Bekleidung und Nachhaltigkeit. Immer mehr Sport- und Outdoormarken setzen auf soziale und ökologische Standards. Wo liegen die Herausforderungen, wo die Grenzen? Reportage! „Stelle das beste Produkt her, belaste die Umwelt dabei so wenig wie möglich und inspiriere andere Firmen, diesem Beispiel zu folgen und Lösungen zur aktuellen Umweltkrise zu finden“. Möchte man den nachhaltigsten Grundsatz auf den Punkt bringen, so eignet sich dieses Zitat von „Patagonia“-Gründer Yvon Chouinard wahrscheinlich am besten dafür. Seit über 40 Jahren setzt sich die US-Outdoormarke für Natur-, Menschen- und Landrechte ein - und nutzt das gesamte Unternehmen für den Umweltaktivismus. Outdoor-Sportarten stehen im engen Kontakt zu Umwelt und Natur. In der Bekleidungsbranche, und hier vor allem im Sport- und Outdoor-Bereich, ist die Bedeutung nach sozial fairen und ökologisch verantwortlichen Produktionsprozessen und Produkten in den vergangenen Jahren enorm angestiegen. Und das nicht ohne Grund: gerade Outdoor-Sportarten stehen im engen Kontakt zu Umwelt und Natur, und da ist umweltschädlich hergestellte Kleidung ein absolutes „No-go“. Immer mehr Konsumenten achten deshalb verstärkt auf Herstellungsweise, umweltverträgliche Materialien und Produktionsverfahren. Outdoor-Marken wie Fjällräven, Haglöfs oder Vaude verwenden verstärkt Recycling-Materialien und bauen gefährliche Chemikalien (kein PFC etc.) ab. Marken wie Mammut, Schöffel oder Salewa arbeiten mit Non-Profit-Organisationen wie der „Fair Wear Foundation“ zusammen. Auch die Sportmarke Adidas hat unter dem Motto „Sport needs a space“ eine Nachhaltigkeitsstrategie bis 2020 entwickelt, die den gesamten Lebenszyklus des Sports mit konkreten, messbaren Zielen miteinbezieht. Zudem wird laufend an neuen Prozessen und Methoden gearbeitet, um den Energie- und Wasserverbrauch weiter zu reduzieren. Doch: wo beginnt Nachhaltigkeit bei der Herstellung von Bekleidung – und wo liegen die Grenzen? „Das nachhaltigste Produkt ist jenes, das bereits hergestellt wurde“, versucht Yvon Chouinard auf einen wesentlichen Aspekt hinzuweisen: nicht nur die Produktionsweise, auch das Konsumverhalten muss sich verändern. Weg von der ressourcen-intensiven Wegwerfgesellschaft, hin zu einer Konsumkultur, die den Fokus auf soziale und ökologische Qualität legt. Hier spielen zudem Aspekte wie Langlebigkeit, Reparaturmöglichkeit eine große Rolle. Auch das Teilen und Tauschen von Bekleidung wird wichtiger. Laut einer Studie von Greenpeace, liegen etwa 5,2 Milliarden Kleidungsstücke alleine in Deutschland in den Kästen. Davon werden gut zwei Milliarden Kleidungsstücke - oder rund vierzig Prozent - sehr selten oder nie getragen... „Eine hundertprozentig nachhaltige Sportmarke würde sicherstellen, dass ihr Geschäftsmodell komplett kreisförmig und erneuerbar ist“, betont Mike Schragger, Gründer und Direktor der „Sustainable Fashion Academy“ (SFA). Das bedeutet: neben ökologischen Kriterien und Recyclingmethoden bei der Produktion, auch faire Arbeitsbedingungen für alle Beteiligten innerhalb der Wertschöpfungskette. Was Materialien und (Färbe-)Verfahren anbelangt, so geht es darum, nachwachsenden Rohstoffen (Hanf, Leinen...) den Vorrang zu geben. Ebenso den natürlichen Färbeverfahren. Und zur Baumwolle: auch wenn Bio-Baumwolle ohne giftige Chemikalien angebaut wird, so verbraucht sie immer noch große Mengen an Wasser. Überdies kann Baumwolle nicht jedes Jahr angebaut werden, ohne dass der Boden dauerhaft erschöpft wird. „Gebrauchte Kleidung zu kaufen und sie so lange wie möglich zu tragen, ist der verantwortungsvollste Beitrag, den man leisten kann“, weist Yvon Chouinard auch auf die große Einflussnahme der Konsu-menten im Hinblick auf die Sportmarkenindustrie hin. Denn: wenn der Konsument sein Einkaufsverhalten verändert, müssen auch die Unternehmen ihre Methoden und Strategien verändern. Wichtig bei alldem: um Nachhaltigkeit nicht zum „Green Washing“ oder zur „Marketing-Masche“ verkommen zu lassen, braucht es verstärkt transparente, überprüfbare Sozial- und Umweltstandards. „Das Thema Nachhaltigkeit ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen“, betont SFA-Direktor Mike Schragger: „Mehr und mehr Menschen sind sich der globalen Herausforderungen bewusst. Und es besteht eine gewisse Dringlichkeit zu handeln und die Unternehmen für den Wandel einzusetzen“. Wir haben es als Konsumenten in der Hand - und mit jeder Entscheidung können wir einen Beitrag zum Wandel leisten... Web-Tipp: www.fairwear.org Der Artikel ist auszugsweise auch bei Media Planet erschienen. Fotos: Patagonia (Titel), Fjällräven, Schöffel, Arcteryx Quelle: ispo Text: Helmut Wolf
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