Humor als (Über-)Lebensprinzip? Fritz Jergitsch, 27, hat mit dem Satireportal „Die Tagespresse“ eine besondere Form der Berichterstattung definiert. Nämlich: nichts ist so Ernst, um verarscht zu werden. Ein Interview! Lieber Fritz, wie kommt man auf die Idee, ein Satireportal zu machen? Die Idee des Satireportals habe ich mir aus dem Ausland abgeschaut. Von Medien wie den „Postillon“ aus Deutschland, oder „The Onion“ aus den USA. Im Grunde aber ist „Die Tagespresse“ aus einem Hobbyprojekt entstanden. Da gab es keine Analyse. Ökonomisch betrachtet war es auch nicht sinnvoll. Ich habe ja ursprünglich Volkswirtschaft studiert. Was ich da aber gelernt habe, war es, stets die eigenen Emotionen aus den grundsätzlichen Entscheidungen herauszuhalten. Wie würdest du das Grundkonzept der Tagespresse umschreiben? Wir persiflieren aktuelle Ereignisse - und dazu verwenden wir die Werkzeuge der Satire. Was treibt dich bei deiner Arbeit an? Der Spaß! Warst du immer schon ein Typ, der das Leben humorvoll betrachtet hat? Ich habe mich immer für Humor interessiert. Habe mit Vorliebe Satire-Formate im Fernsehen angesehen, wie „Dorfers Donnertalk“, die „Sendung ohne Namen“ usw. Ich habe aber auch gerne Magazine wie „Mad“ gelesen. Vor rund 6 Jahren hat sich dann die Chance aufgetan, selbst ein Satire-Portal zu gründen... Apropos Mad-Magazin: Der ehemalige Mad-Chefredakteur Herbert Feuerstein hat einmal gesagt: „Jeder hat das Recht verarscht zu werden“. Wie siehst du das? Ich sehe das ähnlich. Wir (gemeinsam mit Sebastian Huber und Jürgen Marschal, Anm.) nehmen a priori niemanden aus. Vielmehr kommt es auf den Kontext, den Witz an. Die einzige Grenze, die wir unserer Satire auferlegen, ist unser eigenes Gewissen. Wir würden keinen Witz nehmen, über den wir nicht selber lachen könnten. Irgendjemanden aus religiösen oder politischen Gründen aus der Satire rauszunehmen, wäre da moralisch falsch... Wie sind die Reaktionen auf Eure Beiträge? Auf Facebook haben wir bis zu 1.000 Kommentare. Die meisten sind positiv. Wenn man Leute verarscht, muss man aber auch die Kraft haben, dass manches zurückkommt. Und ja, wir bekommen auch negative Reaktionen. Manchmal schimpfen die Leute. Anfangs hat mich das schon geärgert, aber heute nehme ich das nicht mehr persönlich. Es gibt Leute, die scheinen nur wenig oder gar keinen Humor zu besitzen. Woher glaubst Du, kommt die „Gabe“ das Leben humorvoll zu betrachten? Es ist eine Charakterfrage. Wenn man über sich selbst lachen kann, kann man auch über alles andere Lachen. Meine Meinung ist: Wenn man das Leben mit Humor nimmt, dann fällt alles leichter. Ist Humor eine Möglichkeit den Ernst, vielleicht auch den Wahnsinn des Lebens besser zu ertragen? Ja, natürlich. Das ist die Grundfunktion des Humors. Schon in der Antike wurden satirische Volkslieder gesungen. Literaten wie Karl Kraus Erfolg hatten mit satirischen Texten großen Erfolg. Seit der Erfindung des Papyrus, hat es humoristische Inhalte gegeben. Und egal, wie wir in 20 Jahren kommunizieren werden, ob mit Google-Brille oder anderen Technik-Tools: wir Menschen werden immer Humor an den Tag legen... Wie entstehen Eure Berichte? Wir reagieren sehr schnell auf aktuelle Ereignisse. Schnelligkeit ist ein wesentlicher Teil unseres Konzeptes. Und klar, wir lachen auch viel, wenn die Artikel entstehen. Wir lachen besonders auch über jene Witze, die zu hart sind – und nicht erscheinen können... Für die allzu harten Witze könnte man doch eine „Tagespresse Premium“-Version machen? (Lacht) Ja, das wäre eigentlich eine gute Idee. Die turbulenten Entwicklungen der Welt sprechen für Euch, oder? Manche Entwicklungen sind wirklich unglaublich. Den ehemaligen US-Präsidenten Obama hat man noch kritisiert, dass er keine Manschettenknöpfe getragen hat. Und heute haben wir Präsident Trump... Ist das Leben ein Witz? Nein, das glaube ich nicht. Das Leben besitzt aber sehr viel Ironie. Wie lautet dein Lebenskonzept? Ich versuche einfach das Beste herauszuholen – und die Welt besser zu hinterlassen, als das ich sie vorgefunden haben. Unser Leben kann ja jederzeit vorbei sein, das vergessen die Leute nur allzu schnell... Danke für das interessante Gespräch! Veranstaltungs-Tipp: Noch bis Mitte Mai 2019 läuft im Wiener Rabenhof Theater „Die Tagespresse live: Schwarz-Blau unzensuriert“ Web-Tipp: www.dietagespresse.com Fotos: Die Tagespresse, Rabenhof / Pertramer Gespräch: Helmut Wolf
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