Ab 2025 keine Benziner mehr zulassen. E-Autos fördern. Höhere Steuern für motorisierte Schwergewichte und jene mit hohen Schadstoffausstoß. Die „grüne Mobilitätswende“ geht in Norwegen rasch voran. Was kann Europa davon lernen? Eine Reportage… „Norwegen ist das erste Land der Welt, das die Anfangsphase der E-Mobility schon hinter sich hat", sagt Christina Bu, Generalsekretärin der „Norsk Elbilforening“, dem Verband der Elektroautobesitzer. Entsprechend begeistert ist sie vom staatlichen Förderprogramm, das bereits 2012 in Kraft getreten ist. Dabei wurden E-Autobesitzern eine Reihe von „Privilegien“, eingeräumt. Das Ziel lautete: 50.000 Elektrofahrzeuge bis 2018 auf die Straßen Norwegens bringen. Eine Vorgabe, die bei weitem übertroffen wurde: Rund 230.000 voll- oder teilstromgetriebene Autos sind bis heute auf Norwegens Straße unterwegs. Elektro- und Plug-in-Hybridfahrzeuge halten zusammen einen Marktanteil von über 50 %. Das schadstoffarme Auto ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Was gelingt in Norwegen, was in vielen Ländern Europas nur sehr schwierig funktioniert? „Wir zahlen keine Mehrwert- und weniger Kfz-Steuer", erzählt E-Autobesitzer Pierre in einem Interview für den Fernsehsender ARD. „Wir parken kostenlos in der City und auch den Strom gibt es umsonst - den spendiert die Stadt Oslo." Bereits Anfang der neunziger Jahre haben verschiedenen Regierungen schrittweise Anreize für Elektroautos eingeführt, um die Mobilitätswende zu beschleunigen. In der norwegischen Hauptstadt dürfen Elektroautos beispielsweise seit einigen Jahren Zeit Busspuren benutzen. Selbst in der „Rushhour“, wenn mindestens zwei Leute im E-Auto sitzen. Allein der Steuervorteil beim Kauf eines „Stromers“ ist so hoch, dass er den höheren Kaufpreis mehr als ausgleicht. Hunderte Millionen Euro hat das durch Einnahmen aus Öl- und Gasförderung reiche Land in das umfangreiche E-Mobility-Förderprogramm investiert - und gilt heute weltweit als Paradies für grüne Mobilität. „Aktuell befinden wir uns in einem beginnenden Massenmarkt", sagt Christina Bu von Norsk Elbilforening (Foto links). Mehr als jedes zehnte Auto in Oslo fährt bereits elektrisch. Die Umstellung auf Elektroautos geht so schnell, dass Privilegien wie Gratisparken in der Innenstadt von Oslo bereits wieder abgeschafft werden. Auch die Reduzierung der Kfz-Steuer wird wieder angehoben. Selbst der Zugang zu den Busspuren ist schon etwas eingeschränkt worden, weil es dort etwas zu voll geworden ist. „Wir sollten aufpassen, dass es hier nicht irgendwann zu viele E-Autos gibt", sagt der norwegische Verkehrsforscher Erik Figenbaum. Alleine im August 2019 waren 61,9 Prozent aller in Norwegen neu zugelassenen Pkw mit einem Elektro- oder Hybridantrieb ausgestattet. Die höchste Rate der Welt. Ab 2025 werden keine Benziner und Diesel-Autos mehr zugelassen. Die norwegische Erfolgsgeschichte basiert auf einem umfangreichen Paket an Maßnahmen. Ganz generell lässt sich sagen: E-Autos werden massiv gefördert, herkömmliche Antriebe mit Steuern belegt. Die Steuerhöhe hängt vom Schadstoffausstoß und dem Gewicht ab. Dadurch sind „Stromer“ bereits heute viel günstiger als Autos mit Verbrennungsmotor. Hinzu kommt die zügige Ausweitung der Ladeinfrastruktur. In ganz Norwegen findet man ein dichtes Netz an Ladestationen. In Städten ebenso, wie entlang der weitläufigen Landstraßen. An den Hauptverkehrsstrecken gibt es im Schnitt alle 50 Kilometer eine Schnell-Ladestation an der das Laden weniger als eine Stunde dauert. Um die Lade-Infrastruktur flächendeckend auszubauen, vergibt ein staatliches Unternehmen Aufträge für den Bau der E-Tanksäulen. Warum funktioniert die Mobilitätswende in Norwegen? Und: Was können andere Länder davon lernen? Hinter dem rasanten Wachstum der E-Mobilität, steht ein klarer Plan der norwegischen Regierung: der Klimaschutz! Die „Absicherung der Generationen“ steht hier besonders im Fokus. Dafür hat Norwegen einen riesigen Staatsfonds ins Leben gerufen, wo künftig (nur) mehr in erneuerbare Energien - vor allem in Wasserkraft - investiert werden soll. Der Staatsfonds hält Anteile an mehr als 9.000 Unternehmen in 73 Ländern und verwaltet ein Kapital von umgerechnet rund 930 Milliarden(!) Euro. Das heißt: zukünftige Investments in nachhaltige Energieprojekte sowie „grüner Strom“ für alle E-Autobesitzer sind langfristig gesichert.
Die Umstellung auf Elektroautos kann doch schneller gelingen, als uns oftmals von Experten und Politikern erklärt wird. Ein Blick nach Norwegen genügt, um zu sehen, wie rasch und effizient die Mobilitätswende durch Steuern „gesteuert“ werden kann. Auch neue Arbeitsplätze, die nicht nur mit dem Bau von Autos, sondern mit Aufbau und Unterhalt der Infrastruktur entstehen, untermauern das norwegische Erfolgsmodell. „Die Ära der Verbrennungsmotoren ist in absehbarer Zeit vorbei“, freut sich Christina Bu. „Gut, dass wir Norweger rechtzeitig die Zeichen der Zeit erkannt haben". Grüne Energie speist grüne Mobilität, um der Bevölkerung eine gesündere, grüne Zukunft zu schaffen. Viele Politiker und Entscheidungsträger sollten sich daran ein Vorbild nehmen... Web-Tipp: Norsk Elebilforening (Verband der Elektroautobesitzer in Norwegen - Englisch) Fotos: Aksel Jermstad, Ståle Frydenlund, Petter Haugneland / Norsk Elebilforening Quellen: MSN, ARD, Süddeutsche Zeitung Text: Helmut Wolf
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