Geteilte Mobilität als Modell der Zukunft? Davon ist Robert Kahr, Geschäftsführer von DriveNow Austria, überzeugt. Im nachfolgenden Gespräch erläutert der Experte die vielen positiven (Umwelt-)Effekte und warum immer mehr Menschen auf Carsharing umsteigen. Sehr geehrter Herr Kahr, wie würden sie ihr persönliches Mobilitätsverhalten charakterisieren? Beruflich muss ich sehr viel fahren, oftmals lange Strecken. Hier bleibt mir der Firmenwagen nicht erspart. In Wien greife ich immer wieder selbst auf DriveNow zurück, gerade wenn ich nur in eine Richtung fahre oder zum Flughafen muss. Ein Carsharing-Auto ersetzt etwa 10 Privatwagen auf der Straße. Wo liegen für sie die besonderen Vorteile „geteilter Mobilität“? Die Entwicklung, immer und überall spontan mobil sein zu können und Zugang zu verschiedensten Mobilitätsoptionen zu haben, hat in den letzten Jahren rasant zugenommen. Hinzu kommt, dass sich viele vor allem junge Stadtbewohner gegen ein eigenes Fahrzeug entscheiden. Bei DriveNow teilen sich unsere derzeit 36.000 Kunden in Wien 400 Fahrzeuge: auf ein Auto kommen also 90 Kunden. Geht man von Ihren oben genannten 10 Privatwagen aus, können wir mit unserer Wiener Flotte bis zu 4.000 – oftmals ältere, ineffiziente – Privatwagen ersetzen. In einer eigenen, aktuellen Umfrage in Deutschland haben 38 Prozent unserer Kunden angegeben, in den letzten Jahren ein Auto abgeschafft zu haben – einer der meistgenannten Gründe war: durch stationsunabhängiges Carsharing bei Bedarf ein Auto nutzen zu können. Die positiven Effekte aus dieser Entwicklung äußern sich mittel- bis langfristig in vielerlei Hinsicht: Die Parkplatzsituation und der Parksuchverkehr in den Städten entspannen sich, der CO2-Ausstoß wird verringert, das Mikroklima optimiert, freigewordener Parkraum kann sinnvoll umgewidmet werden usw. Kurz gesagt, das Zusammenleben in Ballungszentren und Metropolen verbessert sich, die Städte werden lebenswerter. Besonders in Städten denken immer mehr Menschen um: „Nutzen-statt-Besitzen“ heißt es auch vielerorts beim Auto. Wie hoch schätzen sie das zukünftige Potenzial für Carsharing im deutschsprachigen Raum ein? Bei unserer letzten großen Umfrage war ein großes Potential zu erkennen, dass noch mehr Menschen vom eigenen Auto auf Carsharing umsteigen würden: wenn Carsharing sämtliche Bedarfsfälle für ein Auto abdecken würde und der Wohnort noch besser mit Mobilitätsangeboten vernetzt wäre. Das zeigt uns die generelle Bereitschaft, Gewohnheiten umzustellen. Je länger und intensiver Menschen mit alternativen Mobilitätsangeboten umgeben sind, desto mehr setzen sie sich damit auseinander und denken um. Der TÜV Rheinland hat in einer Studie das Potential von Carsharing untersucht und prognostizierte im Jänner dieses Jahres einen Zuwachs von bis zu 200 Prozent in Deutschland bis zum Jahr 2020. In Österreich ist eine signifikante Steigerung von Carsharing ebenso realistisch. Wenn dazu entsprechende Rahmenbedingungen seitens Städten und Politik geschaffen werden, kann das Wachstum noch potenziert werden. U-Bahn, Fahrrad, Bus, Leihauto... – zukünftig werden Verkehrsmittel situationsbedingt ausgewählt – Stichwort: „mulitmodale Mobilität“. Wie definiert DriveNow hier seine Rolle? DriveNow versteht sich als Erweiterung und Ergänzung der bestehenden innerstädtischen Mobilitätsmöglichkeiten, wie ÖPNV, Fahrrad, Fußweg und Taxi und schließt Nachfrage-Lücken zwischen den bestehenden Angeboten. Wir wollen es unseren Kunden so einfach wie möglich machen, flexibel zwischen verschiedenen Verkehrsträgern zu wechseln. Gerade aus diesem Grund war es uns wichtig, von Beginn an mit den „Wiener Linien“ als zentraler Partner der Wiener Mobilität zu kooperieren. Im Mai haben wir diese Kooperation im Sinne multimodaler Mobilität vertieft: DriveNow ist nun als erster Carsharer exklusiv in die WienMobil-Karte integriert. DriveNow Kunden können dabei mit der „WienMobil-Karte" jedes unserer 400 DriveNow Fahrzeuge in Wien nutzen. Geht es nach der EU-Kommission, sollen 2050 Autos mit Verbrennungsmotor überhaupt nicht mehr in die Innenstädte hineinfahren dürfen. Ihr Stand der Dinge in Sachen Elektromobilität? Carsharing ist ein wichtiger Treiber für das Thema Elektromobilität und wird emissionsfrei zum absolut nachhaltigen Zukunftstrend. So bietet DriveNow seit über zwei Jahren in Berlin und München insgesamt 60 elektrische „BMW ActiveE“ im „Free Floating System“ („stationsunabhängig“, Anm.) an. Gerade im Mai haben wir nun in London als erster Stadt den BMW i3 in unsere Flotte aufgenommen. Basierend auf den Erfahrungen mit dem ActiveE werden wir im Sommer auch den BMW i3 in einigen deutschen Städten einführen. Die Ladeinfrastruktur in den Städten ist jedoch noch sehr unterschiedlich. Erst wenn ein flächendeckendes Netz aus Ladestationen vorhanden ist, kann ein großflächiger Einsatz von emissionsfreien Fahrzeugen in einem stationsunabhängigen Modell erfolgen. Hier sehen wir in erster Linie die Städte in der Pflicht, den Ausbau der Ladeinfrastruktur stärker und rascher voranzutreiben. Zur Zeit wird der Einsatz des BMW i3 in Wien evaluiert... Elektroautos finden nur schleppend Anklang in Europa: zu teuer, zu wenig Reichweite, hohe Batteriekosten... Könnte man mit dem Ausbau von E-Carsharing mehr Schwung reinbringen? Sicherlich kann E-Carsharing eine große Rolle dabei spielen. Mit unseren elektrischen BMW ActiveE Modellen in Berlin und München haben schon rund 100.000 DriveNow Kunden eine Fahrt absolviert und dabei mehr als eine Million Kilometer zurückgelegt. Jeden Monat können wir so rund 3.000 Kunden neu an das Thema Elektromobilität heranführen. Viele Kunden entscheiden sich bewusst für ein E-Modell, um das geräuschlose Fahren zu erleben. Dieser Trend wird sich mit der „Einflottung" des BMW i3 weiter fortsetzen und weitere Menschen neugierig auf Elektromobilität machen. Was sind die mittelfristigen Pläne von DriveNow? Das Thema Elektromobilität zählt neben der Verknüpfung von Mobilitätsketten zu unseren größten Herausforderungen, denen wir uns auch in Zukunft mit Nachdruck widmen und weiter ausbauen möchten. Wien ist überdies unsere erste europäische Stadt außerhalb Deutschlands und der Start unserer Expansion, gefolgt von London. Für die kommenden Jahre haben wir uns zum Ziel gesetzt, DriveNow in ca. 10 weiteren europäischen und 10 nordamerikanischen Städten zu etablieren. Unser Modell und unsere Technik selbst birgt aber ebenfalls noch viel Potential zur Weiterentwicklung. Denkbar ist beispielsweise die Hinterlegung von Kundenprofilen im Auto, so dass sich Radio und Fahrersitz automatisch auf den einsteigenden Kunden einstellen usw. Ihr liebstes Carsharing-Modell? „Freefloating“. Es überzeugt mich auch aus Kundensicht, ohne dass ich die Managerbrille aufhabe. Die Vielfalt an neuesten und komfortablen BMW und MINI Modellen, der Service und die einfache, überschaubare Handhabung bei DriveNow ist absolut kundenfreundlich und entspricht der modernen Art von Mobilität. Web-Tipp www.drive-now.com
Fotos: DriveNow, Wiener Linien, Citybike Interview: Helmut Wolf
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