Im Pyjama ins Kino fahren? Von der City in den Nationalpark schippern? Mit dem italienischen „Dreirad-Roller“ zum Heurigen? Und das alles „Spontan in Wien“. Im gleichnamigen Reisebuch finden Besucher wie Einheimische eine Fülle anregender Tipps und kleine Abenteuer in der Donaumetropole... „Unser spontanes Tun ist immer das Beste“ Ralph Waldo Emerson, Philosoph und Schriftsteller Einfach tun? Ganz ohne viel Planung und Nachdenken? Sehr selten gelingt uns heute noch Spontanität. In unserer durchgetakteten, stringenten Welt sind Freiräume und Zeiten für „Ungeplantes“ seltene, knappe Güter geworden. Wie erfrischend und inspirierend eine spontane Handlung sein kann, wird einem erst dann bewusst, wenn schöne Dinge „plötzlich“ passieren, ohne dass wir damit gerechnet oder von langer Hand geplant haben. Im besten Fall kann so eine „plötzliche Begebenheit“ dann sogar eine neue Sichtweise auf das Leben und Raum für Neues eröffnen... Spontanität macht frei, könnte man sagen. Nicht (immer) genau zu wissen, wie es weitergeht oder das Abenteuer enden wird, kann aus einer kleinen Begebenheit ein aufregendes Ereignis machen. Auf solche spontanen Abenteuer einzulassen, darauf möchte uns auch das Buch „Spontan in Wien“ hinführen. „Wir sind spontan mit Plan in Wien“, betonen die beiden Autoren Alexandra Gruber und Wolfgang Muhr im Klappentext. Und das kann in unterschiedlichster Art und Weise „passieren“... „Eine Führung zum Fürchten – der Wiener Zentralfriedhof bei Nacht“ nennt sich beispielsweise eine Tour abseits gängiger Touristenpfade. Nach Einbruch der Dämmerung folgt man dem Guide und seiner Taschenlampe und kann sich an schaurigen Geschichten von Wiedergängern, Exhumierungen, Grabräubern und kopflosen Leichen erfreuen. Der Zentralfriedhof in Wien mit seinen rund 3 Millionen Verstorbenen zählt zu den größten Friedhofsanlagen Europas. Das weitläufige Areal ist aber auch Heimat vieler Rehe, Hasen, Füchse und Dachse. Mit dem „NationalparkBoot“ von der City in die Wildnis. Nicht viele Millionenstädte können von sich aus behaupten Teil eines Nationalparks zu sein. Mit einer Fläche von rund 2.600 Hektar besitzt die Auenlandschaft Wiens den größten Anteil am „Nationalpark Donau-Auen“. Und dieser lässt sich bequem mit dem „NationalparkBoot“ von der City aus erreichen. Die Fahrt (von der innerstädtischen Salztorbrücke) ist preisgünstig, die geführte Wanderung mit einem Ranger kostenlos. Etwa 5.000 Tierarten haben hier ihr Habitat, darunter 100 Brutvögel und über 30 Säugetierarten. „Eat-the-World-Tour” durchs Grätzl. Wer es lieber spontan kulinarischer angeht, dem seien die „Eat-the-World-Touren“ ans Herz gelegt. Abseits ausgetretener Touristenpfade gilt es hier bis zu 6 vielfältige Kostproben aus aller Welt in den Bezirken Leopoldstadt, Josefstadt und Wieden zu entdecken. Gleichzeitig lernt der Besucher auf den rund zweistündigen Restaurant-Genusstouren die besonderen Eigenschaften und schönen Plätze der jeweiligen Bezirke und „Grätzeln“ kennen. Neue Plätze entdecken und dabei gut Essen – was gibt es Schöneres! Romantische Tipps für entspannte Stunden zu zweit? Auch das lässt sich spontan mit Plan umsetzen. Zwischen dem lauschigen „Salettl-Pavillon“ im Cottageviertel, einem „Riding-Dinner“ im Genuss-Fiaker, bei „Peters Naschmarkt-Genuss-Spaziergang“ oder beim Mondschein-Picknick auf dem Wasser der Alten Donau – Romantiker kommen hier auf ihre vollen Kosten. Und wer am Ende des (Sommer-)Tages dann auch Lust auf einen Film unter freien Himmel bekommen hat, dem sei das legendäre Autokino in Groß-Enzersdorf empfohlen. Dort lassen sich jeden Samstag Retro-Filme à la „Pretty Woman“ und „Zurück in die Zukunft“ Outdoor erleben – auch ohne Gefährt bequem im Liegestuhl... Mit Plan unterwegs - spontan entscheiden vor Ort. Ein gutes Reisemotto. Probieren Sie es aus. Mit den vielen kleinen, feinen Abenteuern in Wien könnten sie schon einmal losstarten. Sie werden sehen, wie bunt und vielseitig die Welt plötzlich erscheint... Buchtipp: „Spontan mit Plan – Wien“ Von: Alexandra Gruber und Wolfgang Muhr Umfang: 208 Seiten Erschienen bei: Styria Verlag Fotos: Alexandra Gruber, Wolfgang Muhr, Martin Koller, Christian Reimeir Text: Helmut Wolf
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„Bei den letzten Schneespaziergängen des Jahres
noch einmal in die klare Winterluft eintauchen“ Wo? Ossiacher Tauern in Kärnten Wander-/Web-Tipp: Wandern am Ossiacher Tauern Foto: Sarah Langoth „Wenn aus dem Nebel im Gebirge plötzlich die Sonne hervortritt“ + Wandertipp! Wo? Nahe der Neuen Seehütte auf der Rax in Niederösterreich Wann? Ca. 13.30 Uhr Wandertipp: Der Seeweg auf der Rax ist ein gemütlicher, ebener Wanderabschnitt auf einem Forstweg zwischen Ottohaus und Seehütte. Anfangs noch auf einer Latschenhochfläche, führt er später durch ruhige Fichten- und Almlandschaften. Kurz vor der Seehütte tun sich wunderschöne, gebirgige Aussichten auf - Richtung Dreimarkstein, Lechnermauer und später auch auf die mauerglatte Preinerwandplatte. Die nette, kleine „Seehütte“ (1.643m) steht am Fuße des Trinksteinsattels westlich der Preinerwand. Die Hütte ist ein idyllischer Rast- und Einkehrplatz für Rax-Wanderer. Aber auch Preinerwand-Kletterer oder Klettersteig-Geher kehren hier gerne ein. Für den Rückweg bietet sich die aussichtsreiche Route am Kammweg Richtung Jakobskogel an. Das Ganze kann man natürlich auch in umgekehrter Richtung bewandern.
Gesamtgehzeit: rd. 4 Stunden. Web-Tipp: Wanderung zur Neuen Seehütte Sehnsucht. Nach dem Meer. Nach Unbeschwertheit. Lebensfreude. Musik & Worte von Punk-Ikone Iggy Pop im Werbeclip des engl. Reiseveranstalters „On the Beach“ bringen das kollektive Bedürfnis nach Freiheit und Reisen auf den Punkt… „Wir waren manchmal wütend, traurig. Wir weinten… Aber wir haben uns jeden Tag aufs Neue motiviert und versucht Kraft zu schöpfen. In dem Wissen, dass irgendwo immer die Sonne scheint…“ Es sind tröstende Worte, die Punk-Ikone Iggy Pop im aktuellen Werbeclip des Reiseveranstalters „On the Beach“ spricht. Iggy Pop drückt eine Sehnsucht, ein Verlangen aus, das viele Menschen auf der Welt verspüren: Endlich wieder unbeschwert das Leben zu geniessen… Alles wird gut. Wir atmen auf. Vergessen sind Abstandregeln, Lockdowns und Schutzmaske. Vergessen sind abgesagte Partys, Feste, Hochzeiten, verschobene Schulabschlüsse und Konzerte. Am Strand wird alles leichter. Zwischen Sonne, Sand und Wellen sind Sorgen und Ängste weit weg. Nur das Rauschen des Meeres bestimmt die Zeit. Wir sind ganz im Hier und Jetzt... Untermalt wird der Werbeclip durch Orchestermusik, die von Iggy Pop’s neuesten Album „Post Pop Depression“ stammt. Der treffende Titel: „Sunday“. Die Füße im weichen Sand, die Sonne im Gesicht... „Someday, you'll be on your dream-holiday”, (ver-)spricht Iggy Pop mit sonorer Stimme aus dem Off. „Ja“, möchte man ihm förmlich zurufen. Eines Tages, schon bald, werden wir wieder an unserem Traumstrand liegen. Die Füße im weichen Sand, die Sonne im Gesicht und den Blick aufs Meer gerichtet. Einfach nur dasitzen, Glück, Zuversicht und Dankbarkeit verspüren... Irgendwo scheint immer die Sonne… Manchmal bis in unsere Herzen... Video-Tipp: Fotos: On the Beach Text: Helmut Wolf „Sonne und Berge über dem Nebelmeer geniessen“ + Wandertipp! Wo? Am Törlkopf - Nähe Ottohaus - auf der Rax in Niederösterreich (Titelbild) Wann? ca. 12.30 Uhr Wandertipp: Die einfache, teilweise etwas steilere Wanderung ist zu jeder Jahreszeit eine empfehlenswerte Tour. Der durchaus familienfreundliche Törlweg von der Seilbahnstation Hirschwang (oder vom Knappenhof) zum Ottohaus, bietet großartige Aussichten Richtung Semmeringberge, Wechsel und steirisches Alpengebiet. Der Törlweg war vor Errichtung der Rax-Seilbahn die wichtigste Anstiegsroute auf die Rax. Camillo Kronich, Pächter des Ottohauses und Besitzer des Knappenhofs, baute den Wanderweg so, dass man angenehm zu Fuß – oder per Muli – auf die Berghöhe gelangen konnte.
Trotz der rd. 1.000 Höhenmeter vom Ausgangspunkt zum Ottohaus, ist die Wanderung kurzweilig und lohnenswert. Beim Lammerbrünnl (auf ca. 1.000 Hm) kann man frisches Wasser trinken/auffüllen, es gibt stetig wunderbare Weitsichten und wer schlussendlich durch den Felstunnel – dem „Törl“ – tritt, staunt über die tolle Bergkulisse, die das Raxmassiv zu bieten hat. Unweit davon befindet sich das Ottohaus. Alles in allem: eine herrliche Tagestour von rd. 5 - 6 Stunden :) Web-Tipp: Von Hirschwang über den Törlweg zum Ottohaus Mit „Window-Swap“ eine digitale Weltreise antreten? Aus einem Fenster in Rio, Seattle oder in Griechenland blicken? Dies kann gerade in diesen Zeiten eine willkommene Abwechslung sein. Jede Woche weltweit aus neuen, fremden Fenstern schauen – und das mit nur einem Klick... „Während der ersten Phase des Corona-Lockdowns haben wir zufällig ein Foto von einem wunderschönen Fenster von einem Freund aus Spanien gesehen. Wir haben überlegt, wie wundervoll es wäre, wenn wir einfach unsere Wohnungen tauschen könnten. Das ging natürlich nicht – aber wir konnten unsere Ausblicke aus dem Fenster „tauschen“. Und so war Window-Swap - der „Fenster-Tausch“ mit anderen Menschen - geboren... Als Sonali Ranjit und Vaishnav Balasubramaniam im März 2020 die Website Window Swap gründeten, konnten sie noch nicht ahnen, wie lange die Pandemie anhalten sollte - und wie viele weitere Locksdowns noch folgen. Der Erfolg ihres Konzepts des „Fenster Tauschs“ sollte jedenfalls anhalten. Gerade weil die Menschen nun viel mehr Zeit zuhause verbringen und der Blick aus dem immer gleichen Fenster das Bedürfnis nach Abwechslung verstärkt. Aber auch ohne Homeoffice und viel Zeit in den eigenen vier Wänden, ist und bleibt das Bedürfnis der Menschen nach Reisen zu den verschiedensten Orten der Welt aufrecht. Hier bietet gerade das „World Wide Web“ viele Chancen und Möglichkeiten visueller und akustischer Fernreisen. Projekte wie Window-Swap zeigen auf, wie gut Digitalisierung auch die Sehnsucht nach Ferne und „Teilen“ von Gedanken und Bildern erfüllen kann. Zumindest am Bildschirm von Handy, Tablet oder Laptop... „Wir haben mit 16 Fenstern auf der Website und etwa 1.000 Besuchern pro Tag begonnen“, erzählen Sonali und Vaishnav. „Mittlerweile bekommen wir tausende Einsendungen aus mehr als 120 Ländern und verzeichnen mehr als 20 Millionen Views.“ Ist hier möglicherweise gerade eine neue Form des Reisens entstanden - virtuell, umweltfreundlich und mit nur einem Klick zu einer neuen Destination? Reisen ohne Fortbewegung?
Viele „Besucher“ nutzen Window-Swap als „Second Screen“, um sich zu entspannen oder dabei zu lesen oder lernen. Es soll sogar einige Schulen geben, die das „Weltfenster“ im Hintergrund laufen lassen, weil Schüler und Studenten sich so besser konzentrieren können. Die schönste Reaktion kam von einer Krankenschwester aus den USA, erzählen Sonali und Vaishnav. Sie berichtete, dass sie das virtuelle Fenster Patienten im Hospiz gezeigt hat. Menschen, die nie wieder rausgehen können und Trost in diesen Ausblicken gefunden haben. Ein (Fenster-)Blick als Hoffnungsschimmer in einer turbulenten Welt... Web-Tipp: www.window-swap.com Fotos: Titelfenster-Foto aus Griechenland / Window-Swap Quelle: Travelbook.de Text: Helmut Wolf „Die milde Herbstsonne im wild-romantischen Gesäuse spüren“ + Wandertipp! Wo? Von Gstatterboden Blickrichtung Reichenstein (Titelbild) Wann? Ca. 13 Uhr Wandertipp: Tolle Einblicke und Ausblicke in die felsigen Flanken der markanten Hochtorgruppe bietet die Wanderung vom „Nationalpark Pavillion“ ins Bergsteigerdorf Johnsbach im steirischen Nationalpark Gesäuse. Rund 4 Stunden wandert man zumeist auf gerader Ebene - und atmet dennoch raue Gebirgsluft. Herrlich entspannt geht es entlang der Ufer von Enns und des Johnsbachs... Wer hungrig ist, kann zwischendurch beim „Gasthof Bacherbrücke“ einkehren oder im „Nationalpark-Erlebnisgelände Weidendom“ herumschlendern. Entlang des „wilden Johns“ wurde ein familienfreundlicher Sagenweg mit 10 Erlebnisstationen angelegt. Daneben rauscht der Johnsbach...
Die „Gsengscharte“ oder der Petergstamm-Graben zeugen von der Wildheit des Gesäuses. Erstaunt blickt man Richtung der vielen 2.000er hinauf. Am Ende der Wanderung wartet die wunderbare Hausmannskost des Gasthof Donnerwirts in Johnsbach. Zurück geht’s entweder zu Fuß oder mit dem „Gesäuse-Sammeltaxi“. Web-Tipp: Themenweg „Wilder John“ Wandern zwischen Vorarlberger Bergen. Almhüttenromantik und das stetige Gehen, das mit der Zeit zur puren Meditation wird. Wer nach Natur, Bewegung und einer kleinen Herausforderung sucht, ist auf dem Weitwanderweg „Min Weag“ bestens aufgehoben... „Min Weag“ also„mein Weg" im lokalen Dialekt, heißt der Vorarlbergische Weitwanderweg, der in 31 Etappen rund um das „Ländle" führt, wie das Bundesland Vorarlberg liebevoll im Volksmund genannt wird. Die vorgeschlagene Route führt von Bregenz durch den beschaulichen Bregenzer Wald, über Almen und Weiden, Gipfelgrate und Bergseen hinauf in die Gebirgsregionen des Arlberg und weiter über die Silvretta und das Rätikon. Entlang der Schweizer Grenze geht es dann wieder Richtung Bodensee. Natürlich muss nicht die gesamte Route gewandert werden – jeder Teilabschnitt ist für sich eine kleine Reise wert. Ein Einstieg ist fast überall möglich. Somit eignen sich Abschnitte des Weges sowohl für kleine Wochenendwanderungen, als auch für wochenlanges Weitwandern. Informationsmaterial gibt es ausreichend. Auf der Homepage des Vorarlbergischen Tourismusverbands kann in moderner Aufmachung die gesamte Route nachverfolgt werden. Jeder Teilabschnitt ist genau beschrieben: Von kurzen, leichten Etappen, die zwei bis drei Stunden über gemütliche Wanderwege führen, bis zu schweren Tageswanderungen über der Baumgrenze, die Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und Erfahrung voraussetzen. Der gleichnamige Wanderführer „Min Weag“ gibt zusätzlich Infos über Landschaft und Sehenswertes. Wer sich zusätzlich detailreiches Wanderkartenmaterial für die gewählte Region besorgt, ist auch bestens ausgestattet, um den Weg nach eigenem Ermessen abzukürzen - oder um Abstecher auf zahlreiche Gipfel zu verlängern. Postkartenmotive und unglaubliche Panoramen sind jedenfalls garantiert: Sanfte Hügel, Wälder und Almen mit zahllosen Kühen und uralten Berghütten wechseln sich ab mit schroffen Gebirgslandschaften, die von Gämsen und Murmeltieren bevölkert werden. Wer sich „auf die Gipfel traut“, wird mit Ausblicken belohnt, die immer wieder sprachlos machen. Bewirtschaftete Almhütten finden sich immer wieder entlang der Route, hier sollte aber rechtzeitig reserviert werden, da die Übernachtungsmöglichkeiten aufgrund der Abstandsregelungen oft sehr begrenzt sind. Mit kühlen Getränken und lokalen Spezialitäten kann jedenfalls immer gerechnet werden... Unser eigener Weg führte uns in acht Etappen - und sieben Tagen - vom Sulzberg bei Bregenz über den Hochhäderich, am Grat der Gipfel der Nagelfluhkette entlang ins beschauliche Lecknertal. Über Weiden und Wald in´s kleine Walsertal bis nach Schönebach, und weiter über den hohen Ifen - eine besondere Empfehlung für Wanderlustige!
„Ein beeindruckendes Stück eines Weges...“. Unser Weg schlängelte sich weiter über Mittelberg hinauf auf den Hochtannbergpass am Fuße des großen Widderstein, bis nach Lech am Arlberg. Ein beeindruckendes Stück eines Weges, auf den wir ganz bestimmt wieder zurückkommen werden... Webtipp: Min Weag Text & Fotos: Sarah Langoth Unterwegs am „Luchs-Trail“? Alleine. Das ist nicht nur ein entschleunigendes Naturerlebnis. Dass die scheue Waldkatze in „Österreichs wilder Mitte“ wieder herumstreift, lässt einem Natur und Umwelt noch viel bewusster wahrnehmen. Wandern - auf den Spuren des Luchses und schrittweise auch zu sich selbst... „Nur wo du zu Fuß warst, bist du auch wirklich gewesen“ Johann Wolfgang v. Goethe Seit einem Jahr steht die Überlegung im Raum. Oder, vielmehr der sehnliche Wunsch, dort zu wandern, wo intakte Naturlandschaften eine gewissen Unberührtheit ausstrahlen. Weg vom strukturierten, digitalisierten Alltag, hinein in alte Wälder, über einsame Pfade und felsige Wege, am Weg zum nächsten Ziel – und vielleicht auch zu manch‘ neuer Einsicht und Perspektive. Der Name „Luchs-Trail“, der durch die drei Schutzgebiete Kalkalpen, Gesäuse und Dürrenstein führt, lässt sofort ein Bild entstehen: Dichte (Ur-)Wälder und Naturoasen, mit Uraltbäumen, „lebendigen“ Totholz und moosbewachsene Baumstämmen, steile Felswände und markante Berge ringsum – und irgendwo der Luchs, der hier seit einigen Jahren seinen Lebensraum gefunden hat... Eines vorweg: Auch wer nur ein kleines Teilstück des Trails bewandert, wird in den Genuss toller Ausblicke, vieler Ruhemomente und einer Dichte an Pflanzen, Blumen und duftenden Kräutern kommen, die wirklich einzigartig ist. Eine Naturvielfalt, die spürbar Kraft und Energie spendet und so manche heilende Wirkung entfaltet... 11 Etappen. 220 km. 12.000 Höhenmeter. Ja, Länge und Höhenmeter des „mittelschweren“ Luchs-Trails zeigen auf: hier handelt es sich um keinen einfachen Waldspaziergang. Etwas Kondition und Trittsicherheit sind durchaus erforderlich. Aber - selbst eine (kleinere) Tour durch eines der letzten, großen Wildnisgebiete Mitteleuropas, zahlt sich in jedem Fall aus. Die Belohnung für so manch schweißtreibenden Höhenmeter, erwandert, erfährt und „erspürt“ man stetig und konstant: Das sanfte Rauschen der Blätter im Wind, die unterschiedlichen Vogelstimmen aus den Ästen, Walderdbeeren und Orchideen am Wegesrand, die Bergspitzen, die immer wieder sichtbar sind... Viele Pflanzenarten, wie den Nordosten-Alpenmohn oder die Clusius-Primel, findet man ausschließlich in den nördlichen Kalkalpen. Wildnis, im besten Sinne, die sich ausbreiten und ungehindert entfalten kann… Der Weitwanderweg führt durch gleich drei Schutzgebiete. Innerhalb der Buchenwälder, bewegt man sich teilweise sogar durch Urwaldreste – und durch Österreichs einziges UNESCO-Weltnaturerbe. Die Nationalparks Kalkalpen und Gesäuse sowie das Schutzgebiet Dürrenstein, umfassen das größte, zusammenhängende Waldgebiet des Landes. Bäume „dürfen“ hier wachsen und sterben, wie es die Natur vorsieht. Das ergibt: eine unglaubliche Vielfalt an Baumarten, wie Schneeheidekiefern und sub-alpine Lärchenwälder. Viele Pflanzenarten begegnen einem nur hier: Alleine über 50 Orchideenarten sind zur Blütezeit zu bewundern. Rund 500 Schmetterlingsarten flattern auf den Almen herum. Seltene Vogelarten wie Schlangenadler und Zitronengirlitz ziehen hier ebenso ihre Kreise. Dass in dieser außergewöhnlichen Naturlandschaft auch der Luchs wieder seinen Lebensraum gefunden hat, verwundert da nicht... Schon die Vorbereitung auf die dreitägige Tour lässt einem ruhig und achtsam werden: Was brauche ich „wirklich“ mit? Wie den Rucksack „richtig“ packen? Eines nach dem anderen, und nicht ständig zwischendurch andere Dinge anfangen oder sich mit dem Handy beschäftigen... Merke: Alles, was mitgenommen wird, muss auch im Rucksack mitgetragen werden! Und da kann sich das Fernglas oder die Schuhe für die Hütte auf Dauer (und mit Höhenmetern) ziemlich „anhängen“. Bei Wasser und Proviant kann nicht gespart werden. Schlafsack und Polsterüberzug müssen in diesen Zeiten ebenfalls mit. Doch auch hier eine Erkenntnis: Das Bewusstsein für die wirklich wichtigen, notwendigen Dinge, die man braucht – beim Wandern ebenso, wie im Leben und Alltag... Start ist die Laussabaueralm im Nationalpark Kalkalpen. Das Ziel für heute – das Admonter Haus - rd. 900 Höhenmeter Aufstieg. Eigentlich ein Teilstück von der 3. Etappe des Trails, aber eine wunderbare Möglichkeit, den Übergang von der waldreichen Landschaft der Kalkalpen in das raue, felsige Gesäuse zu erleben. Ebenso eine gute Gelegenheit vorab den Worten Franz Sieghartsleitners vom Nationalpark Kalkalpen zu lauschen. Er gilt als profunder Kenner alpiner Fauna und Flora und seine Begeisterung für den Erhalt der Natur wird in jeder Silbe deutlich. „Die Buche hat 8.000 Jahre gebraucht, bis sie hierhergekommen ist. Das haben Pollenanalysen ergeben“, erzählt er beim Blick in die Fichten-Tannen-Buchen-Wälder des Hengstpasses. Oft schläft der Luchs nur ein paar Meter vom Wanderweg entfernt, das haben Senderdaten ergeben, erzählt Sieghartsleitner – und schmunzelt: „Der Luchs ist ein Opportunist, der ist auch gerne auf Wanderwegen und Forststraßen unterwegs“. Freilich, zumeist in der Dämmerung und Nacht. Aber auch tagsüber, wie Rückmeldungen von Jägern und Wanderern bestätigt haben... Sechs Luchse streifen derzeit durch „Österreichs wilde Mitte“. Zur Paarungszeit, im Februar und März, kann man die männlichen Luchse („Kuder“) manchmal hören: „Das klingt wie ein schreiendes Baby“, sagt Franz Sieghartsleitner, der als einer der Initiatoren des Nationalparks Kalkalpen gilt. Viele Jahre war der Luchs hierzulande „verschwunden“. Erst durch Wiederansiedelung – zuerst in der Schweiz – konnte der Luchs (Lynx lynx) seit 2011 auch in österreichischen Regionen wieder Fuß bzw. „Pfote“ fassen können. Obwohl alle sechs Luchse reproduktionsfähig sind, gibt es im Moment leider keinen Nachwuchs, erzählt Sieghartsleitner. Warum? „Das wissen wir nicht genau“ so der Natur-Experte. „Das kann Aufgrund von Inzuchtdepression ebenso sein, wie die harten Wintermonate, wo die Nahrungssuche extrem schwierig ist“. Um von einem gesicherten Luchs-Bestand zu sprechen, brauche es jedenfalls rund 30 Tiere. Die Auswilderung neuer Luchse steht deshalb schon seit längerem im Raum... „Es gibt die Wettervorhersage und dann gibt‘s das echte Wetter“, lacht Hüttenwirt Gottfried Härtel, der neue Pächter vom Admonterhaus. Gerade hat es geregnet, schon scheint wieder die Sonne. Das Wetter ist so wechselhaft und abwechslungsreich, wie die Landschaften, die durchwandert werden. Herrlich ist es, wenn man aus dem Waldgebiet auf den „Großen Seeboden“ heraustritt: Ein beeindruckender, großflächiger Talkessel tut sich da auf, umrahmt von mächtigen Kalkfelsen. Die ersten, schroffen „Gebirgsboten“ des Gesäuses tun sich auf. Duftende Kräuter ringsum, ein rauschender Bach, und - nein, doch kein Luchs! – Gemsen laben an saftigen Gräsern der Hochalm-Wiesen. Das Admonterhaus ist die höchste Hütte des Gesäuses, auf 1.723 m. Sie liegt sehr exponiert, thront förmlich auf einem Grad - mit Blickrichtung Admonter Becken und südliches Gesäuse auf der einen, und Seeboden und Kalkalpen auf der anderen Seite. Der Sonnenaufgang vom „Admonter Kreuz“ aus - ca. 15 Gehminuten von der Hütte entfernt -, gilt als legendär... allerdings nur für Frühaufsteher ;-) Wer auf der Berghütte nächtigt, kann die Naturerlebnisse noch einmal in Ruhe reflektieren. Oben in den Bergen gibt es wenig Ablenkung - und kein WLAN. Man teilt Gedanken mit anderen Wanderern, freut sich über das erreichte Tagesziel und bespricht die Tour am nächsten Tag. Bei einem spritzigen „Radler“ und „Steirischen Gröstl“ aus dem Pfandl , erzählt Hüttenwirt Gottfried von seinen vielen Stationen als Hüttenwirt. Stolz erzählt er von der Bewirtschaftung der Berghütte unterhalb des Sonnblicks und den unvergleichlichen (Sommer-)Monaten in den Bergen. Alles, was im Admonterhaus konsumiert wird, muss zu Fuß oder per Hubschrauber transportiert werden. Das Trinkwasser wird von einer Quelle hochgepumpt. Bevor man das Handy aufladen möchte, muss Gottfried auf den Energiestand aus der PV-Anlage schauen: „Einmal aufladen = 1 Euro für Bergrettung“, schmunzelt der Hüttenwirt. Es wird einem bewusst, wie kostbar Energie und Ressourcen eigentlich sind. Die Nacht ist sternenklar. Und wer das Privileg hat, sein Bett direkt am Fenster zu haben, kann den funkelnden Sternenhimmel sogar aus dem Schlafsack heraus betrachten. Traumhaft - das schönste Geschenk heute... Strahlenden Sonnenschein und angenehme Kühle bringt der nächste Tag. Das Gesäuse zeigt sich von seiner sanften Seite. In den Bergen zu erwachen, gehört zu den schönsten Momenten – besonders für einen Städter. Ein Fotograf hat die wolkenlose Nacht im Freien für Sternenfotos genutzt. Er zeigt ein Handyvideo von einem gar nicht scheuen Fuchs, der den Fotografen die Wurstsemmel stibitzt… Hätte der Luchs so etwas gewagt? Heute geht es rd. 1.100 Höhenmeter runter ins Tal (nach Hall/Admont), mit dem Sammeltaxi zum Gstatterboden und dann 1.000 Höhenmeter hinauf zur Ennstalerhütte. „Ein Startschnapserl?“, lächelt Hüttenwirt Gottfried nach dem Frühstück. Lieber nicht - das könnte doch einen Ausrutscher ergeben… Aber auch ohne Schnapserl: Zwei, drei Mal nicht am Weg geschaut, und fast am rutschigen Hang hingefallen. Die Erkenntnis: Lieber konzentriert an einer Sache dranbleiben und das ordentlich machen, als mehrere Dinge auf einmal und keines so richtig – Stichwort: „Monotasking“. Beim Aufstieg zur Ennstalerhütte (1.544 m), fragt man sich irgendwann: Waren das dritte Shirt, die Zusatzhose und dicke Jacke wirklich notwendig? Der Mehrtagesrucksack wird irgendwie schwerer... Das langsame, stetige Bergaufgehen, gerät zum Kräftemessen mit dem eigenen Körper. Gleichzeitig tritt ein meditativer Flow ein: Ein Schritt nach dem anderen. Gleichmäßig Atmen, Trekking-Stöcke effizient einsetzen, regelmäßig trinken. Ausruhen, die Umgebung betrachten. Weitergehen... Der Blick auf die Bergspitzen der mächtigen Hochtorgruppe, vermitteln Demut und Respekt. Durchgeschwitzt bei der Ennstalerhütte angekommen, lasst einem der beeindruckende Rundumblick auf die Bergwelt des Gesäuses, schnell alle Mühsal vergessen. Das Panorama auf die vielen „2.000er“ - Hochtor, Lugauer, Kalbling, Sparafeld, Großer Buchstein & Co. - gehören zum Highlight der Tour. Auch die liebevoll zubereiteten Speisen des freundlich-bemühten Pächterehepaars Burgi und Ernst Brunnmayr, machen einen Besuch auf der Ennstalerhütte absolut lohnenswert. „Luchse sind nicht scheu“, sagt Franz Sieghartsleitner. Das haben besenderte Luchse gezeigt, die ihre Wege auch untertags durch baumfreies Gelände gewählt haben. Zumeist jedoch wittern sie den Wanderer schon früh, und entziehen sich der Beobachtung – auch dem alleinigen Wanderer... In jedem Fall trägt die Wildkatze mit den spitzen Ohren, den Backenbart und breiten Pfoten, zur vielfältigen Population der Wildnislandschaft bei. „Seit es hier mehr Luchse gibt, gibt es auch mehr Adler, weil diese vom Aas der Luchsbeute profitieren“, so Sieghartsleitner. Auch hier zeigt die Natur: Alles hängt mit allem zusammen. Auch der Mensch ist Teil dieses Ökosystems. Und nur wenn „er“ es will und akzeptiert, dann wird der Luchs wieder einen Lebensraum in Mitteleuropa finden können... „Irgendwie ist das alles auch eine Form der Zivilisationsflucht“, sagt eine Wanderin am Abend auf der Terrasse der Ennstalerhütte. Bei einem gemütlich-herzhaften Essen, mit Blick auf die in Orangefarben-getränkte Bergkulisse des Gesäuses, werden Gedanken frei, die im Hamsterrad des Alltags zumeist keinen Platz mehr finden. Es sind genau diese Momente, die man „hier oben“, weit weg von all den Sorgen und unruhigen Zeiten, einfach nur genießt und die später ihren Eintrag im Buch der Erinnerungen finden... Wie schnell Wind und Wetter in den Bergen drehen können, beweist die aufziehende Gewitterfront. Gerade noch waren Berge und Wälder in warmes Abendlicht getunkt, da verwandelt sich die Landschaft in ein dunkles, grau-nebeliges Einerlei. Rasch flüchten wir alle in die Hütte. Und in der Nacht wiegt einem das Prasseln des Regens in den Schlaf. Was wohl der Luchs in solchen Momenten macht... In 11 Etappen Durch Österreichs wilde Mitte Der Luchs Trail führt von Reichraming in Oberösterreich, durch die drei Schutzgebiete Kalkalpen, Gesäuse und Dürrenstein, bis nach Lunz am See in Niederösterreich. Insgesamt: 12.000 Höhenmeter und über 220 Kilometer. Der Weitwanderweg verläuft durch ein artenreiches „Waldmeer“, über alpine Pfaden und Almen mit vielseitiger Fauna und Flora und mündet schließlich am romantischen Bergsee in Lunz am See. Sogar kleine Urwaldflächen passiert der Wanderer. Hauptsächlich ist man auf „mittelschwierigen“, Bergwanderwegen unterwegs. Empfohlen sind kleinere, individuelle Wanderungen auf Teilausschnitten des Luchs Trails. Und die Übernachtung in den authentischen Berghütten, wie Admonterhaus, Ennstaler und Ybbstaler Hütte. Wer es komfortabler - und rückenschonender - anlegen möchte, dem sei der Gepäckservice der „Trail Angels“ ans Herz gelegt. Die „Angels“ bringen das Reisegepäck in die vorgebuchte Unterkunft, während man mit dem leichten Tagesrucksack wandert. Und: Man kann sich auch mit Nationalpark-Rangern auf die Suche nach dem Pinselohr machen. Die umweltfreundliche Anreise mit Zug und Bus zu allen 11 Etappen ist ebenfalls möglich. Infos: www.luchstrail.at Radio-Tipp: Das Nationalparkradio zum „Luchs Trail“ (ca. 55 Minuten) Buch-Tipp: „Luchs Trail – Durch Österreichs wilde Mitte“ Von: Franz Sieghartsleitner Umfang: 144 Seiten – Softcover Erschienen bei: Kral Verlag Vielen Dank an Andreas Hollinger und Franz Sieghartsleitner für die tolle Zusammenarbeit! Luchs-Fotos: Luchsin „Kora" - Kronsteiner / ÖBF Reportage & Fotos: Helmut Wolf |
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