Bereits zum 6. Mal wurde in den USA zum landesweiten „nicht-digitalen Leben“ aufgerufen. Der „National Unplugged Day“ soll die Menschen animieren nicht nur über digitale Medien zu kommunizieren. Jetzt gibt es auch einen Sechs-Stufen-Plan gegen den „Handy-Reflex“... Abdrehen für einen Tag. „I unplug to know myself“: Karla Lizarrage aus Kalifornien hat ihr „Offline-Motto“ zur Selbstfindung auf der Website nationaldayofunplugging.com hochgeladen. Ihr Posting symbolisiert einen Trend, der lautet: „Ich dreh’ mein Smartphone ab, um (wieder mehr )auf mich selbst zu achten“. Zumindest für einen Tag... Karla Lizarrage’s Gedanke und Botschaft für das Leben außerhalb digitaler Medien, sozialer Netzwerke und Apps, spiegelt eine Entwicklung in vielen westlichen Industrieländern, die auch Auswirken auf unser gesellschaftliches Gefüge hat: immer mehr Menschen beschäftigen sich stundenlang mit Smartphone und „Social Networks“ – und vergessen dabei auf den zwischenmenschlichen Austausch. Kopf nach vorne gebeugt, das Gesicht hell erleuchtet, der Blick starr auf das Smartphone gerichtet - wir alle kennen diesen Anblick vieler Menschen. In der U-Bahn, bei der Bushaltestelle, im Café oder auf öffentlichen Plätzen: der Blick auf das Mobiltelefon ist omnipräsent. Wo früher Blickkontakte oder Gespräche entstanden sind, dominieren nun Dauerablenkung und -Abwesenheit durch Smartphones und Tablets das Geschehen. Jede kurze Gelegenheit wird genutzt, um „nur schnell einmal“ bei WhatsApp, Facebook oder Youtube nachzuschauen. Folgen des Digitallebens. Studien zufolge, hat die allzu intensive Nutzung von Smartphones bereits körperliche Folgen: so werden immer mehr 30jährigen bereits jene Arten von Genickschmerzen oder gekrümmte Rückenformen diagnostiziert, die bei früheren, lebenslangen Feldarbeitern festgestellt wurden. Laut einer Umfrage in den USA, gaben 13 Prozent der Befragten an „süchtig“ nach sozialen Medien zu sein. Durchschnittlicher täglicher Handy-Gebrach: 3,6 Stunden. In Deutschland und Österreich ergab ermittelte das Mafo-Institut TNS Infratest, dass sich rund 45 Prozent der jungen Zielgruppe ein Leben ohne soziale Netzwerke nicht vorstellen können. „Handys machen uns nicht dumm, sondern sie stillen unseren Appetit auf endlose Unterhaltung“, versucht US-Psychologe Daniel Willingham eine Erklärung für diese Entwicklung zu finden. „Auszeiten“ für das Gehirn verschwinden so aber zusehends... Seit sieben Jahren keine Langeweile mehr? „Ich habe irgendwann festgestellt, dass ich mich seit sieben Jahren nicht gelangweilt habe“, erzählt Manoush Zomorodi, eine Technologie-Journalistin beim Radiosender „WNYC“ in New York. Und das war jene Zeit, seit sie ihr Smartphone bekommen hat. Auch ihre beiden kleinen Kinder betteln bei jeder Gelegenheit nach Mamas Telefon. Das hat Zomorodi zum Umdenken gebracht. Sechs-Stufen-Plan gegen Handy-Reflex. US-Journalistin Manoush Zomorodi hat vor kurzem einen „Sechs-Stufen-Plan gegen den Handy-Reflex“ entwickelt:
„Wie ein Schnuller für die Hand“. Rund 19.000 Teilnehmer hat Manoush Zomorodi über den US-Radiosender WNYC zum Mitmachen des Sechs-Stufen-Plans animiert. Vor allem das „Verwachsen“ mit dem eigenen Smartphone wurde vielen Teilnehmern dabei bewusst. Zwei Aussagen bringen es dabei besonders auf den Punkt: „Als wäre es eine Schmusedecke“ oder „Wie ein Schnuller für die Hand“...
Übrigens: das Entstehen der besten Ideen sehen Psychologen in den Phasen „ungerichteten Denkens“ - also: beim Duschen, beim Spazieren gehen, beim Autofahren, beim aus dem Fenster schauen im Zug - oder schlicht bei Langeweile. Dafür sollten wir uns wieder mehr Zeit nehmen... Web-Tipp: www.nationaldayofunplugging.com Fotos: „National Day of Unplugging" Quellen: „Die Zeit", Horizont Text: Helmut Wolf
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