen? Christian Kroll hat mit der „grünen Suchmaschine“ Ecosia nicht nur ein gute Alternative zu Google, sondern auch ein zukunftsweisendes Geschäftsmodell entwickelt. Ein Interview über die „bessere Wahl mit der Maus“ und der Baum als Symbol der positiven Veränderung... Lieber Christian, was hat dich dazu gebracht eine „grüne Suchmaschine“ zu entwickeln? Eigentlich habe ich Betriebswirtschaft studiert. Habe mit Aktien gehandelt. Es war spannend Geld zu vermehren, aber im Grunde war mir das zu leer. Ich bin dann umgeschwenkt, habe IT und Unternehmensführung studiert. Da ich früher mit dem Studium fertig war, habe ich mir dann ein Jahr Auszeit genommen. Ich war ein halbes Jahr in Nepal, war in Südamerika. Die große Armut in diesen Ländern hat mich sehr nachdenklich gemacht... Nur weil jemand im falschen Land geboren ist, hat er einfach keine Chance? Das fand ich ungerecht und hat sich bei mir eingeprägt. In Südamerika, wo früher Regenwald war, sind jetzt tausende Quadratkilometer mit Felder für Sojabohnen angelegt. Wenn du dort stundenlang entlang fährst, kommst du ins Grübeln. Ich war nie Aktivist, aber ich wollte einfach etwas Positives beitragen. Dann habe ich einige Internet-Projekte ausprobiert, schließlich ist die Idee für Ecosia entstanden... Wie würdest du die Philosophie von Ecosia mit kurzen Worten umschreiben? Es geht uns darum die Welt grüner und besser zu machen. Wir sind ein Non-Profit-Unternehmen. Das heißt: wir entnehmen keine Gewinne. Man kann auch sagen: Es geht uns (rund 40 Ecosia-Mitarbeiter, Anm.) darum, die Welt zu retten. Vielleicht auch den Klimawandel zu lösen. Wir machen das als Überzeugung. Worin besteht der „Mehrwert“ auf Ecosia statt auf Google zu suchen? Bäume sind nur ein Symbol für das, was wir erreichen wollen. Man klickt, pflanzt dabei Bäume - und zieht so CO2 aus der Luft. Das ist die beste und einfachste Möglichkeit etwas Positives zu tun... Aber: Es geht aber vor allem um eine größere Idee. Nämlich: Mag ich in Zukunft in einer Welt leben, wo es Mensch und Natur gut geht? Es geht um eine Philosophie. Jeder kann mit seinem Geld – oder mit seiner Maus - die bessere Wahl treffen. Mit Klicks Bäume pflanzen: Wie funktioniert dieses Modell konkret? Es funktioniert wie bei Google. Wenn jemand auf Ergebnisse mit dem Hinweis „Anzeige“ klickt, verdienen wir Geld – und einen Teil diese Gelder geben wir an Wiederaufforstungsprojekte weiter. Für die Auswahl förderwürdiger Projekte haben wir verschiedene Kriterien. Also: keine Kinderarbeit, Gleichstellung von Mann und Frau usw. Ein Beispiel: Im westafrikanischen Burkina Faso, wo wir aktiv sind, werden Teile der Wüste in Wald umgewandelt. Dort können wieder Felder bewirtschaftet werden, Brunnen füllen sich mit Wasser. Die Menschen verdienen mit der Landwirtschaft eigenes Geld, können ihre Kinder in die Schule schicken, können sich den Arzt leisten... Was ich sagen möchte: Jeder neu gepflanzte Baum kann eine ganze Gemeinschaft und Region positiv verändern. Was ist deine persönliche Triebfeder? Die Welt so gut zu gestalten, wie ich sehr gerne hätte. Ich habe den Glauben an die Zukunft, wo die Menschen verstehen, dass es allen gut gehen kann. Und ich hoffe, das ich dazu etwas beitragen kann. Auch in meinem Privatleben: also weniger konsumieren, vegetarisch ernähren, viel mit dem Fahrrad fahren... Das fühlt sich einfach sehr gut an und bewirkt positives. Was ist dein Lebenskonzept? Ich möchte so handeln, dass es allen Menschen besser geht. Daraus kann man sogar ein Geschäftsmodell machen, wie Ecosia aufzeigt. Wir müssen einfach rauskommen aus dem Rad der Geldmaximierung. Jeder kann beispielsweise sein Geld auf ein grünes Konto legen, damit Natur und Umwelt gesund bleiben. Ich hoffe, es bemerken auch die vielen (Klima-Skeptiker), dass wir Menschen alle in einem Boot sitzen... Danke für das interessante Gespräch! Web-Tipp: www.ecosia.org Fotos: Ecosia Text: Helmut Wolf
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