Demokratie und politischer Islamismus schließen sich aus. Davon ist der deutsch-ägyptische Autor, Politikwissenschaftler und ehemalige UNESCO-Mitarbeiter Hamed Abdel-Samad überzeugt. Eine Analyse anlässlich seines Buches: „Der islamische Faschismus“... „Enthauptet diejenigen, die behaupten, der Islam sei die Religion der Gewalt“, zitiert der Islamexperte Hamed Abdel-Samad ein Facebook-Posting im Vorwort seines aktuellsten Buches „Der islamische Faschismus“. Er habe gelacht über diese elegante und doch sehr treffende Beschreibung der bitteren Realität. Das Lachen blieb ihm jedoch im Hals stecken, als er plötzlich sein eigenes Porträt auf Facebook entdeckte, versehen mit dem Schriftzug: „Wanted Dead“. „Anlass für diesen Mordaufruf war ein Vortrag den Abdel-Samad am 4. Juni 2013 in Kairo gehalten hatte. Das Thema: „Religiöser Faschismus in Ägypten“. Dabei vertrat er die These, dass faschistoides Gedankengut nicht erst mit dem Aufstieg der Muslimbrüder Eingang in den Islam gefunden habe, sondern bereits in der Urgeschichte des Islam begründet sei. In seinem Vortrag im Juni 2013 betonte der 1972 in Kairo geborene Politologe: der Islam habe die religiöse Vielfalt auf der arabischen Halbinsel beendet, von seinen Anhängern unbedingten Gehorsam verlangt, keine abweichenden Meinungen geduldet und strebe die Weltherrschaft an. Diese Geisteshaltung sei im Islam dominanter sei als andere Aspekte dieser Religion. Seit dieser Zeit erhalten Abdel-Samad und seine Familie Todesdrohungen. Stolze Vergangenheit, bittere Realität. Zitiert wird in dem Buch auch der tunesisch-französische Schriftsteller Abdel-Wahhab Meddeb. Dieser sieht ein zentrales Problem der islamischen Welt darin, dass die Muslime sich nicht damit abfinden können, nicht mehr – wie noch im Mittelalter – die führende Macht in der Welt zu sein. Die Diskrepanz zwischen einer stolzen Vergangenheit und der bitteren Realität der Gegenwart sieht er als eine der Hauptquellen für Ressentiments gegen den Westen. Eine Dauerkränkung der islamischen Welt sozusagen, entstanden aus dem subjektiven Gefühl von der Welt und der Geschichte ungerecht behandelt worden zu sein. Diese Kränkung, gepaart mit einer Überhöhung der Vergangenheit, sei ein wichtiger Motor des islamischen Faschismus. Auch der „Kult der Überlieferung“ spiele eine zentrale Rolle: „Es kann keinen Fortschritt des Wissens geben, da die Wahrheit bereits (im Koran, Anm.) offenbart wurde.“ Modernisierung und Islam? Die Frage die sich Politikwissenschaftler Abdel-Samad in seinem Buch stellt: Können sich Modernisierungs- und die Demokratisierungsbestrebungen in den muslimischen Gesellschaften festigen, ohne dass die Bevölkerung in diesen Ländern den bitteren „Preis“ bezahlen muss, den die westliche Welt einst dafür bezahlt hat? Seine Antwort fällt nicht unbedingt positiv aus: Er glaube nicht daran. Es sei kein Ende des Islamismus in Sicht, weil das Frustrationspotenzial unter jungen Muslimen enorm sei und die wirtschaftliche Entwicklung der meisten islamischen Staaten nichts Gutes verheiße. Nicht um eigenständiges Denken und Lernen geht es, schon gar nicht um eine kritische Analyse, sondern um das strikte Befolgen der offenbarten Botschaft, so der deutsch-ägyptische Politologe und Autor Hamed Abdel-Samad: es gelte die Unantastbarkeit des Koran, in dem alles Wissen enthalten ist. Salafisten und Dschihadisten verteufeln deshalb eine zeitgemäße Interpretation der Texte, denn die Gebote Gottes dürfe der Mensch nicht umdeuten. Islamisten glauben nicht an die Reformierbarkeit ihrer Gesellschaften durch wirtschaftliche und politische Pläne. Erst wenn das Reich Gottes auf Erden errichtet ist, erst wenn alle Menschen den Islam angenommen haben, wird es Wohlstand und Frieden geben, so deren Glaube. Die Souveränität liege in den Augen der Islamisten bei Gott und nicht beim Volk, schreibt Hamed Abdel-Samad. Und genau darin liegt das Problem... Hamed Abdel-Samad wurde 1972 in Kairo geboren und studierte Englisch, Französisch, Japanisch und Politik. Er ist Mitglied der „deutschen Islam Konferenz“. Nachdem Abdel-Samad im Juni 2013 bei einem Vortrag in Kairo der Muslimbruderschaft „islamischen Faschismus" vorgeworfen hatte und „dass dieser Faschismus in der Entstehungsgeschichte des Islams zu begründen“ sei, wurden am nächsten Tag im Internet Mordaufrufe gegen ihn veröffentlicht. Die Todesdrohungen sind bis zum heutigen Tag aufrecht. Auszüge aus dem Buch: „Der islamische Faschismus“ von Hamed Abdel-Samad, Verlag www.droemer-knaur.de
Titelfoto: Captured By Amelia Helmut Wolf
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