1.000 Euro? Als „bedingungsloses Grundeinkommen“? Für ein Jahr? Michael Bohmeyer verlost seit 2014 Geld an fremde Menschen. Sein bisheriges Fazit: „Alle schlafen besser und sind gesünder“. Nun ist ein Buch dazu erschienen... Wer geht dann noch arbeiten? Legen sich dann nicht alle Menschen in die „Hängematte“? Wer macht dann die Arbeiten, zu denen keiner Lust hat? Wer kümmert sich um die Müllabfuhr? Wird nicht alles teurer, weil Menschen mit Grundeinkommen mehr Geld ausgeben usw. Michael Bohmeyer, 35, kennt all die Vorbehalte zum „bedingungslosen Grundeinkommen“. 2014 hat er das Gesellschaftsexperiment „Mein Grundeinkommen“ ins Leben gerufen: Der Verein verlost ein Jahr lang 1.000 Euro im Monat - per Crowdfunding im Internet. Bedingungslos. Es ist das erste und einzige nichtstaatliche Pilotprojekt dieser Art... „In diesen Zeiten, wo viele sich abgehängt fühlen, ist es wichtig sie zu fragen: „Was brauchst du eigentlich“, sagt Michael Bohmeyer. „Es geht darum den Menschen das Angebot zu machen: Du darfst jetzt einfach sein! Du bekommst was du brauchst - und wenn du wieder Lust hast, kannst du schauen, was du beitragen kannst...“, so der geschäftstüchtige Freigeist. Schon mit 16 gründete der Berliner sein erstes Unternehmen. Mit Ende 20 hatte er eine erfolgreiche IT-Firma, deren Beteiligung ihm eine Art „Grundeinkommen” einbrachte – auch, nach dem er als Geschäftsführer ausgestiegen ist. Jene Form von Grundeinkommen, die sein Leben verändern sollte. Um herauszufinden, ob das bei allen Menschen so wirkt, begann er 2014 das erste bedingungslose Grundeinkommen zu „verschenken“... ![]() „Das Gefühl der Freiheit...“ Über 250 Menschen haben das Grundeinkommen in der Zwischenzeit „gewonnen“. Und: aus der visionären Idee ist ein Konzept geworden, das Millionen Menschen inspiriert. Inzwischen arbeiten 25 Mitarbeiter für den Verein. Jährlich werden 3 Millionen Euro über Spenden erworben und monatlich über 10 bedingungslose Grundeinkommen verlost. „Was würdest du tun? –Wie uns das bedingungslose Einkommen verändert“, lautet das neue Buch von Michael Bohmeyer (Foto links), das er gemeinsam mit der Autorin Claudia Cornelsen geschrieben hat. Darin berichten die beiden nicht nur von einem weltweit einzigartigen Experiment und detailreichen, praxisorientierten Antworten, sondern von einem besonderen Lebensgefühl, das alle „Einkommens-Gewinner“ hatten. Nämlich: Das Gefühl der Freiheit „von“ etwas... Das Leben der Gewinner verändert sich. Michael Bohmeyer und Claudia Cornelsen berichten in ihrem Buch über unterschiedlichste, gänzlich fremde Menschen in Deutschland. Deren Leben sollte sich durch das einjährige, bedingungslose Grundeinkommen gänzlich verändern. Menschen, wie beispielsweise Gabi, die mit drei Jobs immer „funktionieren“ musste und der das Geld ermöglicht, einem Arbeitgeber, der sie ausbeutet, zu kündigen. Oder Bastian, der seit vier Jahren auf der Straße lebt und dem das Grundeinkommen im noch laufenden Insolvenzverfahren etwas Luft verschafft. Auch Kinder sind dabei, wie Robin oder Felina, deren Eltern das Geld dringend nötigen Freiraum von Ängsten und Sorgen verschaffte. „Alle berichten, dass sie besser schlafen und gesünder leben“, sagt Bohmeyer. Viele stellen ihren Job in Frage, die wenigsten kündigen. „Bedingungslosigkeit im Menschsein“. „Man muss das bedingungslose Grundeinkommen nicht nur denken können, sondern auch fühlen“, sagt DM-Gründer Götz Werner im Vorwort des Buches. Götz Werner, der seit Jahren das Prinzip des „bedingungslosen Grundeinkommen“ unterstützt, meint, es gehe dabei nicht um Statistiken. Auch nicht um theoretische Modelle, nicht um Debatten über Finanzierbarkeit usw. Vielmehr geht es um „die Erfahrung der Bedingungslosigkeit im Menschsein“. Es geht darum, so Werner, dass wir uns wechselseitig ermöglichen, die uns innewohnenden Potenziale zu entfalten. Inzwischen gibt es jedenfalls schon mehr als eine Million Unterstützer. Sie alle können, so scheint es, bereits heute das bedingungslose Grundeinkommen denken - und probieren es aus. Wie lebt es sich, wenn die Existenz gesichert ist, ohne dass man etwas dafür tun muss? Was machen die Menschen mit dem Geld? Und: Wird die Welt mit Grundeinkommen eine bessere? Das positive Feedback der bisherigen Gewinner macht Bohmeyer und Cornelsenjedenfalls zuversichtlich. „Deswegen haben wir uns auf die Reise gemacht“, sagt Michael Bohmeyer. „Es ist eine Art Abenteuerreise - durch Utopia. Wir fahren durch ein Land, das es eigentlich gar nicht gibt, aber das doch sehr real ist“. „Die Vision einer besseren Welt...“ „Es ist wie ein Sog. Die Vision einer besseren Welt treibt uns an“, sagt Unterstützer Götz Werner. „Die jungen Menschen in dem Verein „Mein Grundeinkommen“ tragen eine solche Vision in sich.“ Das Grundeinkommen ist mehr als Geld, so die Grundaussage. Dies zeigen die Autoren anhand zahlreicher Beispiele: Es setzt Kräfte und Fähigkeiten frei, um den neuen, gesellschaftlichen Herausforderungen gewachsen zu sein. Das bedingungslose Grundeinkommen - möglicherweise der Beginn eines Neuentwurfs unserer Gesellschaft und Arbeitswelt... ![]() Buch-Tipp: „Was würdest du tun? Wie uns das bedingungslose Einkommen verändert“ Von: Michael Bohmeyer und Claudia Cornelsen Umfang: 288 Seiten Erschienen bei: Ullstein/Econ Verlag Web-Tipp: www.mein-grundeinkommen.de Fotos: Mein Grundeinkommen / Christian Stollwerk, Fabian Melber Quelle: Die Zeit Text: Helmut Wolf
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