Essen und Konflikte? Passt das zusammen? Es passt – und schmeckt hervorragend. „Conflictfood“ nennt sich die außergewöhnliche Plattform von Salem El-Mogaddedi und Gernot Würtenberger. „Es ist uns eine Herzensangelegenheit, hier die Geschichte dieser mutigen Frauen zu erzählen und ihr wunderbares Produkt nun auch in ganz Europa anbieten zu können“, zeigen sich Salem El-Mogaddedi und Gernot Würtenberger begeistert. Vor einem Jahr hatten beide die Möglichkeit gemeinsam ein humanitäres Projekt in Afghanistan zu besuchen. Dort erfuhren sie von einem Frauenkollektiv, das wirtschaftlich auf den Anbau des Safrans anstelle des Schlafmohns setzte. Sie besuchten die Frauen während der Ernte und wussten sofort: Das ist es! Diesen Safran bringen wir nach Europa. Das Projekt „Conflictfood“ war geboren... Ihre erste Reise nach Afghanistan war durchaus abenteuerlich. Bei ihrem Aufenthalt, 45 km westlich der Provinzhauptstadt Herat, einem wichtigen Knotenpunkt der legendären Seidenstraße, befanden sie sich selbst in den Schusslinien zwischen Taliban und IS. Aber sie lernten auch den Alltag der lokalen Menschen kennen. Dabei brachten sie, neben spannenden Geschichten der Menschen, auch das kostbare Gewürz Safran mit. Gemeinsam mit den Menschen vor Ort wollen sie langfristig eine Perspektive schaffen, lokale Strukturen stärken und Fluchtursachen an der Wurzel bekämpfen.
„Wir suchen nach der Ursprünglichkeit der Lebens- und Esskultur“, betont Conflictfood-Co-Gründer El-Mogaddedi. „Wir treten im politischen Kontext den Menschen achtsam und wertschätzend gegenüber. Idealerweise spricht auch einer im Team eine der Landessprachen“. Essen ist immer auch eine politische Handlung, ist El-Mogaddedi überzeugt. Am Beispiel Afghanistan wird dies deutlich: das Land hat einen unglaublichen kulinarischen Reichtum, liegt weltweit aber im Export auf dem letzten Platz. „Wir wollen mit Conflictfood eine Brücke bauen, indem wir neue Absatzmärkte schaffen und langfristige Wirtschaftsbeziehungen zu den Kleinbauern pflegen“, sagt der Wiener Gernot Würtenberger. Höchste Qualität, direkter Handel, Transparenz. Gernot und Salem meinen es ernst mit ihrem nachhaltigen Handeln. Sie wollen keines der vielen Start-ups sein, die nur gegründet wurden, um sich von den großen Playern aufkaufen zu lassen. „Wir wollen kein Mediengag werden,“ betonen die in Berlin ansässigen Jungunternehmer. Dafür haben sie ein Manifest verfasst. Der Architekt aus Wien und der Werber mit afghanischen Wurzeln, beide Anfang vierzig, plädieren für absolute Transparenz, höchste Qualität, direkten Handel - und dafür, einen Anteil des Erlöses vor Ort in Bildung zu investieren. Ihre nächste kulinarische Reise führt sie nach Palästina. Dort haben sie ein ganz besonderes Korn entdeckt: namens „Freekeh“, einem grün geernteten und auf offenem Feuer gerösteten Weizen. Die palästinensische Traditionsspeise ist in Europa noch unbekannt. Im Zuge einer Crowdfunding-Kampagne soll das Korn in Bio-Qualität bald auch im deutschsprachigen Raum genossen werden können. In Kontakt stehen die beiden Conflictfood-Initiatoren zudem mit Reisbauern in Malaysia, die einen fast aussichtslosen Kampf gegen Palmöl-Konzerne führen. Sehr am Herzen liegt ihnen auch der Jemen, wo seit dem 15. Jahrhundert besonders guter Kaffee kultiviert wird. Die aktuelle Sicherheitslage macht die Einreise aber derzeit zu gefährlich. Das Übel der Flüchtlingskrise an der Wurzel packen, die Menschen in den Krisenregionen stärken und langfristige Handelsbeziehungen aufbauen. So lässt sich im Wesentlichen die Kernphilosophie von Conflictfood zusammenfassen. „Es liegt uns am Herzen eine andere Geschichte von Ländern und Menschen zu erzählen, als es viele Medien oft tun - eine Geschichte voller Vielfalt und Freude,“ unterstreichen Salem El-Mogaddedi und Gernot Würtenberger ihre Intention. Wirtschaftsmodell der Zukunft! Die beiden Freunde und Geschäftspartner wollen jedenfalls noch in viele Krisenregionen der Welt reisen - von denen es bekanntlich leider mehr als genug gibt. Sie suchen vor Ort nach den besten, landestypischen Agrarprodukten und vertreiben diese im Online-Shop und in ausgesuchten Geschäften. Damit beweisen sie nicht nur Mut und Zivilcourage, sondern auch Gespür für ein besonders zukunftsorientiertes Wirtschaftsmodell. Ein Wirtschaftsmodell, das kulturelle Brücken baut - und auf der Zunge zergeht... Web-Tipp: www.conflictfood.com Fotos: Melisa Mincova, Conflictfood-Blog Text: Helmut Wolf
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