Gehen, Öffis nutzen, Radfahren. Digitale „Gutpunkte“ sammeln - im Theater, Museum etc. einlösen. Mit dem „weltweit ersten Kultur-Token“ definiert die Stadt Wien eine neue Form der „umweltbewussten Digitalität“. Ein Projekt mit Zukunftspotenzial? Fast jeder nutzt ein Handy. Im europäischen Schnitt greifen wir bereits alle 6 Minuten auf unser Smartphone. 3,7 Stunden pro Tag wischen, drücken und streichen wir über den Bildschirm. Tendenz steigend. Dies hat vor kurzem die Analyse-Plattform "App Annie" errechnet. Wie schafft man es, diesen enormen Zuwachs digitaler Medien-Nutzung in unserer Gesellschaft gut und positiv zu nutzen? Die Stadt Wien startet nun mit einem Pilotprojekt, das als Vorbild für mehr Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein im öffentlichen Raum dienen könnte – mit dem sogenannten „Kultur-Token“. „Ziel ist es, Digitalität zum Wohle der Menschen zu nutzen“, sagt die Wiener Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler. Das umweltbewusste Bewegen in der Stadt soll attraktiver gemacht - und in Verbindung mit digitalen Medien gebracht werden: ein „Kultur-Token“ wird als App auf das Handy geladen. Das (und nicht „der“) Token ist wie eine Art Jeton, der durch CO2-sparende Fortbewegung in der City heranreift und in derzeit vier Wiener Kulturinstitutionen eingelöst werden kann: Im Volkstheater, Wien-Museum, der Kunsthalle und im Wiener Konzerthaus. „Wir wollen damit lernen bestmöglich für die Gesellschaft zu agieren“, ergänzt der Wiener Digitalisierungsstadtrat Peter Hanke. Was ist das oder der Kultur-Token? Kurz gesagt: Es ist die innovative Verknüpfung von klimafreundlicher Fortbewegung und einem ausgewählten Kulturereignis. Natürlich steckt dahinter aber eine ausgefeilte Technologie. Das Netzwerk „Blockchain“ ist quasi das Rückgrat der App, um maximalen Datenschutz zu gewährleisten. „Aber auch nur eine Möglichkeit, Kryptografie und Privatsphäre zu verknüpfen“, sagt Shermin Voshmgir vom „Institut für Kryptoökonomie der Wirtschaftsuniversität Wien“ (WU Wien). Die WU Wien begleitet das Projekt wissenschaftlich. Ab 26. Februar geht das digitale Projekt nun in einer ersten Testphase für eine Test-Community Online. Ab Herbst 2020 wird die App offiziell gelauncht. „Wer 20 kg CO2 einspart, erhält einen Token. Dafür braucht man normalerweise zwei Wochen“, erklärt Projektleiterin Christina Hubin von „Upstream Mobility“. Hubin betont, dass die Daten nicht vernetzt, sprich anonymisiert werden: Name des Users, Technologie Blockchain und aufgezeichnete Bewegung werden getrennt erhoben und entkoppelt, so die Projektleiterin. Die CO2-vermeidende Mobilität wird via Schrittzähler und „Motiontracker“ der Fuß- und Radwege aufzeichnet. In weitere Folge mit Gamification und Blockchain verknüpft. „Es geht darum dem Bürger einen Mehrwert in der digitalen Welt zu ermöglichen“, umschreibt Hubin den Ansatz. Wer einen vollen Token generiert hat, bekommt einen QR-Code auf sein Smartphone. Dieser kann vorerst bei vier Kulturinstitutionen eingelöst werden. „Es geht um digitalen Humanismus“, sagt Veronica Kaup-Hasler. Im weitesten Sinne auch darum, dass der (Wiener) Stadtbewohner das Auto vermeidet und auf umweltfreundliche Fortbewegung setzt. Die junge „Generation Smartphone“ könnte rasch auf den spielerischen Ansatz des digitalen Kultur-Tokens aufspringen. Interessant wird es zu beobachten sein, ob auch „komfortorientierte Autofans“ im höheren Alter von der umweltfreundlichen Mobilität überzeugt werden können. Wie auch immer: Ein tolles, vorbildhaftes Projekt, das beweist, wie Digitalität und Nachhaltigkeit in Zukunft funktionieren könnte... Digitalität schafft Nachhaltigkeit DAS KULTUR-TOKEN Die App ist selbsterklärend und einfach: Sie ist an ein bestimmtes Handy gebunden und kann nicht weitergegeben werden. Die App misst durch Motion-Tracking „aktiv zurück gelegte Wegstrecken“. Anhand von Daten des Umweltministeriums wird die persönliche CO2-Bilanz errechnet: Also CO2-Einsparung durch Gehen, Fahrradfahren, Öffi-Fahren im direkten Vergleich zu einer Autofahrt. Übrigens: Je nach gesammelten Token werden zusätzliche auch „Bäume im Wald der jungen Wienerinnen“ gepflanzt. Nach einer Testphase wird die App ab Herbst 2020 für alle Online gehen. Web-Tipp: Kultur-Token Fotos: David Mark/Pixabay, Immortal Shots, Davon Michel/Pexels, Michael S. Mellbin, Stadt Wien Text: Helmut Wolf
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