„Jeden Tag nachhaltige Entscheidungen treffen“. Um positive Veränderungen zu erzielen. Alpaslan Deliloglu, Country Manager von IKEA Österreich, über Verantwortung, Fairness und seinen unermüdlichen Einsatz für ein nachhaltiges Leben und Wirtschaften... Ein mut-machendes Gespräch! Lieber Alpaslan Deliloglu, wie würden Sie sich selbst beschreiben? Ich war immer ein verantwortungsbewusster Mensch, der sich für andere und die Welt verantwortlich gefühlt hat. Wahrscheinlich haben mich viele Dinge geprägt, während ich aufgewachsen bin. Besonders mein Vater und sein Verantwortungsbewusstsein haben mich da sehr beeinflusst. Auch er war stets darum bemüht, die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Er war sehr sozial und aufgeschlossen. Was hat in Ihren Augen die größte Bedeutung - im Alltag, im Leben? Jeder im Unternehmen von IKEA wird von der Vision geleitet: „Ein besseres Alltagsleben für viele Menschen zu schaffen“! Einen positiven Unterschied zu machen, für die Menschen und die Umwelt. Wir wollen es unserer Kunden leicht machen, ein gesünderes und nachhaltigeres Leben zu führen. Es geht aber um mehr, als nur intelligentere Produkte anzubieten: Wir wollen eine Bewegung für ein besseres, nachhaltigeres Alltagsleben schaffen! Es geht darum, so viele Menschen wie möglich - unsere Kunden, Mitarbeiter, Lieferanten und sogar andere Unternehmen - in die Lage zu versetzen und sie inspirieren, sich unseren Bemühungen anzuschließen, um jeden Tag nachhaltigere Entscheidungen zu treffen. Nachhaltiges Leben muss einfach und die natürlichste Wahl sein. „Eine bessere Welt beginnt zu Hause" lautet ein Credo von IKEA. Wo beginnt Ihre bessere Welt? Die Welt um uns herum bewegt sich so schnell - und das tun wir auch. Wir wechseln den Ort - den wir unser Zuhause nennen – viel öfter als früher. Wir kaufen neue Dinge, werden andere schneller los als früher. Ein Sofa ist plötzlich zu klein, oder der Stil gefällt uns irgendwann nicht mehr. Wir lassen das Licht an, auch wenn wir nicht zu Hause sind. Jeden Tag füllen wir unsere Mülleimer mit großen und kleinen Dingen auf. Wir verbrauchen - und verschwenden - mehr Energie und Ressourcen als je zuvor... Das sind alles eigentlich keine guten Nachrichten für unseren Planeten. Deshalb: Eine bessere Welt beginnt zu Hause. Kleine Schritte können, auf konstante Art und Weise, eine große Veränderung schaffen... Sie haben Ende letzten Jahres die Position des CEO und CSO von IKEA Österreich übernommen. Was sind Ihre obersten Prioritäten? Ich möchte eine Kultur schaffen, in der jeder befähigt wird - und motiviert und mutig ist - Verantwortung zu übernehmen, aber auch Fehler zu machen. Wenn es um den Klimawandel geht, möchte ich einen Bewusstseinswandel in der Gesellschaft auslösen. Wir werden eine Führungsrolle übernehmen, um unseren Kohlenstoff-Fußabdruck zu verringern - individuell und als Unternehmen. Und: Wir werden den Menschen helfen zu lernen, wie sie ihren ökologischen Beitrag dazu leisten können. Mit der Nachhaltigkeitsstrategie „People & Planet Positive" hat IKEA sein gesamtes Geschäftsmodell auf ein nachhaltiges Fundament gestellt. Was ist das Besondere an dieser Ausrichtung? Damit bringen wir die nachhaltige Lebensweise auf eine gänzlich neue Ebene. Und der Verpflichtungen – bis 2030 „People & Planet Positive" zu werden. Das bedeutet: Wir werden mehr Treibhausgasemissionen reduzieren, als die IKEA-Wertschöpfungskette emittiert. Auf diese Weise tragen wir dazu bei, den globalen Temperaturanstieg bis zum Ende des Jahrhunderts auf deutlich unter 2° Grad zu begrenzen. Zudem wollen wir eine führende Rolle bei der Schaffung einer fairen und gleichberechtigten Gesellschaft spielen, von der viele profitieren. Dies erreichen wir, indem wir unser Business auf eine noch integrativere Art und Weise ausbauen: Dabei wird Vielfalt respektiert und gefördert, sowie menschenwürdige und sinnvolle Arbeit in der gesamten Wertschöpfungskette unterstützt. Durch unsere Größe und Reichweite haben wir die Möglichkeit, mehr als eine Milliarde Menschen zu inspirieren und ihnen ein besseres Leben innerhalb der Grenzen unseres Planeten zu ermöglichen. Unsere Nachhaltigkeitsziele und -verpflichtungen sind langfristig angelegt. Und sie stehen im Einklang mit der UNO-Nachhaltigkeitsinitiative für nachhaltige Entwicklung. Kein Abfall mehr. Alles ist Ressource, kann recycelt oder wiederverwendet werden. IKEA ist auf einem guten Weg, ein Kreislaufunternehmen zu werden. Könnte das ein Wirtschaftsmodell sein, das die Welt gesünder macht? Nicht-nachhaltiger Konsum, Klimawandel und Ungleichheit gehören nach wie vor zu den größten Herausforderungen für die Menschheit. Durch unsere Größe und Stärke wissen wir, dass wir einen großen Beitrag zu einer nachhaltigeren Welt leisten können. Dazu gehört die Entwicklung intelligenterer Produkte aus erneuerbaren oder recycelten Materialien. Aber auch die gesündere und nachhaltigere Lebensmittelauswahl sind wichtige Elemente. Es braucht auch einfachere und erschwinglichere Möglichkeiten für die Menschen, ihren Abfall zu reduzieren. Und es geht darum, zu Hause weniger und sauberere Energie und Wasser zu verbrauchen... Wir verwandeln die gesamte Arbeitsweise innerhalb unserer Wertschöpfungskette – von einem linearen in ein zirkuläres Geschäft. Das bedeutet: Wir gestalten alle Produkte von Anfang an so, dass sie wiederverwendet, repariert, wiederverwendet, weiterverkauft und recycelt werden können. Und, dass dabei so wenig Abfall wie möglich anfällt. Ein zirkulärer Kreislauf bedeutet, dass wir über unser eigenes Geschäft hinaus - mit Lieferanten, Regierungen, Kunden und mehr - arbeiten müssen, um dies alles zu verwirklichen. Glauben Sie, dass die Pandemie einen positiven Einfluss auf das Bewusstsein der Menschen ausgelöst hat? Besonders auf die Wahrnehmung für die Umwelt? Wir blicken optimistisch in die Zukunft. Und wir sind bestrebt, auf eine kooperative Weise zu arbeiten. Wir wollen alles transparent machen, was wir lernen und uns kontinuierlich verbessern. Meine Meinung ist: Nur gemeinsam können wir die großen positiven Veränderungen erreichen, die wir in der Welt sehen wollen. Könnte das auch zu einer positiven Veränderung im Konsumverhalten der Menschen führen? Die Menschen leben heute auf kleinerem Raum. Sie werden zunehmend bewusster und weniger verschwenderisch mit dem, was sie kaufen. Und sie suchen nach Möglichkeiten, das Leben ihrer Dinge zu verlängern. Die Menschen wollen den Klimawandel in ihrem täglichen Leben bekämpfen, davon bin ich überzeugt. Die COVID 19-Pandemie hat die Solidarität und den Zusammenhalt unter den Menschen erhöht. IKEA ist hier mit gutem Beispiel vorangegangen und hat unmittelbar nach Beginn des Lockdowns 26 Millionen Euro für bedürftige Menschen und Organisationen locker gemacht. Wird die Wirtschaft in Zukunft sozialer sein müssen? Wir alle haben bereits jetzt viel aus der Corona-Krise gelernt. Wir haben neue Dinge erlebt und neue Herausforderungen gemeistert. Wie IKEA-Gründer Ingvar Kamprad einmal sagte: „Eine Krise bringt das Beste in uns zum Vorschein". Er hat es mit dieser Aussage auf den Punkt gebracht. Wir können die Welt nicht an einem Tag verändern, aber mit den richtigen Schritten in Richtung einer besseren Zukunft, können wir noch viele weitere Menschen und Unternehmen inspirieren. „Home Solar" soll die Nutzung erneuerbarer Solarenergie für die vielen Menschen attraktiv und erschwinglich machen. Was sind hier die Besonderheiten? Die Haushalte verbrauchen weltweit etwa ein Drittel der Energie - und 10 Prozent des Trinkwassers. Das Angebot von mehr und noch besseren Lösungen, wie „Home Solar" und anderen ergänzenden, sauberen Energiedienstleistungen, wird den Menschen helfen in ihren Häusern ressourceneffizient zu sein. Im Jahr 2019 begann IKEA Österreich damit, gebrauchte Möbel zurückzukaufen, um ihnen „ein neues Leben“ zu ermöglichen. Können wir in Zukunft mehr solche nachhaltigen Dienstleistungen erwarten? Ja, auf jeden Fall. Wir wollen einen positiven Einfluss auf die Menschen und den Planeten bewirken. Dazu gehört, dass wir unseren Beitrag zur Umstellung auf eine Kreislaufwirtschaft leisten und Verschwendung in der gesamten Wertschöpfungskette beseitigen. Die Umwandlung in ein „zirkuläres“ Unternehmen ist eine unserer größten Ambitionen und Herausforderungen für die Zukunft. Sie wird sich in allen Aspekten auf das Geschäft auswirken: von der Art und Weise, wie wir Produkte entwickeln, Materialien beschaffen, die IKEA-Lieferkette entwickeln und die Logistik einrichten. Aber auch, wie und wo wir unsere Kunden treffen. Dadurch werden wir die Lebensdauer von Produkten und Materialien verlängern können. Zirkulär zu sein, ist sowohl eine Verantwortung, als auch eine gute Geschäftsmöglichkeit. Wir möchten unsere Kunden dazu ermutigen, ihren Möbeln ein zweites Leben zu geben, indem wir IKEA-Produkte reparieren, wiederverwenden, weiterverkaufen und recyceln. Nächstes Jahr eröffnet IKEA ein neues In-City-Geschäft in Wien. Inwieweit spielt bei diesem Gebäude die Nachhaltigkeit eine Rolle? Direkt neben dem Wiener Westbahnhof bauen wir das innovativste IKEA-Einrichtungshaus der Welt im Stadtzentrum. Sowohl die Idee, als auch das architektonische Konzept sind außergewöhnlich. Wir gehen hier völlig neue Wege bei der Ansprache neuer Kunden und Mobilitätsverhaltensweisen. Das Einrichtungshaus soll „der“ Treffpunkt in der Wiener Innenstadt werden – und ausschließlich mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen sein. Neben der Innovation, wurde bei der Gestaltung des Gebäudes klar auf Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit geachtet. Wir streben hier eine „BREEAM Excellent-Zertifizierung“* für das Gebäude an. Alleine bei der Auswahl der Materialien soll unsere aktive Rolle bei der Schaffung einer nachhaltigeren Lebens- und Geschäftsweise klar zum Ausdruck gebracht werden. Was würden Sie sofort ändern, wenn Sie könnten? Ich möchte die Welt ein bisschen besser machen. Wenn wir gemeinsam handeln, werden viele kleine Schritte einen großen Unterschied machen... Vielen Dank für dieses Mut-machende Gespräch! *BREEAM steht für „Building Research Establishment Limited steht“. Mit BREEAM werden seit dem Jahr 1990 weltweit Gebäude nach Nachhaltigkeitskriterien bewertet. People & Planet Positive IKEA möchte im Zuge der Nachhaltigkeitsstrategie „People & Planet Positive“ energieunabhängig werden und Millionen Menschen dabei helfen, leistbar nachhaltig zu wohnen. Drei Schwerpunktbereiche umfasst die Strategie: 1. Innovative Produkte und Lösungen werden den Menschen helfen weniger Energie und Wasser zu verbrauchen, und auch den Müll zu reduzieren. Kurz: ein nachhaltigeres Leben zu führen! 2. Streben nach Ressourcen- und Energieunabhängigkeit: IKEA will energie- und ressourcenunabhäng sein. Dazu gehört: die Errichtung von Wind- und Solarprojekten. Auch die Sicherstellung, dass alle wichtigen Materialien – inklusive Verpackung erneuerbar, recycelbar oder recycelt sind. Stichwort: Kreislaufwirtschaft! 3. Eine federführende Rolle möchte man bei der Schaffung eines besseren Alltags für Mensch und Gesellschaft einnehmen. Dabei geht es um Lieferanten ebenso, wie direkte und indirekte Partner – und vor allem um die Menschen im Umfeld von IKEA! Web-Tipp: People & Planet Fotos: IKEA Interview: Helmut Wolf
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