Fassadenbegrünung = Abkühlung. Ein „Grünfassaden-Modul“ für Häuser sorgt in Wien in dichtverbauten Gebieten für eine kühlere Umgebung. „Natürliche Klimaanlagen“ - ein Modell für die Stadt der Zukunft? Die durch den Klimawandel verursachten Hitzeinseln sind eine Belastung für viele Menschen. Vor allem im stark verbauten Gebiet setzt die Stadt Wien seit einigen Jahren auf „Cooling-off-Maßnahmen“ in allen Bezirken. Eine der zentralen „kühlenden“ Initiativen, auf die man in der österreichischen Bundeshauptstadt verstärkt setzt - ist: die Bauwerksbegrünung. Mit dem Grünfassaden-Modell „BeRTA“ („Begrünung – Rankhilfe – Trog – All-in-One“) wurde eine einfache, wie nachhaltige Lösung entwickelt, um Häuser auch als „natürliche Klimaanlagen“ in der Stadt zu etablieren… Hitzewellen, Trockenheit, Starkregen, Hagelstürme... Die globalen Wetterextreme häufen sich. Vor allem der zunehmende Temperaturanstieg in dicht bebauten, städtischen Gebieten, macht das Leben besonders in den Sommermonaten zunehmend schwer. Laut einer Studie der renommierten Zeitschrift „Nature“, werden sich mehr als fünf Prozent aller weltweiten Großstädte auf Temperaturanstiege von 8 Grad (und mehr) einstellen müssen. Auch die Jahresdurchschnittstemperatur Wiens hat sich in den vergangenen 40 Jahren um etwa 2 Grad erhöht. Die Mehrheit der globalen Städte ist diesen Klima-Entwicklungen nicht gewachsen. Gerade im Sommer ist es zu heiß, zu trocken, zu verschmutzt, sind die Böden versiegelt. Und dies bei ansteigender Bevölkerungsdichte. Neue Lösungsansätze sind gefragt… Ein wesentlicher Hebel bei der Bewältigung extremer Wetterereignisse und der Folgen des Klimawandels in Städten ist – ein höherer Grünanteil. Sprich: mehr Natur für die City! Begrünungen bringen viele Vorteile mit sich: Sie halten Städte im Sommer kühl, reduzieren den „Urban Heat Island-Effekt“ (UHI) und sie helfen bei der Bewältigung von Starkregenereignissen. Außerdem verbessern sie Luftqualität (Feinstoff-Bindung) und Lärmbelastung. „Natur in die Stadt zurückbringen“. In Zusammenarbeit mit dem Innovationslabor „GrünStattGrau“ wurde dem Thema Bauwerksbegrünung in Wien eine in dieser Form noch nie dagewesene Sichtbarkeit gegeben. „Wir möchten in erster Linie die Natur in die Stadt zurückbringen“, sagt GrünStattGrau-Geschäftsführerin Vera Enzi: Dach- und Fassaden-begrünungen, Regengärten, Stadtbäume, grüne Infrastrukturen – „naturbasierte Lösungen schaffen ein breites und positives Wirkungsspektrum“, ist sich Enzi sicher. Nach dem Motto „Gemeinsam für eine grüne Stadt“ begleitet man derzeit Begrünungs-Zielgebiete in Wien, Graz, St. Pölten, Linz und Feldkirch. Die Reflexion des Sonnenlichts über begrünte Fassaden sorgt für eine geminderte Aufheizung von Gebäuden - durch das Verdunsten von Wasser über Blätter der Pflanzen und der Produktion frischer, kühler Luft. Durch „grüne Isolation" der Fassaden können Hausbesitzer Kosten für Klimaanlage und Heizung sparen - und Luftschadstoffe binden. Die Pflanzen binden beispielsweise Stickstoffdioxyd um bis zu 40 Prozent, Schwefeldioxyd, Ozon und Feinstaub sogar bis zu 60 Prozent! Das BeRTA-Grünfassaden-Modul: Generell sorgt der modulare Aufbau von BeRTA für universelle Anwendbarkeit. Das Basismodul besteht aus: einem Pflanzgefäß, Substrat, einer Rankhilfe und zwei Kletterpflanzen. Die einzelnen Bestandteile werden je nach individuellen Gegebenheiten des Gebäudes vom „50 Grüne Häuser“-Team aufeinander abgestimmt. Diese können individuell erweitert werden. Hohen Wert legt man dabei auf langlebige und ökologische Materialien. Welche Pflanzen für das jeweilige Haus geeignet sind, hängt von Himmelsrichtung und Standort ab. Je nach Ausrichtung (und Verfügbarkeit) kommen unterschiedliche Kletterpflanzen zum Einsatz: beispielsweise die auffällige Pfeifenwinde, der im Winter blühende und duftende Jasmin oder der von selbst klimmende Wilde Wein, der keine Rankhilfe benötigt. Damit eine Kletterpflanze am Gebäude wachsen kann, wird je nach Pflanzenart die passende Rankhilfe angebracht: Seile oder Netze als Kletterhilfe sind flexibel in der Anwendung. Fix angebrachte Gitter eignen sich hingegen für hohe statische Belastungen bzw. Fassaden mit Wärmedämmverbundsystemen. Wenn keine fixe Rankhilfe an der Fassade befestigt werden kann, muss nicht auf Begrünung verzichten werden: je nach Fassadenbeschaffenheit kommen selbststehende, mit dem Trog verbundene Rankgitter oder selbstklimmende Kletterpflanzen zum Einsatz, die direkt an der Fassade wachsen. Der Trog ist ca. 40 cm Tief und 80 cm Hoch. Pilotprojekt „50 grüne Häuser“ in Innerfavoriten. Die ersten 50 BeRTA-Prototypen werden zu Forschungszwecken unentgeltlich an Häuser im dichtbebauten Stadtgebiet von Wien-Innerfavoriten vergeben. Das Projekt „50 grüne Häuser“ ist Teil von „Stadt der Zukunft", dem Forschungs- und Technologieprogramm des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie. Um Fassadenbegrünungen als „natürliche Klimaanlagen“ weitreichend in der Stadt wirken zu lassen soll die Anzahl der begrünten Fassaden auf 150 angehoben werden. Grüne Häuser gegen die Stadthitze? Ein Schritt in die richtige Richtung. Die grünen Fassaden verbessern die Luft und sorgen dafür, dass die Wohnungstemperaturen in den heißen Sommermonaten weniger stark steigen. Ein Wohnbau, der Natur, Schönheit und Lebensqualität in die Stadt bringt? Die Zukunft der Stadt ist voll grüner Natur... Web-Tipps: www.50gh.at www.gruenstattgrau.at www.nabu.de/Fassaden Fotos: BeRTA / Christine Kaindl, GrünStattGrau, Sargfabrik Text: Helmut Wolf
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