Primitive Kulturen? Was kann unsere moderne Welt davon lernen? Fotograf Jimmy Nelson bietet faszinierende Einblicke in das Leben aussterbender Völker. Seine visuelle Reise nennt er symbolträchtig „Before They Pass Away“... Fotografien, die faszinieren. In unserer schnelllebigen Zeit der Bilderströme passiert es nicht oft, dass Fotos beim Betrachter einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Die fotografischen Dokumente und Porträts indigener Völker des englischen Fotografen Jimmy Nelson, zählen jedenfalls zu einer besonderen Kategorie großartiger Fotokunst. Und sie regen zum Nachdenken an. Was bedeuten „primitive” Kulturen in unserer Zeit? Zwischen Highspeed-Internet und Digitalisierung? Welchen Sinn haben materieller Status und Besitztum? Und: was hat auf längere Sicht mehr Bestand auf unserer Erde: Stärke und Kampfeslust oder Kooperation und Streben nach Frieden? Diese Fragen stellen sich dem Betrachter der faszinierenden Menschenporträts von Jimmy Nelson. ![]() Mit exotisch anmutenden Bildkompositionen schafft der 1967 in der englischen Grafschaft Kent geborene Fotograf nicht nur einen sensiblen Einblick in das Leben indigener Völker. Mit seinen Fotografien setzt er auch ein stilistisches Mahnmal gefährdeter Kulturen und jahrtausenderalter Weisheiten auf unseren Planeten. Nicht der moralische Zeigefinger ist sein visuelles Werkzeug, sondern der Blick auf das Wesen dieser Menschen. Jedes Porträt erzählt eine Geschichte. Durchdrungen von Schönheit und Würde. Sie leben zwischen einsamen Berggipfeln, undurchdringlichen Pflanzenwelten und scheinbar unberührter Natur. Stolz blickt der rot-gelb-weiß geschminkten Huli Wigmen aus Papua-Neuguinea in die Kamera. Ebenso der exotisch anmutende Karo-Stamm aus Äthiopien. Das Himba-Volk in Namibia... Immer sind die Blicke klar nach vorne gerichtet. Was bedeutet diesen Menschen Zukunft? Was Sicherheit? Werte und Riten. Mensch und Umwelt. Jimmy Nelson möchte kein Wissenschaftler sein, der akribisch Daten und Fakten über Herkunft und Geschichte der letzten indigenen Völker der Erde sammelt und aufbereitet. Mit seinen fotografischen Dokumenten lenkt er unsere Aufmerksamkeit auf scheinbar unzeitgemäße Traditionen. Welche „Wert“ besitzen Riten und Bräuche heute noch? Was können wir davon lernen, wovon sollten wir Abstand nehmen? ![]() Äthiopien, Tansania, Kenia, China, Nepal, Sibirien, Neuseeland und die Mongolei waren die Ziele der Reise des seit 1987 tätigen Fotografen Nelson, die in der beeindruckenden Fotoserie „Before they Pass Away“ münden. Bereits kurz nach seinem Schulabschluss machte sich der Engländer zu einer einjährigen Reise durch Tibet auf. Zu Fuß durchquerte er dieses Land und hielt seine Eindrücke in einem fotografischen Tagebuch fest. Über die Jahre wurde er mit einer Reihe von fotografischen Dokumentationen kultureller Themen betraut. Die besondere Fotoreihe „Before They Pass Away“ wurde übrigens mit einer über 50 Jahre alten, analogen Plattenkamera erzielt. Insgesamt 13 Reisen führten Jimmy Nelson in über 40 Nationen unserer Erde. Die überwältigende Resonanz auf seine fotografischen Darstellungen indigener Völker, mündete schließlich in dieser gelungenen Bildzusammenstellung. Ist hier ein Romantiker am Werk? Ein Idealist und Ästhet, der die Welt und ihre alten Kulturen retten will? Jimmy Nelson zeigt uns jedenfalls eine oft verborgene Schönheit, die sich in gar nicht platter Einfachheit und enger Verbindung zur Natur manifestiert. Jener kulturelle Reichtum der vielleicht schon bald der Vergangenheit angehört... ![]() Buch-Tipp: „Before They Pass Away“ Von: Jimmy Nelson 424 Seiten / 402 Farbfotografien Ausgezeichnet mit dem „Goldenen Deutschen Fotobuchpreis 2014“ Erschienen bei: teNeues Making-of-Video-Tipp:
1 Comment
dieter
3/18/2016 15:15:55
Handwerklich grossartige Arbeit, allerdings erschliesst sich mir der Sinn nicht ganz, Aufmerksamkeit auf einer der letzten Urvölker zu lenken, wo die Absicht und die Folgen eine völlige Umkehrung zeigen. Der Titel sagt es schon: Before they pass Away... noch die letzten Bilder schiessen... Diese Aufmerksamkeit tut diesen Menschen nicht gut. Ganz abgesehen von der von Perfektion getriebenen Arbeitsweise und der gescripteten Posingart, um Fotos zu machen...
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