Wie gestalte ich meine Reise nachhaltig? Und: wie viel Touristen verträgt eigentlich die Erde? Die „Reise der Zukunft“ ist in jedem Fall ökologisch, sozial verträglich und klimafreundlich. Hervorragende Anregungen und Tipps bietet der Ratgeber „FAIRreisen“... Es war jemand schon vor uns da... Sosehr wir auch um das besondere, einmalige, authentische Reiseerlebnis bemüht sind - meist war schon jemand vor uns da: Er/Sie hat vor uns auf fremden Sofas übernachtet (couchsurfing.org), hat Essen bei Einheimischen ausprobiert (letslunch.com, travelingspoon.com) und tolle Ausflüge mit den „Locals“ gemacht (likealocalguide.com, spottedbylocals.com). Man ist als Tourist unterwegs, aber will auf keinen Fall so aussehen. Aber: wer damit kein Problem hat, und um des Reisens willen reist, der outet sich auch problemlos als Tourist. Und probiert vielleicht mal wieder was ganz Altmodisches, um Einheimische kennenzulernen: stellt sich an den Straßenrand - und hält den Daumen raus... ;-) Der Tourismus boomt weltweit – ungeachtet von Krieg, Terror und Flüchtlingskrisen. Ob individuelle Wanderreise, Strandurlaub oder Städte-Trip - Reisen ist ein Massenphänomen geworden. Reisen ist Konsum. Für die einen „wohlverdiente Auszeit“, für andere Alltag. Und die Branche sorgt für klingende Kassen: Tourismus hat sich zu einer der größten Industrien der Erde entwickelt. Die Reisebranche setzt - nach Angaben des „World Travel and Tourism Councils“ (WTTC) - jährlich weltweit rund zwei Billionen Euro um. Rund 10 Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts. Die Reiseindustrie ist für viele Regionen und Entwicklungsländer zu einem kaum verzichtbaren Bestandteil ihrer Ökonomie geworden. Doch: mit dem Erfolg wird auch die Kehrseite der wachsenden Touristenströme immer deutlicher sichtbar. Mehr reisen bedeutet: es werden Ökosysteme stärker belastet, mehr Ressourcen verbraucht, mehr CO2 in die Luft geblasen, mehr Abfälle erzeugt, mehr Strom und Wasser verbraucht usw. Die Zunahme an Reisen geht besonders in strukturschwachen Ländern meist einher mit schlecht bezahlten Jobs. Hinzu kommen Umweltschäden, Flächenverbrauch, Abnahme der biologischen Vielfalt, Kinderarbeit und Sextourismus. Golfplätze und Poolanlagen, die Einheimischen in Honduras oder Bali das Wasser wegnehmen. Eine Insel aus Plastikmüll, die vor den Malediven aus dem Meer ragt. Auf dem Mount Everest stapeln sich Müll und Bergsteiger gleichermaßen. Elefanten werden in Myanmar gefangen und nach Thailand gebracht, damit Touristen auf ihnen reiten können. Und in Barcelona protestieren Einheimische gegen die steigenden Touristenmassen in der Stadt... Ein Umdenken aller Akteure wird immer lauter gefordert. Nicht nur von Touristen, sondern auch von Reiseveranstaltern, Transportunternehmen und Politikern in den Heimatländern der Touristen - sowie Politikern in den Gastländern. Der Tourismus der Zukunft ist ökologisch, sozial verträglich und klimafreundlich. Darauf können sich mittlerweile immer mehr Beteiligte in der Reisebranche einigen. Eine erfreuliche Folge: die Zahl nachhaltiger Tourismusangebote wächst stetig. Etwa: die mit einem fairen Tourismussiegel ausgezeichnete Backpacker-Lodge in Südafrika. Der lokale Reiseveranstalter in Indien, dessen Einnahmen direkt an die beteiligten Einheimischen fließen. Oder das ländliche Tourismusprojekt in Kambodscha, das nicht nur den Regenwald schützt, sondern auch die dort lebenden Familien in alle Entscheidungsprozesse rund um den Tourismus einbezieht... Wie finde ich umweltfreundliche Hotels und Fluggesellschaften? Wie vermeide ich Müll im Urlaubsland? Wie komme ich klimafreundlich in die Alpen? Wie gestalte ich meine Geschäftsreisen nachhaltig? Werden auf meiner Urlaubsreise Menschenrechte verletzt? Wo kann ich sinnvoll als Freiwilliger arbeiten, wo Tiere artgerecht beobachten? Wie kompensiere ich die Klimagase, die meine Reise verursacht? Diese und viele weitere Fragen zu beantworten, hat sich der Ratgeber „FAIRreisen. Das Handbuch für alle, die umweltbewusst unterwegs sein wollen“ zur Aufgabe gemacht. Was diesen Ratgeber so einmalig und praktisch macht: über einen Shortlink bzw. QR-Code, erhält der Leser Zugang zu hunderten fairen und grünen Länderreisetipps. Die Liste enthält eine Vielzahl nachhaltiger Hotels, Guesthouses und Resorts. Ebenso Reiseveranstalter, die ihre Angestellten fair entlohnen, Restaurants, die vegetarisch und vegan kochen – oder Initiativen, die einen Teil der Einnahmen in soziale Projekte investieren. Im ausführlichen Serviceteile finden sich überdies viele anregende Quellen und Webseiten: vom barrierefreien Reisen, über ökologische Tourismusportale bis hin zu Freiwilligenarbeit im Ausland, nachhaltige Geschäftsreisen oder faire Outdoor-Kleidung. Das Schöne liegt oft so nah... Eine simple, aber umso weitreichende Erkenntnis dieses Buches: Reisen bedeutet nicht immer nur weit weg zu reisen. Das Schöne liegt oft vor unserer Haustüre. Nur in der Hektik des Alltags und gesteigerten Erwartung nach dem „einzigartigen Urlaubserlebnis“, wird das oft übersehen. Handy abschalten, Rausgehen, Augen und Ohren offen halten – Natur und Landschaft genießen. So kann man oft die schönsten Reisen erleben... Buch-Tipp: „FAIRreisen. Das Handbuch für alle, die umweltbewusst unterwegs sein wollen“ Von: Frank Herrmann 328 Seiten Erschienen bei: Oekom Verlag Fotos: brisadvida.tumblr.com (Titel), witanddelight.tumblr.com, instagram.com/villageaandwild, designrulz.com, loui-loui.tumblr.com, instagram/theluxenomad, omghow Text: Helmut Wolf
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