„Einkaufen? Mach ich mit dem Smartphone. Festnetz? Kenn ich nicht...“ *lol*, :-) Lebensweise und Kommunikation verändern sich rasant. Designprofessorin Yang Liu visualisiert dies in humorvoller Art und Weise – mit Piktogrammen. „Für die Generation, der ein Emoticon mehr sagt als 1000 Worte“ „Show Daily“, New Delhi *lol*, sry, cu und noch ein :-)) Statt dem ausgeschriebenen Wort dominieren in sozialen Medien und Foren Abkürzungen und Zeichen („Emoticon“). Das mögen die einen als Verlotterung von Kommunikation und Sprache betrachten, die anderen, zumeist jüngeren Zeitgenossen, haben dies via WhatsApp & Co. dagegen schon verinnerlicht. Die jugendlich-unbekümmerte Chatkultur verändert unsere Sprache. Dabei bedient sie sich unterschiedlichster Tools und entwickelt eine ironische Note. „Emojis sind zu einer wichtigen Form der Kommunikation geworden, die sprachliche Grenzen überwinden kann," sagt der Chef von „Oxford Dictionaries“, Caspar Grathwohl. Im Vorjahr verkündete Grathwohl - zum Schrecken vieler konservativer Sprachliebhaber - dass das „Heul-vor-Glück“-Smiley zum „Wort“ des Jahres 2015 gewählt wurde. Die Webseite „Oxford Dictionaries“ gehört zum Verlag der Universität Oxford und beschäftigt sich mit moderner englischer Sprache. Die altehrwürdige englische Universität Oxford hat erkannt: die Emoji-Kultur ist in den vergangenen Jahren ist zu einem zentralen Aspekt unseres (digitalen) Lebens geworden. „Kleine Gesichter – große Aussage“. Vor mehr als 15 Jahren hat der Japaner Shigetaka Kurita die kleinen Gesichter aus dem Netz adaptiert und so ins virtuelle Leben gerufen. Inspiriert sind die Emojis von japanischen Comics und Straßenschildern. Das Wort „Emoji“ kommt aus der Kombination der japanischen Bezeichnungen für Bild und Buchstabe. Visuell und emotional klar, über alle kulturellen Grenzen hinweg verständlich, zählen die Gesichter heute für Millionen Menschen auf der Welt zur alltäglichen „Sprache“ bei Smartphone und Tablet. Soziale Interaktion und Botschaften im Web und im „analogen Leben“, finden heute vielerorts über visuell minimalistische grafische Darstellungen statt. Von der Damentoilette, den U-Bahnzugang bis hin zur Computeroberfläche, dem Türöffner oder der Verpackung: überall begegnen uns „Piktogramme“. Also bestimmte Informationen oder Hinweise, die uns durch vereinfachte grafische Darstellung vermittelt werden. Auch die in Berlin lebende Designprofessorin Yang Liu bedient sich dieser visuellen Kommunikationsweise, um damit gesellschaftliche Verhaltensweisen und Entwicklungen zu illustrieren. In Yang Liu’s neuem Buch „Heute trifft gestern“ (Taschen Verlag) zeigt die in Berlin lebende Designwissenschaftlerin auf die rasante (digitale) Geschwindigkeit und den Veränderungsdrang unserer Zeit hin. Was heute hip ist, gilt morgen schon als altbacken. Altvertraute Dinge und Gewohnheiten erreichen rasch ihr Verfallsdatum. Der moderne Mensch: im Hamsterrad zwischen Hyperkonsum und Entschleunigung. 24-Stunden-Online-Shopping vs. Zen-Mediation. „Snapchat“ vs. Urban Gardening. Das virtuelle Netzwerk statt dem Freundeskreis im Café... Minimalistische Visualisierungen mit Augenzwinkern. Ohne moralischen Zeigefinger (oder Zeichenstift), schafft Designprofessorin Liu es, mit einem Augenzwinkern simple Visualisierungen für komplexe Sachverhalte zu finden: das Spektrum reicht von der großen Weltpolitik, über globale Katastrophen bis hin zu unserem Umgang mit Natur und Technik. Am Ende bleibt die Erkenntnis: egal, ob heute oder gestern - der ruhige Blick auf die Dinge und ein ausgewogener Hausverstand, bleiben stets Gradmesser für ein zufriedenes und nachhaltiges Leben. Buch-Tipp: „Heute trifft Gestern“ Von: Yang Liu 160 Seiten, Hardcover, in Leinen gebunden Erschienen bei: Taschen Verlag Text: Helmut Wolf
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