Geld. Banken. Menschen. Was braucht es, um Glaubwürdigkeit und Vertrauen gegenüber Banken und Finanzwesen (wieder) herzustellen? Klaus Bergsmann, „Head of Sustainability“ der Erste Group Bank, hat dazu klare Vorstellungen. Ein Interview! Herr Bergsmann, es herrscht nach wie vor eine tiefe Vertrauenskrise gegenüber der Finanzwirtschaft. Was braucht es, um hier Glaubwürdigkeit und Vertrauen zu schaffen? Ich möchte da vorab mit unserem Gründungsdokument von 1819 antworten: „Niemandem sollen aufgrund seines Alters, seines sozialen Status oder seiner Nationalität die Vorteile, welche die Erste österreichische Spar-Casse all ihren Sparern bietet, verwehrt bleiben.“ Auch wenn dieses Zitat fast 200 Jahre alt ist, so bildet es für auch noch heute das Fundament für unser Handeln. Nämlich: überall dort, wo eine Bank entsteht, sollte sich das Leben der Menschen verbessern. Wir waren von unserem Habitus am Anfang gar keine Bank, sondern eine „Sparkasse“. Dabei ging - und geht es auch heute noch: der breiten Bevölkerung Zugang zum Bankwesen zu ermöglichen. Um sich Geld für Investitionen auszuborgen und eine sichere Verlangung von Geld zu ermöglichen. Was kann konkret getan werden, um das Vertrauen bei den Menschen zu den Banken wiederherzustellen? Wenn man es plakativ beschreiben möchte, dann würde ich sagen: mehr Kredite für die Regionen. Mehr Regionalität im Bankensektor. Wenn wir dahin (zurück)kämen, wäre schon viel gewonnen. Diese Form der Regionalität sollte letztendlich auch mehr beim Durchschnittshaushalt ankommen. Der Apfel der aus Chile kommt, und nicht aus der Steiermark, sollte ein schlechtes Gewissen erzeugen. Diese bildliche Metapher müsste auch auf die Banken umgelegt werden. Beim Thema Regionalität geht es für mich vor allem auch um die Nähe zu den Menschen. Regionale Sparkassen haben stets hohes Vertrauen in der Gesellschaft genossen. Kunde und Bankbedienstete kannten sich. Aus dieser beidseitigen Kenntnis, wurden Entscheidungen getroffen. Jene Entscheidungen, die den Bedürfnissen der Region entsprochen haben. Regionalität bedeutet auch „Know your customer“: kenne deine Lieferanten, deine Kunden, deine Bank... Sie meinten in einem Vortrag, dass sich ein Drittel der Österreicher Umweltschutz gar nicht leisten können. Wie meinten sie das? Ich wollte damit auf Aspekte wie Energiearmut hinweisen. Teile der Bevölkerung können sich Klima- und Umweltschutz eben gar nicht leisten. Gekauft wird, was billig ist. Um Nachhaltigkeit wirklich für alle leistbar zu machen, muss es ein wirtschaftliches Umdenken geben. Dieser soziale Grundansatz hat auch viel mit dem Bestreben von Andreas Treichl (CEO Erste Group Bank, Anm.) zu tun: weg vom Kapitalismus „Koste es, was es wolle“ - vor allem auf Kosten anderer Menschen. Finanzielle Nachhaltigkeit bedeutet für uns, so zu agieren, ohne zukünftige Ressourcen auszubeuten. Hier geht es um Menschen und Soziales ebenso, wie um Umwelt und Rohstoffe. Stichwort: Wohlstand. Müsste es auch ein generelles Umdenken bei Menschen und Wirtschaft geben?
Man sollte sich öfter fragen: was kann, was will ich mir wirklich leisten? Nicht nur finanziell, sondern generell für sein Leben. Wohlstand, als ein sich stetig ausdehnendes Paradies von materiellen Gütern, dieses weit verbreitete Konzept hat heute seine Gültigkeit verloren. Aber: Banken sind keine moralischen Institutionen. Wir können Kunden nicht zwingen, statt einem SUV ein Elektroauto zu kaufen. Aber wir können durchaus Impulse setzen: beispielsweise bei der Finanzierung von Alternativenergieprojekten. Ebenso bei der Forcierung nachhaltiger Veranlagungen. Einer Sparte, die erfreulicherweise wächst. Was ist die Triebfeder für ihr tägliches Handeln? „Love it, change it or leave it“. Freude und Spaß haben an neuen Dingen und Projekten. Keine Scheu zeigen. Und wenn aus einem Projekt nichts wird, dann ist es auch nicht so schlimm. Nicht alles in meinen Leben war schmerzfrei. Aber rückblickend betrachtet, hat es mein Leben und meinen Erfahrungsschatz bereichert. Ihr Lebenskonzept? Jeder Mensch sollte das, was er tut, mit Freude machen. In allen Lebensbereichen. Als freundlicher Kellner ebenso, wie als freundlichen Bäcker, Lehrer oder Nachbar. Übrigens: Freundlichkeit kostet nichts - und hält nachhaltig an... Danke für das Gespräch! Web-Tipp: www.erstegroup.com Illustrationen: Davide Bonazzi Interview: Helmut Wolf
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