Das freie Internet der Bürger? Mit Meinungsfreiheit und demokratischer Teilhabe? Keine Utopie, sondern Voraussetzung für eine nachhaltige Zukunft. Davon ist Web-Designer Aral Balkan überzeugt. „Unser Leben ist eine Kette an Erfahrungen. Erfahrungen mit Menschen und mit Dingen. Wir als Designer, die aus diesen Erfahrungen Produkte entwickeln, haben dabei eine große Verantwortung. Nämlich Dinge zu schaffen, die komfortabel, gesellschaftsstärkend und genussvoll wie nur möglich sind“ Aral Balkan, Software-Entwickler und Aktivist für digitale Rechte „Soziale Gerechtigkeit, Menschenrechte, ethisches Design“. Wer die Überschrift auf der Website von Aral Balkan betrachtet, glaubt vorerst nicht bei einem Software-Entwickler zu sein, sondern vielmehr bei einem Menschenrechtsaktivisten. Und das durchaus zurecht. Denn, dass der digitale Raum - „World Wide Web“ - durchaus viel mit der Gestaltung unserer realen Welt und sozialen Aspekten des Lebens zu tun hat, wird erst bei näherem Hinsehen erkennbar. „Der Kampf um unsere Freiheit als Bürger wird bereits über unsere Alltagsgegenstände ausgefochten“, sagt Aral Balkan: Smartphones, Tablets, Fernseher, Toaster, Kühlschränke, Autos usw. generieren Daten, die Web-Konzerne wie Facebook, Google, Amazon & Co. gut für ihren Vorteil zu nutzen wissen. Aus den Algorithmen werden unzählige subtile Verkaufsbotschaften und Marketingstrategien entwickelt, die unsere vermeintlichen Bedürfnisse befriedigen sollen, mit dem einzigen Ziel: die Umsätze einiger weniger Konzerne weiter auszubauen. Vision des wirklich freien Internets. Aral Balkan ist von der Vision des „wirklich“ freien Internets überzeugt. Seit Jahren setzt sich der Web-Designer und „Aktivist für digitale Rechte“ für jene Form des Internets ein, die in den 1990er-Jahren eigentliche Ursprungsidee war: nämlich ein globales Netzwerk zu schaffen, dass den Menschen Meinungsfreiheit, Aneignung von Wissen und demokratische Teilhabe an sozialen, ökologischen und ökonomischen Prozessen bietet. Wer sich die generelle Entwicklung des Internets der vergangenen Jahre ansieht, erkennt jedoch: das Web und die sozialen Medien liegen heute in den Händen von vielleicht 5 – 10 zumeist amerikanischen Großkonzernen. „Facebook, Google, Uber & Co. sind keine freien Parks, sondern Shopping-Malls,“ betont US-Software-Spezialist Balkan. „Hier wurden private Feudalsysteme geschaffen, bei dem die CEO’s des Silicon Valley agieren wie Könige“. Innerhalb dieser „digitalen Ländereien“ herrsche keine Meinungsfreiheit. Auch wurden Mark Zuckerberg oder Google-Chef Eric Schmidt nicht auf demokratischen Weg gewählt, um den Bürgern/Nutzern ein freies und gerechtes Feld sozialen Austauschs und Wissens zu bieten. Entscheidungen werden einzig und alleine im Sinne des (ökonomischen) Vorteils einiger weniger Konzerne getroffen, und nicht, um dem Wohle des Users bzw. Bürgers zu dienen. Die Macht der Netzwerke den Bürgern geben. Wie könnte man also diesen „Feudalherren des Webs“ die Macht der Netzwerke entziehen? Arals Balkans Konzept basiert auf der Macht der Gemeinschaft: „Was wäre, wenn man allen Bürgern in Europa bei der Geburt einen Domain-Namen gibt? Der Name lässt sich später ändern, dient nicht der behördlichen Identitätserfassung. Die Domain gehört einem persönlich. Damit verfügt man über eine gewisse Menge an Datenraum im Web. Ein digitaler Raum, der verschlüsselt und nur für einen persönlich zugänglich ist... In diesem „Community-Netzwerk der Bürger“ besitzt jeder einen immer verfügbaren Netzwerkknoten, mit Direktverbindungen zu anderen Nutzern. Jedes mobile Gerät, das man besitzt, bildet einen weiteren Netzwerkknoten. „Wir machen daraus ein „inter-operables“ System, das alle miteinander verbindet – kompatibel über alle Systeme hinweg. Institutionen und Firmen, die Teil dieses Netzwerks sein wollen, teilen sich die Kosten des Basisdatenvolumens jedes Bürgers,“ so Aral. Geld verdienen könnten Firmen mit Zusatzservices. Diese digitalen Services – in Form von „Quellcodes“ - sollten aber „Open Source“ sein, also frei ins Netz gestellt werden. Zusammen würde alles dann Teil der „Creative Commons“, - „schöpferisches Gemeingut“ mitsamt digitalen Produktionsmittel sein - und im Besitz der Allgemeinheit stehen. Philosophie dieser gerechteren Netzwelt: niemand sollte in Zukunft mehr die Möglichkeit haben riesige, digitale Territorien im Web - á la Facebook & Co. – abzuzäunen, um sie nur für sich alleine zu beanspruchen. Die Umsetzung dieser Vision liege, so Aral Balkan, aber nicht an der Technik, sondern - wie eigentlich alles auf unserer Welt - am politischen Willen. Die „Idee des freien Internets“ ließe sich in jeden Fall auf der Stelle umsetzen - mit Programmier-Codes und Klicks... Ein Facebook ohne Facebook? Als allererste Sphäre einer Dezentralisierung für alle Bürger, wo das Konzept der vernetzten, gleichberechtigten Menschen real werden könnte, sei der digitale Raum, ist Aral Balkan überzeugt. Und daran arbeitet er bereits. Als Software-Entwickler und Social Entrepreneur hat Balkan dazu auch eine ausgefeilte App entwickelt: „Heartbeat“ - ein Prototyp eines „Socials Networks“ mit persönlichen Webspace für alle und dem Ziel, ein dezentrales, gerechtes Web zu schaffen. Oder anders gesagt: Ein Facebook ohne Facebook. „Let’s make the Web better.“ In solchen freien Systemen und alternativen Modellen sieht Aral Balkan nicht weniger als eine der Voraussetzungen für die nachhaltige Zukunft unserer Spezies. „Wir haben gar keine andere Wahl“, meint der Web-Designer. „Let’s make the Web better“ - dann kann auch unsere Welt besser werden... Web-Tipps: www.ar.al www.ind.ie Quelle: Ö1 Text: Helmut Wolf
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