„Ich war zu früh dran für die Hochzeit. Also schlenderte ich über den Friedhof an der Kirche. Die Namen der Toten zogen an mir vorüber. Immer weiter ging ich, bis mich ein Doppelgrab anhalten ließ. Es sah aus wie ein Hochbeet, mit einer breiten Steintafel dahinter, die über das ganze Kopfende reichte. Das Grab selbst bestand nur aus einer rauen Steinplatte, mit einer leeren Vase aus Granit in der Mitte. Auf der linken Seite der Steintafel waren die Worte eingraviert: WING COMMANDER ANDREW PHILLIPS, geboren am 3. April 1918, vermisst über Frankreich am 7. Juni 1940. Geliebter Ehemann von Connie Auf der rechten Seite stand: CONNIE PHILLIPS , geboren am 7. Mai 1920, gestorben am 17. November 2002 Die Tatsache, dass sie nie wieder geheiratet hatte, nachdem sie ihren 22 Jahre alten Mann verloren hatte, als sie selbst gerade zwanzig war, hatte etwas wunderbar Herzergreifendes. Bilder von Großbritannien im Zweiten Weltkrieg stiegen in mir auf, Gedanken an die kurzen Momente des Glücks, die diesen beiden Menschen vergönnt gewesen waren. An die sechs Jahrzehnte ihrer Trauer, nachdem sie ihn verloren hatte, einen der „Spitfire-Piloten“ vielleicht, Churchills „kleine Schar“. Stellen Sie sich vor, wie sie gewartet hat damals, ohne jede Hoffnung trotzdem darauf hoffend, dass er eines Tages doch noch zurückkäme. Dann jedoch ging mir plötzlich auf, dass sie allein da unter dem Stein lag, den sie so lange so liebevoll gepflegt hatte, während er vielleicht irgendwo an einem Feldrand in Frankreich begraben lag, und das war zu viel für mich. Aber trotz der Tränen, die über meine Wangen liefen, fühlte ich mich irgendwie gestärkt, als ich zur Kirche zurückging. Ich bemerkte, wie ich im Stillen lächelte. Darüber, einfach so auf ihre Geschichte gestoßen zu sein und dass diese Geschichte einen, der nicht das Geringste mit ihnen zu tun hatte, nach so vielen Jahren noch zu Tränen rühren konnte." Text: Dan Kieran Fröhlich sein. Auf Bäume klettern. Sex am Morgen... Die besten Dinge im Leben kann man nicht kaufen. Davon sind die beiden englischen Autoren Tom Hodgkinson und Dan Kieran überzeugt. Und sie belegen dies in ihrem amüsanten „Buch der hundert Vergnügungen“. Auszüge aus „Das Buch der hundert Vergnügungen“ von Dan Kieran & Tom Hodkinson mit freundlicher Genehmigung von Rogner & Bernhard GmbH & Co. Verlags KG, Berlin Illustrationen: Stephanie F. Scholz Bestellungen bei: Suhrkamp
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