Online-Shopping vs. Klimaschutz? Widerspruch oder Chance für mehr Innovation? Die Österreichische Post setzt auf „klimafreundliche Maßnahmen im Kerngeschäft“. Mit Erfolg, wie Daniel-Sebastian Mühlbach, Leitung CSR & Umweltmanagement, im Interview betont… Lieber Herr Mühlbach, überall wird über CO2-Reduktion und eine umweltgerechte Wirtschaft „gesprochen“. Jedoch – bei der Umsetzung tun sich die meisten Unternehmen damit schwer. Was ist ihre Meinung dazu? Es ist sehr wichtig, dass das Thema Klimawandel wieder stark adressiert ist. Auch die Aussage, dass es sich eigentlich um eine Klimakrise und um die größte globale Herausforderung handelt, empfinde ich als richtig und wichtig. Das Problem ist bekannt und der Wille bzw. die Notwendigkeit zur Lösung sind ebenfalls stark ausgeprägt. In der Tat ist die Umsetzung durchaus schwierig. Jedes Unternehmen muss herausfinden, was es leisten will, kann bzw. muss. Die einzelnen Wirtschaftsbranchen haben unterschiedliche Klimaauswirkungen. Allen gemein ist jedoch die Tatsache, dass jedes Unternehmen etwas umsetzen und bewirken kann. Am besten funktioniert das durch die Integration von Maßnahmen in das Kerngeschäft - also eine klimafreundliche Gestaltung des Produkt- bzw. Dienstleistungsportfolios. Das Thema „Nachhaltigkeit und Wachstum“ ist eines der großen Herausforderungen, um nicht zu sagen „der“ Widerspruch unserer Zeit. Kann dieser Widerspruch gelöst werden? Es gibt Grenzen des Wachstums, das ist unbestritten. Es gelingt der Menschheit jedoch regelmäßig diese Grenzen weiter zu verschieben. Apropos Widerspruch: Auch die Post hat sich klare Klimaschutzziele verordnet. Beispielsweise durch verstärkte Nutzung alternativer Energien oder schadstoffarmer Fahrzeuge. Gleichzeit wächst - dank Online-Shopping - der Paketmarkt und damit die Transport-Logistik. Wie begegnet die Post dieser Entwicklung? Die positive Entwicklung am Paketmarkt freut uns natürlich sehr. Gleichzeitig sehen wir die Auswirkungen im Anstieg unserer transportbedingten CO2-Emissionen. Bereits vor acht Jahren haben wir entschieden, das Thema Klima- und Umweltschutz aktiv in unser Kerngeschäft zu integrieren. Wir wollten nicht auf politische Vorgaben und den Druck der Konsumenten warten, sondern selbst aktiv werden. Daher haben wir die Initiative „CO2 NEUTRAL ZUGESTELLT“ gestartet. Die Initiative besteht aus drei aufeinander abgestimmten Schritten: 1. Effizienzsteigerungen im Fuhrpark und in den Gebäuden 2. Alternative Technologien (erneuerbare Energien und E-Mobilität) 3. Kompensation der verbleibenden Emissionen Dass diese Initiative erfolgreich ist, zeigt das Ergebnis: Seit 2011 stellt die Post alle Sendungen innerhalb Österreichs CO2-neutral zu. Damit ist sie in diesem Bereich führend in der internationalen Logistikbranche. Wo liegen die größten Herausforderungen für eine „nachhaltige Post“ – mittel- und langfristig? Die größte Umweltauswirkung hat unser Fuhrpark: Bis 2030 möchten wir deshalb 100 % E-Fahrzeuge in der Zustellung auf „der letzten Meile“ einsetzen. Denn: durch das starke Paketwachstum fahren wir jedes Jahr mehr und mehr Kilometer. Unser größtes Problem ist aber, dass es leider nur ein sehr beschränktes Angebot an E-Fahrzeugen (bzw. Wasserstofffahrzeugen) im Bereich der Leichtnutzfahrzeuge gibt. Hier ist vor allem die Automobilindustrie gefordert. Klimaschutz fängt bei jedem persönlich an. Müssen wir uns als (Konsum-)Gesellschaft verändern – vor allem unser Konsumverhalten? Wir müssen die richtigen Fragen stellen – an uns und unsere gesellschaftliche Umgebung. Nur so kann sich etwas verändern. Von selbst wird das Notwendige nicht passieren. Es gibt unendlich viele Zahlen und Daten zum Klimawandel. Viele junge Menschen gehen weltweit für Klimagerechtigkeit auf der Straße. Wetterextreme lassen den Klimawandel spürbar werden. Dennoch: bis heute fehlen klare, verbindliche politische Ziele. Ihr Standpunkt dazu? Ich glaube, dass wir nicht auf die Politik warten sollten. Als Bürgerinnen und Bürger liegt es an uns etwas zu tun. Ich sehe es als meine Pflicht, selbst etwas zu unternehmen und mich zu engagieren. In der Gemeinschaft sind Bürgerforen, -dialoge, -initiativen und natürlich Wahlen ein sehr gutes effektives Mittel, um die Politik mitzugestalten. Hypothetisch gefragt: Was würden sie rasch ändern, wenn sie es könnten? Die Expertenempfehlungen zur Gestaltung eines umwelt- und menschenverträglichen Verkehrssystem umsetzen. Anreize zur Reduktion des übermäßigen Fleischkonsums setzen. Leistbaren und klimaschonenden Wohnraum schaffen. Wie lautet ihr Lebenskonzept? Ich versuche so zu handeln, wie ich es von anderen erwarte – „Walk the Talk“. Meine Wege in der Stadt lege ich fast ausschließlich mit dem Rad oder den öffentlichen Verkehrsmitteln zurück. Ich leiste mir zertifizierten Ökostrom, sowie regionale und biologische Lebensmittel. Beim Einkaufen verwende ich schon seit langem mein eigenes Einkaufssackerl. Auf Flugreisen verzichte ich soweit es geht bzw. versuche – wenn möglich – mit dem Zug zu fahren. Und: ich versuche meinen Fleisch- und Fischkonsum weitestgehend zu reduzieren. Zugegebenermaßen fällt mir gerade der letzte Punkt sehr schwer, weshalb ich auch den Sprung zum Vegetarier noch nicht vollziehen konnte. Das ist aber eine Einstellungssache, an der ich noch arbeite. Vielen Dank für das interessante Gespräch! Web-Tipp: www.post.at/co2neutral Fotos: Österreichische Post AG Interview & Text: Helmut Wolf
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