Die 4-Tage-Woche? 35 Stunden. „Einen Wochentag frei für alle!“, fordert Journalist und Autor Quentin Lichtblau. Dies würde nicht nur die Menschen zufriedener machen, sondern auch den CO2-Ausstoß reduzieren… Reportage! „Nie wieder Montag“ - Würde man einer Partei mit diesem Wahlspruch eine ,Verbotskultur´ vorwerfen?“, fragt Quentin Lichtblau schmunzelnd. Verbotskultur? Egal, wie wir es drehen und wenden: In den kommenden Jahren kündigen sich eine Reihe von (Lifestyle-)Verboten an, die den weltweiten, klimaschädlichen CO2-Ausstoß eindämmen sollen: Von der CO2-Steuer auf Konsum, Auto- und Flugverkehr, bis hin zu Erhöhung von Energiekosten oder „Klima-Aufpreisen“ auf Fleisch- und Milchprodukte. Was es eher brauche, so Lichtblau, „sei eine Beschränkung, die regelrecht Freude bringen könnte - um nicht zu sagen: Freiheit!“… „Ich fordere: Free day for future! Einen Wochentag frei für alle - bei vollem Lohnausgleich.“ Klare Worte zu einer 4-Tage-Woche, die der SZ-Journalist hier findet. Einem Vorschlag, der vordergründig vielleicht als „Fantasterei“ abgetan werden könnte, bei genauerem Hinsehen jedoch schlüssige Argumente mit sich bringt. Gerade in einer Zeit, wo durch die Digitalisierung ganze Berufssparten wegfallen, immer mehr Menschen Burnout-gefährdet sind und der Wunsch nach „gleichberechtigter Familien- und Karriereplanung“ („Work-Life-Balance“) das 40-Stunden-Vollzeitmodell ins Wanken gebracht hat. „Hier wäre eine geringere Arbeitszeit die überfällige Anpassung der Arbeit an die Lebenswelt von Millionen Menschen“, ist Lichtblau überzeugt. Arbeitsstunden und CO2-Emissionen. Nicht nur Burnout oder mangelnde Work-Life-Balance lassen bisherige Vollzeitmodelle nicht mehr als zeitgemäß erscheinen. Auch Klimawandel und ökologische Aspekte sollten in einer zukunftsorientieren Arbeitswelt mitbedacht werden. Schon vor einigen Jahren haben amerikanische Forscher herausgefunden, dass es einen Zusammenhang zwischen Arbeitsstunden und CO2-Emissionen gibt. Energiekosten einsparen… Erste Hinweise darauf lieferte die Soziologieprofessorin Juliet Schor bereits 2005. Sie verglich die durchschnittlichen Arbeitsstunden verschiedener Staaten mit deren ökologischem Fußabdruck. Das Ergebnis: weniger Arbeitsstunden = weniger CO2-Ausstoß. Die Ökonomen David Rosnick und Mark Weisbrot empfahlen der US-Wirtschaft, sich die kürzeren Arbeitszeiten (in der EU) als Vorbild zu nehmen. So ließen sich 20 Prozent Energiekosten einsparen… „Wir müssen den Verzicht nicht dort suchen, wo er wehtut – sondern dort, wo er erträglich ist“, fordert Lichtblau (Foto) in seinem Plädoyer für die 4-Tage-Woche. Dabei zitiert er eine französische Studie, die das Verhalten der Bürger nach der (im Jahr 2000 erfolgten) Einführung der 35-Stunden-Woche analysierte: Die meisten Befragten gaben dabei an, dass sie die gewonnene Freizeit für ihre Familie, Entspannung oder Sport nutzten. Energieintensive Tätigkeiten wie Reisen oder Konsum wurden seltener genannt. Durch die reduzierte Arbeitszeit änderte sich auch das Verhalten im öffentlichen Raum: Klassische Emissionshöhepunkte wie die täglichen „Rushhours“ verflüchtigten sich. Die Franzosen legten mehr Wege mit dem Fahrrad oder zu Fuß zurück. Und sie kochten daheim selbst, weil nun die Zeit dafür da war… Eine 4-Tage-Woche scheint aber nicht nur umweltfreundlicher zu sein oder Mitarbeiter zufriedener zu machen, sondern auch zu einer Steigerung der Produktivität zu führen. So berichtete Microsoft von einem Test in Japan, wo im Sommer 2019 einen Monat lang die Freitage frei waren. Außerdem wurden - neben anderen Maßnahmen - auch die Besprechungszeiten verkürzt. Nach Aussage des Software-Giganten war die Sache ein voller Erfolg: Die Angestellten leisteten 40 % mehr als im Vergleichsmonat ein Jahr zuvor, gemessen am generierten Umsatz pro Mitarbeiter. Ein ähnlicher Erfolg wurde vom neuseeländischen Finanzdienstleister „Perpetual Guardian“ gemeldet.
„Egal ob Bauarbeiter, Werber oder Ärztin: Jeder würde sich über mehr Freizeit freuen, völlig unabhängig davon wie er oder sie zur Klimakrise steht“, sagt Quentin Lichtblau. Fünf Arbeitstage seien schließlich „kein gottgebenes Maß“, so der Journalist. Als in den 1950er-Jahren die 6-Tage-Woche vorherrschte, konnte sich auch niemand eine 5-Tage-Woche vorstellen, die heute Usus ist. Und: „Wir brauchen Maßnahmen, die über freiwillige Konsumentscheidungen hinausreichen, wenn wir den Planeten retten wollen". Die 4-Tage-Woche wäre ein erster Schritt, „um den Erhalt unserer Erde als Konsens zu etablieren“, glaubt Journalist Lichtblau. Dann könnten sich alle Generationen an freien Montagen erfreuen: Beim gemeinsamen Kochen, beim Picknicken oder Faulenzen ihrer neu gewonnenen Freiheit. „Von mir aus auch am Freitag, was sich schon vom Namen her anböte und als Dankeschön an die Schulstreikenden“.... „Free Day for Future“ – vielleicht das Motto der Zukunft? Web-Tipp: www.4tagewoche.de Quelle: Die Zeit Fotos: Daria Shevtsova, Bich Tran, Helena Lopes, Ivan Bertolazzi, The Form Fitness/Pexels, Pixabay Text: Helmut Wolf
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