Ein „Not-for-Profit“-Hotel in Amsterdam. Cooles Design, hohe Qualität und Ausbildung für Langzeitarbeitslose. Über soziales Unternehmertum als Konzept der Zukunft, ein Gespräch mit Marije Janssen vom Good Hotel Amsterdam. Wie ist Idee zu Eurem „sozialen Hotelkonzept“ entstanden? Die Ursprungsidee liegt eigentlich in Guatemala. Dort war Martin Dresen, Gründer des Good Hotels, in seiner Studienzeit unterwegs. Dresen hat dort ein Mädchen Namens Mirna angetroffen. Sie hatte keine Schuhe an. Er gab ihr ein paar Schuhe und legte damit den Grundstein zur nachhaltigen Foundation „Niños de Guatemala. Diese hat er 2006 ins Leben gerufen und basiert auf dem Prinzip der Bildung bedürftiger Kinder. Martin Dresens Vision war und ist es: nur im langfristigen, verantwortungsvollen Denken und Handeln können Mensch, Natur und Wirtschaft gut miteinander leben. Die Foundation finanziert sich in erster Linie durch Spendengelder und betreibt heute drei Schulen in Guatemala. Das Versprechen, dass Dresen den Kindern vor Ort gab, lautete: ein besseres Leben mit Schulbildung und Arbeit für die Zukunft. In der Regel kehren die Kinder nach der Schule wieder in die lokale Landwirtschaft, auf die Felder zurück. Wir wollen ihnen die Möglichkeit zur Weiterentwicklung ihres erworbenen Wissens geben. Deshalb eröffnen wir im Juni 2016 in Antigua, in Guatemala, ein Boutique Hotel. Dort wollen wir den Kindern und Jugendlichen eine qualitätsvolle Hotel- und Gastgewerbeausbildung bieten. In welchen Zusammenhang steht die Foundation mit dem Good Hotel in Amsterdam? Die Foundation in Guatemala ist gewissermaßen die Seele unserer Organisation. Im Jahr 2013 wurde dann die „Good Hospitality Group“ gegründet. Deren Ziel ist es, Hotels mit sozialen Ansatz an unterschiedlichen Plätzen der Welt zu eröffnen . Das Good Hotel in Amsterdam ist als einjähriges „Pop-up“-Konzept angelegt und hat keinen direkten Bezug zu Guatemala. Wir unterstützen hier ein lokales Projekt in den Niederlanden. Die Idee ist das Good Hotel, das hier in Amsterdam auf einem Schiff „liegt“, nach Rio de Janeiro zu transportieren und dort weiter zu betreiben. Dort wollen wir ebenfalls lokale Bildungs- und Arbeitsprojekte unterstützen. Das heißt: in Amsterdam werden wir ab Ende Juni 2016 an dieser Stelle schließen. Da das Konzept aber sehr erfolgreich ist, sind wir bereits auf der Suche nach einer ähnlich attraktiven, permanenten Location in Amsterdam. Warum war der Betrieb des Hotels in Amsterdam nur für ein Jahr geplant? Der Grund, warum wir diesen tollen Platz hier am Wasser Nahe des Amsterdamer Hauptbahnhofs bekommen haben, war, dass wir das Good Hotel nur für ein Jahr als Pop-up-Konzept geplant haben, mitsamt einem besonderen, sozialen Grundansatz: gemeinsam mit der Amsterdamer Gemeinde und dem Beratungsunternehmen „Randstad“ stellen wir Langzeitarbeitslose ein, die hier eine dreimonatige Hotel- und Gastgewerbeausbildung erhalten. Ziel sind rund 100 Langzeitarbeitslose, die dieses Ausbildungsprogramm durchlaufen. Auch wenn wir jetzt dieses Hotel nun schließen, wollen wir den Langzeitarbeitslosen eine langfristige Perspektive geben. Einerseits durch Eröffnung weiterer Hotels, andererseits durch unser „Good Training Programm“, wo wir Kurse und Weiterbildungen anbieten. Mittlerweile verfügen wir über ein gutes, weitereichendes Netzwerk und viele Kontakte.
Design, Unternehmertum und Nachhaltigkeit: die Mischung der Zukunft? Ja, ich finde schon. Im Zentrum unseres Tuns steht immer der Mensch. An zweiter Stelle: die hohe „Qualität mit Sinn“. Alles was wir tun ist darauf ausgerichtet, die Menschen glücklich zu machen. Die Gäste in unserem Hotel sollen sich wohlfühlen und zufrieden sein. Dass wir ein soziales Unternehmen sind, ist vielen oft gar nicht bewusst. Wir spüren, dass die Kombination aus unternehmerischen Denken, sozialer Verantwortung mitsamt Design und Premium-Qualität enorm viel Potenzial besitzt. Und: wir hoffen, dass die Menschen dies als gutes Beispiel annehmen und sich auch die Wirtschaft in Zukunft in diese Richtung entwickeln wird. Danke für das Gespräch. Web-Tipp: www.goodhotelamsterdam.com Interview: Helmut Wolf
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