Lesen leicht gemacht. Mit einem interessanten Ansatz versucht die Bank Austria Menschen mit Lernschwierigkeiten und Nicht-Deutscher-Muttersprache zu erreichen – und zum Lesen zu verführen. Ein Gespräch mit Brigitte Wagner, verantwortlich für die barrierefreie Website des Bankinstituts... Lieber ein Youtube-Video als ein Buch? Spricht man Jugendliche heute auf das Lesen von Büchern oder anspruchsvolleren Zeitschriften an, so stößt man zumeist auf wenig Begeisterung: laut PISA liest die Hälfte der Jugendlichen niemals „zum Vergnügen“. Während 39 Prozent der Mädchen angeben, nie zum Vergnügen zu lesen, liegt der Wert bei den Burschen sogar bei 61 Prozent Leserverweigerern. Kein Bock auf „Lesevergnügen“? Leseschwäche hängt in großem Maße mit fehlendem „Lesevergnügen“ zusammen - und das nicht nur bei Jugendlichen. Auch hier eine Zahl, die nachdenklich stimmt: Rund 960.000 Menschen in Österreich können nicht in ausreichendem Maße lesen und schreiben. Also: fast eine Million Menschen können nicht sinnerfassend Lesen - und schaffen es auch nicht Zusammenhänge im Alltag zu herzustellen. Mit „leichter Sprache“ Lesebarrieren überwinden? Dass gerade ein Bankinstitut wie die Bank Austria auf neue Lösungsansätze zur Förderung von Lesekompetenz setzt, mag nur am ersten Blick verwundern. Bei genauerem Hinsehen (und Lesen), zeigt sich: unzureichendes Leseverständnis steht auch im Zusammenhang mit dem sorglosen Umgang von Geld... Ein Gespräch mit Bank Austria-Content Managerin Brigitte Wagner über barrierefreies Lesen und das „Besondere“ beim Lesen eines Buches. Liebe Frau Wagner, welche Art von Büchern lesen sie persönlich gerne? Am liebsten „quer durch den Gemüsegarten“: Altes und Neues, Leichtes und Schweres, E-books und Printmedien... „Bewegtbilder“ auf Youtube & Co. sind besonders für Jugendliche attraktiv. Wie schafft man es das Buch als unterhaltsames Medium zu vermitteln? Es kommt auf die Geschichte an: Denken Sie an Harry Potter, denken Sie an die „Greg“-Serie. Und: Es muss sie in verschiedenen Formaten geben, wie Print und E-Book. Rund eine Million Menschen in Österreich können laut OECD nicht „im ausreichendem Maße“ lesen und schreiben. Verlernt unsere zivilisierte Gesellschaft „gehaltvolles“ Lesen und Schreiben? Ich glaube nicht, dass sie es „verlernt“. Ich glaube, man ist jetzt für die Thematik des „Nicht-genug-Lesen-Könnens“ einfach mehr sensibilisiert und schafft auch entsprechende Angebote – beispielsweise Texte in „Leichter Sprache“. Auf der Website der Bank Austria gibt es diesen angesprochenen Bereich in „leichter Sprache“. Besteht dabei nicht die Gefahr der Oberflächlichkeit und Vereinfachung? Nein, denn die Texte wurden ja nicht gekürzt oder inhaltlich verändert. Sie wurden nur in eine leichtere Sprache „übersetzt“ und von Menschen geprüft, die diese Texte nutzen. Glauben Sie fördert unzureichendes Leseverständnis auch den sorglosen Umgang mit Geld? Unzureichendes Verständnis ja, aber nicht nur Leseverständnis. Die Verschuldung hat auch andere Gründe, unter anderen mangelndes Wissen über Geld. Welche Menschen möchten sie mit der „Leicht Lesen-Website“ ansprechen? Menschen mit Lernschwierigkeiten und Menschen, die nicht Deutsch als Muttersprache haben. Was bedeutet „barrierefreies Lesen“? Es bedeutet, dass die Information leicht verständlich ist. Gibt es ein Ziel, dass sie mir ihrer Leseinitiativen verfolgen? Den Abbau von Barrieren. Worin liegt für sie das Besondere beim Lesen eines Buches? Das Versinken und völlige Eintauchen in eine eigene Welt und in eine eigene Sprache, in die Welt des jeweiligen Buches. Was ist ihr Lieblingsbuch? Schwierige Frage ;-) Die Bibel, weil sie gleichzeitig Krimi, Geschichtsbuch, Rätsel, Märchen, Leitfaden und vieles mehr ist und den Lauf der Geschichte so beeinflusst hat. Faust, der ewige Klassiker… Alle Werke von Schnitzler - und wenn es moderner sein soll: Thomas Bernhard und Jonas Jonasson. Web-Tipps: barrierefrei.bankaustria.at www.bookrix.de Text & Interview: Helmut Wolf
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