In einer Suppenküche mithelfen. Einblicke, die einem demütig werden lassen. Wer sind die Menschen, die hier mit Gratisessen versorgt werden? Für drei IKEA-Mitarbeiter, die tatkräftig an Burger, Wurst- und Käsesemmel-Zubereitung mitgeholfen haben, ein Erlebnis mit nachhaltiger Wirkung... „Na, wie war‘s gestern auf der Donauinsel?“, fragt Cornelia Winkler mit freundlicher Stimme. Ein Herr, mittleren Alters, mit Rucksack, freundlichen Augen und Schutzmaske, holt sich sein tägliches „Lunchpaket“. Diesmal gibt es Veggie-Burger, Frittatensuppe, Gurken, Käse- oder Wurstsemmel, ein Getränk und eine Nachspeise. „Ein Stammgast“, erzählt Winkler mit Augenzwinkern. Sie kennt hier viele „Gäste“. Täglich, um die Mittagszeit, stellen sich hier rund 80 – 100 Menschen in der Wiener Ungargasse 3 für eine warme Mahlzeit an. Zubereitet von Freiwilligen – aus „Abfall der Wohlstandsgesellschaft“... „Die wenigsten Gäste sind obdachlos“, sagt Cornelia Winkler, 59. Winkler ist seit dem Vorjahr Leiterin von „Elisabeth Brot“, der ältesten Armenausspeisung Wiens. Seit über 300 Jahren gibt es die Essensausgabe der „Elisabethinen“. Arme Menschen hat es immer gegeben. In den vergangenen Jahren hat sich die soziale Herkunft der Bedürftigen jedoch verändert, erzählt Winkler. Armut ist in die Mitte der Gesellschaft eingezogen. Wenig Obdachlose, mit Schlafsack und langen Bärten, sieht man hier. Eher sind es Menschen aus der Mittelschicht. „Das sind richtig arme Leute, die gerade noch den Strom zahlen können“, so die Leiterin. „Die trauen sich oft nicht einmal herein“. Optisch schauen diese Menschen nicht arm aus. Gepflegtes Aussehen, modische Kleidung... Auf der Straße würde man sie nicht als jene Gesellschaftsgruppe erkennen, die von Armut betroffen ist. Armut ist oft erst am zweiten Blick sichtbar. Meist spielen sich Existenzsorgen und Nöte hinter verschlossenen Türen ab. Österreich gilt als eines der reichsten EU-Länder - und dennoch: Für immer mehr Menschen ist der leere Kühlschrank oft Alltag. Jeder 7. Mensch in Österreich ist armutsgefährdet oder arm. Fast 1,5 Millionen armuts- oder ausgrenzungsgefährdete Menschen gibt es hierzulande. Laut Caritas können 140.000 Menschen ihre Wohnung nicht angemessen warm halten. Am häufigsten - und stärksten - von Armut betroffen sind Kinder und Jugendliche aus „Ein-Eltern-Haushalten“. Also alleinerziehende Mütter und Väter. Aber auch Familien mit drei und mehr Kindern oder Menschen mit Migrationshintergrund gelten häufig als armutsgefährdet. „Ich ersuche um 20 gschmackige Käsesemmeln“, schmunzelt Cornelia Winkler den drei IKEA-Mitarbeitern zu. Maimuna Mosser, Johannes Klasz und Luka Zornik sind heute „Helping Hands“. Die Zusammenarbeit hat sich zufällig, beim Gespräch mit einer Kollegin ergeben. Rasches, unkompliziertes Handeln, gehört zur Philosophie des schwedischen Unternehmens. Auch und gerade, wenn es um soziale Unterstützung geht. Es wird fleißig geschnitten, aufgelegt und gestrichen beim Zubereiten der rund 80 Speisen. Die Lebensmittel stammen aus unterschiedlichen „Quellen“: Abgelaufene (aber gute) Ware von Ölz, Retouren von „Felber“, Gurken von Wiener Gärtnern, Joghurt von der „Lebensmittelrettung“ „Überraschungspakete“ vom Lieferservice „Gourmet“... „Ich mache einfach, was da ist“, sagt Winkler. Am Vortag wird entschieden, was am nächsten Tag gekocht wird. „Gestern hatte ich Krautfleckerln“, sagt sie. Heute gibt es als warme Speise vegetarische Burger... Die Politik von Elisabeth-Brot ist: Jeder kann vorbeikommen. „Unter normalen Umständen setzen sich die Leute zusammen, tauschen sich aus. Es ist wie im Gasthaus, nur ohne zu zahlen“, sagt Winkler. Nun werden die Lebensmittel in einem Vorraum in einem Sackerl überreicht. „Für mich ist das eine gesellschaftspolitische Sache“, erklärt Winkler ihre Intention. Sie wolle etwas Sinnvolles machen. Planen und organisieren liege ihr besonders gut, lacht die ehemalige Lehrerin. Und fügt eher nachdenklich hinzu: „Keiner schaut auf die Armut“. Hat die Corona-Krise etwas verändert? Die Menschen zusammenrücken, hilfsbereiter werden lassen? „Ja, viel mehr junge Menschen haben plötzlich mitgeholfen“, sagt Winkler. Zuvor waren die ehrenamtlichen Mitarbeiter zumeist 60+. Dass nun auch Unternehmen wie IKEA Institutionen wie Elisabeth Brot unterstützen, sei ein tolles, mut-machendes Zeichen. Und ein Signal, dass auch in der Wirtschaft ein soziales Um- und Mitdenken eingesetzt hat... „Mitanpacken, Bananen und ein bisserl Geld spenden“. Über die beiden IKEA-Kühlschränke freut sich Cornelia Winkler besonders. Damit können die gespendeten Lebensmittel gut und nachhaltig aufbewahrt werden. Jeden Tag steht sie im Lager vor den riesigen Tiefkühltruhen und Regalen und überlegt: „Was koche ich morgen - mit dem „Abfall der Wohlstandsgesellschaft?“. Die alten Kühlschränke hat sie gleich einer anderen, karitativen Organisation geschenkt. „Die haben sich ebenfalls sehr gefreut“, sagt Winkler. Wie kann man Elisabeth-Brot am besten helfen? „Mitanpacken, Bananen und ein bisserl Geld spenden, damit ist uns am meisten geholfen“, lacht Winkler. Es mache einfach Spaß Speisen zuzubereiten und bedürftigen Menschen direkt überreichen zu können. Was nimmt man mit von so einem Tag in der Suppenküche? „Man wird wirklich demütig“, sagt IKEA-Nachhaltigkeits-Mitarbeiter Johannes Klasz. Maimuna Mosser und Luka Zornik nicken zustimmend. Bei der Essensausgabe an die Bedürftigen wechseln sie sich ab. „Wurst- oder Käsesemmel? Mineral oder Eistee?“ Und zum Abrunden noch eine Nachspeise...“ Die Freude anderen Menschen mit einer kleinen Essensspende den Tag zu verschönern, wirkt noch lange bei allen Beteiligten nach... „Sie können auch einen Veggie-Burger haben. Alles ist mit Liebe gemacht“, ruft Cornelia Winkler einer älteren Dame durchs Fenster nach. Zuerst zögert sie noch, fragt, ob das nicht zu aufdringlich sei. Aber dann nimmt sie den vegetarischen Burger und ihr Lächeln strahlt förmlich durch die Maske durch... Web-Tipp: Elisabeth-Brot People & Planet Positive IKEA möchte im Zuge der Nachhaltigkeitsstrategie „People & Planet Positive“ energieunabhängig werden und Millionen Menschen dabei helfen, leistbar nachhaltig zu wohnen. Drei Schwerpunktbereiche umfasst die Strategie: 1. Innovative Produkte und Lösungen werden den Menschen helfen weniger Energie und Wasser zu verbrauchen, und auch den Müll zu reduzieren. Kurz: ein nachhaltigeres Leben zu führen! 2. Streben nach Ressourcen- und Energieunabhängigkeit: IKEA will energie- und ressourcenunabhäng sein. Dazu gehört: die Errichtung von Wind- und Solarprojekten. Auch die Sicherstellung, dass alle wichtigen Materialien – inklusive Verpackung erneuerbar, recycelbar oder recycelt sind. Stichwort: Kreislaufwirtschaft! 3. Eine federführende Rolle möchte man bei der Schaffung eines besseren Alltags für Mensch und Gesellschaft einnehmen. Dabei geht es um Lieferanten ebenso, wie direkte und indirekte Partner – und vor allem um die Menschen im Umfeld von IKEA! Web-Tipp: People & Planet Text & Fotos: Helmut Wolf
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