Wir schmücken Zimmer mit Blumenvasen, holen die Wildnis mit Topfpflanzen auf die Fensterbank; Tischdecken, Tapeten, Gardinen und auch unsere Kleider tragen Dekorationen aus Gewächsen und Blüten. Ein ganzer Wirtschaftszweig, die Tourismusindustrie, lebt von der Illusion des Unberührten und Natürlichen. Und im Kinderzimmer stapeln sich Stofftiere. Das Fernsehen strahlt Naturfilme zur besten Sendezeit aus, viele Menschen halten Haustiere. Wir verwandeln Pflanzen und Tiere zu Sinnbildern: etwa die Schlange, den Baum, die Rose… In ihren Verwandlungen erkennen wir uns selbst. Natur ist der lebendige Spiegel unserer Emotionen und geistigen Konzepte. Doch zugleich wissen wir nicht, ob das Gefühl, das wir der Natur, den Pflanzen und Tieren gegenüber empfinden, „normal“ ist – oder etwas Altmodisches und Peinliches. Grundlegendes Kennzeichen der Natur ist, dass sie immer wieder auflebt, dass auch die größte Katastrophe sich nach kurzer Zeit wieder in Blüte verwandelt – und damit in Hoffnung für uns selbst: Produktivität, Neuheit, Harmonie, aber auch Auflösung und Scheitern spielen sich nicht nur in uns, sondern in der ganzen Natur ab… Menschen suchen die Natur, weil sie etwas in sich selbst verloren haben. In seinem Körper ist auch der Mensch Natur. Alle unsere Eigenschaften, auch die menschlichsten, wachsen letztlich aus einem organischen Boden. Der Mensch kann sich deshalb nur ganz verstehen, wenn er sich als Kulturwesen innerhalb der Natur versteht. Bäume gelten als Symbole des Lebens, weil sie erfahrbar Leben sind: nach dem symbolischen „Tod“ im Winter, schlagen sie wieder aus, wachsen und tragen Früchte… ganz ohne unser Zutun. Bäume gelten deshalb in vielen Kulturen als Symbole der fortwährenden, schöpferischen Erneuerung. Jede Berührung mit der Natur erschüttert unser Selbstverständnis als biologisches Wesen, wie der Windhauch die Krone eines Baumes… Die Motive und das Animationsvideo wurden vom englischen Design-Duo Karni & Saul gestaltet. Die Musik „Winter Trees“ stammt vom Album „Dead & Born & Grown“ der Band The Stabes. Die Zitate stammen aus dem Buch „Alles fühlt – Mensch, Natur und die Revolution der Lebenswissenschaften“ von Andreas Weber (Berlin Verlag) THE STAVES WINTER TREES from Karni and Saul on Vimeo. Zusammenstellung: Helmut Wolf
0 Comments
Leave a Reply. |
|