Radfahren, Zugfahren, Carsharing... Fußgängerfreundlicher Wohnraum, schnelle Breitbandverbindung... Mobilität „nach menschlicherem Maßstab“ - und die Pandemie als Treiber einer umweltfreundlichen Verkehrswende. Mobilität im Zeichen des Neubeginns.... Tempo 20 in der Innenstadt? Fußgänger und Radfahrer haben Vorrang vor anderen Verkehrsteilnehmern? Begegnungszonen innerhalb der Ringstraßen? Was sich nach Zukunftsvision anhört, ist bereits heute Realität. In Brüssel wurden im Mai 2020 in mehreren Stadtbezirken Begegnungszonen eingerichtet. Kfz-Fahrspuren sind in Radwege umgewandelt worden. Ab 2021 soll das gesamte Brüsseler Stadtgebiet, auch außerhalb der Ringstraße, zur Tempo-30-Zone zu erklären - mit Ausnahme der großen Verkehrsachsen. Zu-Fuß-Gehenden und Radfahrenden soll damit „mehr Raum“ gegeben werden... Städte wie Sidney, Oslo, Kopenhagen oder Barcelona setzen auf „mobile Entschleunigung“. In London entsteht die größte autofreie Zone in einer Hauptstadt. Die Bürgermeisterin von Paris, Anne Hidalgo Paris, forciert gar die Einführung eines Radweges „in jeder Straße“: 650 km Post-Lockdown-Radfahrwege. Rund 60.000 - von heute 133.000 - Parkplätzen sollen zugunsten von Radwegen umgestaltet werden... Weltweit entstehen immer mehr alternative Mobilitäts- und Verkehrskonzepte. Vor der Pandemie waren es in erster Linie ökologische und klimaschonende Aspekte, die Verkehrs-, Wohnbau- und Städteplaner zu mehr Nachhaltigkeitsmaßnahmen bewogen haben. Nunmehr beschleunigen Gesundheitsregeln und „Social Distancing“-Maßnahmen auch „bewegungsaktive Mobilitätskonzepte“. Das Motto von Londons Bürgermeister Sadiq Khan „Active Travel“-Konzept lautet entsprechend: „Fortbewegung unter körperlicher Betätigung“... Satellitenaufnahmen aus China und Europa haben es gezeigt: Der Stickstoffdioxid-Gehalt ist während des Lockdowns im Frühjahr 2020 rasant zurückgegangen. Luft-, Lärm- und Meeresqualität haben sich deutlich verbessert. Dazu beigetragen haben einerseits Quarantänemaßnahmen, andererseits der rasche (erzwungene) Umstieg vieler Unternehmen auf Homeoffice für die Mitarbeiter. Millionen Meetings, Konferenzen, Seminare und Kommunikationsabläufe wurden ins Netz verlagert. Danke Homeoffice gibt es weltweit massiv weniger Autoverkehr – und damit weniger CO2-Ausstoß. „Flexible Arbeitszeitmodelle sind ein mächtiges Instrument, um eine nachhaltige, betriebliche Mobilität voranzutreiben“, sagt Anamaria Cristescu vom Fraunhofer Institut. „Insbesondere kann das Arbeiten im Homeoffice einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz leisten“, so Cristescu. Bis zu 25 % weniger Krankheitstage haben medizinische Studien jene Menschen ausgewiesen, die mit dem Fahrrad zur Arbeit pendeln. „Städte, deren Mobilität auf aktivem Verhalten beruhen, sind gesamtgesellschaftlich erfolgreicher und wohlhabender - und die Bewohner gesünder und zufriedener“, sagt Zukunftsforscher und Stadtgeograf Stefan Carsten. Aktive Mobilität steigert die Lebensqualität. Radfahren ist aber nicht nur gesund für gesund für den Einzelnen - sondern auch für die Umwelt... Homeoffice als Chance zur Bekämpfung der Klimakrise? Ja, aber dafür müssen Regierungen und Unternehmen „die passenden Maßnahmen identifizieren und konsequent umsetzen, um aus der erzwungenen Veränderung den Einstieg in die Transformation zu einer nachhaltigen Mobilität zu entwickeln“, sagt Mobilitätsexpertin Cristescu. Dazu zählt auch die „digitale Mobilität“, was mit einem flächendeckenden Breitband-Ausbau besonders im ländlichen Raum einher gehen muss. Digitale Mobilität ermöglicht es schließlich ortsunabhängig und von Zuhause aus am Arbeitsleben teilnehmen zu können. Auch wenn das Auto - besonders im ländlichen Bereich und am Stadtrand – (noch) das meistgenutzte Verkehrsmittel bleibt, so holen Zu-Fuß-Gehen und Fahrradfahren immer mehr auf. Fast jeder dritte Weg wurde nach dem 1. Lockdown in Deutschland zu Fuß zurückgelegt, hat eine repräsentative Umfrage des „Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung“ (WZB) im Juni 2020 ergeben. Auch das (E-)Fahrrad bewegt sich seit Corona mit neuem Schwung durch alle Gesellschaftsschichten. Nicht ohne Grund: Das Fahrrad gilt als krisenresistentes, klimafreundliches und leistbares Fortbewegungsmittel. Nachhaltige Mobilität - das „neue Normal“? Nach Meinung führender Experten, könnte die viel zitierte „Verkehrswende“ tatsächlich gelingen: „Wenn wir aus den Erfahrungen der Pandemie lernen und klug genug handeln, wird dies weitreichende, positive Auswirkungen auf die Entwicklung der Arbeitswelt und nachhaltigen Mobilität von morgen haben“, sagt Anamaria Cristescu, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich Elektromobilität und nachhaltiger Mobilität am deutschen „Fraunhofer IAO/KEIM Anwendungszentrum“. „Das Auto steht zwar als ‚individueller Schutzraum‘ im Zeichen der Krise höher im Kurs, doch Städte und Regionen setzen immer stärker auf „aktive Mobilität“, die die Gesunderhaltung fördert und einen nachhaltigen, gesellschaftlichen Nutzen stiftet“, ist sich Mobilitätsforscher Stefan Carsten sicher. „Wir brauchen die große Transformation von Stadt, Raum und Mobilität, das hat uns die Coronakrise klar gemacht“, so Trendexperte Carsten: „Weg von einer fossilen Mobilität, die auf Technik fokussiert ist, hin zu einer Mobilität der Menschen und Bewegung“. Dem Auto werde künftig - glaubt der Trendexperte - immer mehr Straßenraum weggenommen werden, zugunsten von Radfahrern, Fußgängern und öffentlichem Verkehr. Der öffentliche Raum werde viele seiner ursprünglichen (urbanen) Funktionen zurückerhalten - und zum „Ort spontaner Begegnungen und des Austausches werden“, so Carsten.
Fazit: Mobilität der Zukunft steigert die Lebensqualität aller Menschen steigern und schont gleichzeitig Umwelt und Klima. Dazu braucht es eine große angelegt Transformation im Verkehrswesen - getragen von Staaten, Unternehmen und der Gesellschaft. Besonders aber braucht es eines: Ein Umdenken im eigenen Mobilitätsverhalten. Schließlich beginnt jede Veränderung beim Einzelnen. Die Zukunft – sie liegt ganz in unserer Hand oder vielmehr unter unseren Füßen... Fotos: Unsplash, Pexels, IKEA, Nasa Text: Helmut Wolf
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Mobilität nach Corona? Sozialer und sauberer? Alles wird anders, glauben Zukunftsforscher Stefan Carsten und Nachhaltigkeitsforscher Reinhard Loske. Ein struktureller Wandel - von digitaler bis „inklusiver Mobilität“. Analyse! An einem normalen Arbeitstag sind in Londons U-Bahn rund vier Millionen Passagiere unterwegs. Derzeit sind es höchstens 400.000. Ein Rückgang von 90(!) Prozent. „Benutzt unser Transportnetzwerk nicht", lautet die Botschaft bei „Transport for London“ (TfL). Auch die roten Doppeldecker-Busse nehmen derzeit nur 20 Fahrgäste auf. Weniger als ein Viertel ihrer Kapazität. Wie sollen die Londoner nun zu ihrem Arbeitsplatz gelangen? „Wenn möglich, mit dem Fahrrad oder zu Fuß,“ sagt Bürgermeister Sadiq Khan. Sein Mobilitätskonzept lautet: „Active Travel“ – Fortbewegung unter körperlicher Betätigung. Ein Zukunftsmodell – auch für andere Städte...? „Radweg in jeder Straße“. Über 15.000 Quadratmeter Straßenfläche sind bisher in Londons City für Radfahrer und Fußgänger reserviert worden. Wichtige Verkehrsachsen in der Innenstadt sollen für den Autoverkehr komplett gesperrt werden. Weltweit wird es die größte autofreie Zone in einer Hauptstadt sein. Die zusätzlichen Rad- und Fußgängerzonen auf der „Park Lane“ und vielen anderen zentralen Straßen, sind Teil des Programms „Streetspace for London“, die Londons Bürgermeister im Mai präsentiert hat. Auch andere Städte wie Paris, Sydney, Wien oder Stockholm setzen auf umweltverträgliche Mobilitätskonzepte. Die französische Bürgermeisterin Anne Hidalgo plant - für den Fall ihrer Wiederwahl - gar die „Einführung eines Radweges in jeder Straße“ der französischen Hauptstadt. Saubere Luft und Mobilität. Zwei Bereiche, die enger miteinander verwoben sind als am ersten Blick erkennbar. „Vor der Corona-Krise waren wir es gewohnt uns in dreckigen Städten zu bewegen“, sagt Zukunftsforscher und Stadtgeograf Stefan Carsten. „Die Luft war vor Corona mit Industrie-, Verkehrs- und Bau-Maßnahmen so sehr belastet, dass wir uns an die damit verbundenen Krankheiten der Atemwege, Schleimhäute, Bronchien und des Herzkreislaufsystems gewöhnt hatten“. Hinzu kamen psychische Erkrankungen durch andauernde Stress- und Lärmbelastung. Erst die Corona-Pandemie und der weltweite Verkehrs-Lockdown – auf den Straßen und in der Luft - hat uns vor Augen geführt, wie stark städtische Lebensqualität mit ihrer Mobilität verbunden ist – und dass es gilt diesen Beeinträchtigungen entgegenzuwirken. „Das Fahrrad als individuelles Transportmittel ist eine der hygienischsten Alternativen zur Vorbeugung des Corona-Virus“, verlautbart das Büro des Bürgermeisters der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá. „Fahrradfahren stärkt das Immunsystem und die Lungen – und hält das Risiko sich zu infizieren äußerst gering“. Während der Krise legte die Stadtregierung Bogotás, zusätzlich zum bestehenden Netz, 76 Kilometer temporäre Radwege an, um den täglichen Ansturm auf die „Öffis“ zu verringern und die Ausbreitung des Virus einzudämmen. Gleichzeitig galt es, die Luftqualität zu verbessern - eines der dringlichsten Problemfelder der Stadt. 22 Kilometer der neuen Radspuren wurden durch gezielten Umbau von Autostraßen zu Radwegen gewonnen, um aktives Mobilitätsverhalten noch stärker zu fördern. Der „Corona-Radweg“. Der seit Jahren im Aufwind befindliche Fahrradsektor erlebt derzeit einen besonderen Boom. Um den möglichen Ansteckungsgefahren durch Corona in öffentlichen Verkehrsmitteln zu entgehen, satteln viele Menschen aufs Fahrrad um. Dabei erleben Fahrradgeschäfte einen regelrechten Run auf Fahrräder - vor allem nach dem „E-Bike“. In vielen Großstädten Deutschlands und Österreichs lassen sich derzeit (Massen-)Szenen beobachten, wie man sie sonst aus Kopenhagen oder Amsterdam kennt. Ein neues Phänomen ist auch der „Pop-up- oder Corona-Radweg“: Dieser soll unter anderem den Radfahrern helfen, räumliche Distanz halten zu können. Oftmals werden diese Pop-up-Radwege durch Umwidmung rechter Fahrstreifen der Autostraßen realisiert. Mit Erfolg, wie sich herausstellt... „Seltener, aber dafür womöglich länger Reisen“. „Wir werden uns anders, regionaler und saisonaler, ernähren, und wir werden weniger Fleisch essen. Wir werden viel mehr zu Fuß gehen oder das Rad und die öffentlichen Verkehrsmittel benutzen“, ist Nachhaltigkeitsforscher Reinhard Loske von einem strukturellen Wandel in der Gesellschaft überzeugt. Das umfasst eine regionaler strukturierte Wirtschaft ebenso, wie ein verändertes Reiseverhalten. „Wir werden seltener, aber dafür womöglich länger Reisen“, sagt Loske. „Und wir werden nicht mehr so unsinnige Dinge tun, wie für zehn Tage auf die Malediven fliegen oder für fünf Tage nach New York…“. Inklusive Mobilität? Nach der Krise werden auch „inklusive Mobilitätsstrategien“ an Bedeutung gewinnen. Die Pandemie hat uns verstehen lassen, dass es Mobilität für alle Menschen braucht. Inklusion bedeutet gleiches Recht und gleiche Mobilität für alle. Jeder Mensch braucht Anschluss und Sicherheit bei der Ausübung von Mobilität. „Dass etwa Frauen noch immer in Gefahr sind, wenn sie sich allein durch die nächtliche Stadt bewegen oder auch nur auf den Bus oder die Bahn warten, wird nach der Corona-Krise immer weniger tolerierbar sein“, ist sich Stefan Carsten sicher. Mobile Ticket - „Touchless“. Ob im Supermarkt, im Restaurant, beim Betreten von Häusern durch automatische Türen, beim Benutzen des ÖPNV (Öffentlicher Personennahverkehr) mit elektronischen Ticketsystemen oder kontaktlosen Bedienen von Armaturen - Bezahlen mit Bargeld wird in Asien schon länger nicht nur als rückständig betrachtet, sondern als echte (Lebens-)Bedrohung angesehen. 2019 waren China, Indien und Indonesien die Staaten mit der weltweit höchsten Durchdringung von „Mobile Payment“. Das kontaktlose Bedienen von Armaturen und Abrechnungssystemen (Stichwort: „Touchless“), wird sich mittel- und langfristig auch in europäischen Staaten durchsetzen, zeigt sich Zukunftsforscher Carsten überzeugt. Gerade im öffentlichen Personenverkehr bedeutet das eine Vielzahl von Optionen, um das Reisen in Zukunft nicht nur sicherer, sondern auch komfortabler und benutzerfreundlicher zu machen. „Schon bald werden wir unsere Tickets für den Bus oder die Straßenbahn nicht mehr beim Fahrer kaufen, sondern uns automatisch ins Verkehrssystem einchecken“, sagt Stadtgeograf Stefan Carsten. Die Abrechnung erfolgt dann automatisch und wird vom persönlichen Guthaben abgebucht oder am Ende des Tages erstellt. Spätestens dann, wenn das System weiß, ob nur ein Einzelfahrschein oder ein Tagesticket zu bezahlen ist. Der Trend dabei heißt: „All-Inclusive Mobility“. „Aktives Verhalten fördert Lebensqualität“. Moderne Städte wie Paris, Sydney oder Stockholm zeigen schon heute, wie der Umbau einer Stadt zum Wohle aller funktionieren kann. „Städte, deren Mobilität auf aktivem Verhalten beruhen, sind gesamtgesellschaftlich erfolgreicher und wohlhabender. Und die Bewohnerinnen und Bewohner sind gesünder und zufriedener, die Lebensqualität steigt“, sagt der Zukunftsforscher und Stadtgeograf Stefan Carsten. Radfahren – nicht nur gesund für gesund für den Einzelnen, sondern auch für die Umwelt... Fotos: Noelle Otto (Titel), Brett Sayles, Daniel Xavier, Elviss Railijs, Matheus Bertelli, Veerasak Piyawatanakul / Pexels; Lucas Ludwig, Milkovi, / Unsplash; Troels Heinen
Quellen: Zukunftsinstitut, Focus, Die Zeit Text: Helmut Wolf „Das Auto ist überall. Flucht ist zwecklos...“ Mit seiner Streitschrift „No Car“ liefert Autor Salomon Scharffenberg einen provokanten Beitrag zur großen Frage: Wie sieht eine zukunftsfähige Mobilität aus... Eine Reportage! „Es ist eine Ironie, dass wir gerne mit dem Auto und Motorrad ruhige Orte suchen... und damit die Ruhe zerstören“, sagt Journalist Scharffenberg. Wenn der Autor über das Thema Mobilität und Autoverkehr schreibt, dann unterlegt er es zum Einen mit Zahlen und Daten. Er macht aber vor allem eines deutlich: Es gibt viele Widersprüche, die mit dem „motorisierten Individualverkehr“ zusammenhängen. Denn: Trotz „zerstörererischer Kraft des Autos“ (Abgase, Feinstaub, Verkehrstote, Lärm, Klimawandel usw.), halten noch immer viele Teile der Gesellschaft am Automobil fest. Worin sieht er die zukünftige Alternative der Mobilität? Antwort: In einer modernen „Fahrrad-Eisenbahn-Gesellschaft“... Die „Vision eines besseren Lebens“? Mit Lebensqualität, Gesundheit, Fortschritt und Optimismus? Am besten in Form einer „massentauglichen Kombination aus Eisenbahn und Fahrrad“. So umschreibt der studierte Betriebswirt und Verkehrsexperte Salomon Scharffenberg jenes Mobilitätskonzept, dass für ihn eine bessere Zukunft bedeutet. Eine Erkenntnis, die ihm bei einer (Zug-)Reise an die Riviera Italiens „passierte“. Cinque Terre, „einer der wunderbarsten Flecken auf dieser Erde“, so Scharffenberg, verfüge nicht nur über eine zauberhafte Landschaft mit spektakulären Ausblicken auf das Meer. Auch die Eisenbahnlinie ist eine Attraktion. Die Bahnhofsunterführung in Riomaggiore führt einerseits zur Stadt, andererseits direkt an den Strand. „Geht doch“, denkt sich der Autor. Auch mit der Eisenbahn lassen sich wunderbare Ziele in Europa direkt erreichen... Das Auto. „In erster Linie ein Symbol von Status und Lebenssstil“, meint der Sachbuchautor in seinem Buch „No Car – Eine Streitschrift für die Mobilität der Zukunft“. Es sei ressourcenintensiv, ineffizient und seine ökologische Bilanz sei verherrend. „Wer sachlich denkt und es durchrechnet, müsste es sofort stehen lassen“, sagt Scharffenberg. Und versucht gleich mit einem Zweifel aufzuräumen: Von A nach B zu kommen ist mit dem Auto möglich, aber gar nicht so wichtig, glaubt der Autor. Zwei Drittel aller Fahrten sind kürzer als zehn Kilometer, belegen Studien. „Diese könnten problemlos - und bequem - zu Fuß oder mit dem Fahrrad gemacht werden. Alternative Mobilitätsformen gebe es genug oder sollten noch viel mehr ausgebaut werden... Aber die Arbeitsplätze in der Automobilindustrie? Und der Berufsverkehr? Und die Individualität und Freiheit des Einzelnen...? Keine Frage, die vollständige Abschaffung des Automobils wäre ein harter Einschnitt in die menschliche Gesellschaft, so der Autor. Aber: Soll die Gesellschaft tatsächlich ökologischer und sozialer werden, braucht es mutige Entscheidungen – mitsamt einer Reihe „flankierender Maßnahmen“. Scharffernberg erwähnt dabei zwei wesentliche Eckpfeiler dieser „Disruption“: Ein bedingungsloses Grundeinkommen und die (ökologische) Agrarwende. Dabei zitiert er (sogar) Tesla-Gründer Elon Musk, der der Überzeugung ist, dass Roboter in nicht allzu ferner Zeit unsere Jobs übernehmen: „Dann bliebe der Regierung keine andere Möglichkeit als den Menschen ein bedingungsloses Grundeinkommen auszuzahlen“. Die Menschen hätte dann mehr Zeit, sich interessanteren Aufgaben zu widmen... Das Potenzial des bedingungslosen Grundeinkommens, ist vor allem der weitläufige Effekt: Es entsteht Raum und Muße für neue Ideen - auch in Sachen Mobilität. „Wenn einmal die Fixierung auf das Auto weg ist, gibt es viel mehr Platz und Zeit für Kreativität und andere Dinge“, so seine Einschätzung. Und mit der Kreativität könne Innovation und damit Erfolg entstehen. Gerade das „Innovationspotenzial bei öffentlichen Verkehrsmitteln“ könne sich mit diesen „flankierenden Maßnahmen“ erfolgreich ausbreiten. Parallel dazu braucht es eine „vollständige Umstellung auf eine ökologische Landwirtschaft“: Mit kleineren Traktoren, kleineren Flächen und mehr (grünen) Arbeitsplätzen. Die konventionelle Agrarindustrie, einer der Hauptverursacher des weltweiten Klimawandels, habe keine Zukunft mehr... „Sind die Autos erst einmal verschwunden, werden wir uns wundern, wie viel Raum entstanden ist“, sagt Scharffenberg. Raum, in dem wieder Leben stattfinden kann. In den Städten könnten dann bisherige Parkplätze zu grünen Inseln werden. Dort könnten sich (wieder) Menschen begegnen, Kinder spielen, neues Leben und sozialer Austausch entstehen. Die Hälfte der Autobahnen (in Deutschland) könnte man in Grünflächen verwandeln, die andere in „Solarstraßen“. Eine Standardautobahn mit zwei Fahrstreifen in jede Richtung hat eine Breite von 31 Metern. Alleine in Deutschland gibt es 13.000 Kilometer betonierte Autobahnen. Großflächige Freiflächen-Photovoltaikanlagen würden einen wichtigen Beitrag zum Erfolg der Energiewende leisten, ist der Autor überzeugt. Was wird passieren, wenn die Autos abgeschafft sind?“, fragt Salomon Scharffenberg Werden wir unseren ganzen Lebensstil ändern müssen? Wird die Gesellschaft sich grundlegend verändern? Wird unsere Wirtschaft zusammenbrechen? „Nein. Wir werden zu Fuß gehen, Rad fahren, Bahn fahren. Wir werden gesünder und glücklicher sein“, so sein Fazit. Wer das nicht glaubt, sollte einmal nach Kopenhagen schauen. Mobilität mit dem Auto sei jedenfalls nicht zukunftsfähig. Nachhaltige Mobilität ist eine Kombination aus (E-)Fahrrad und öffentlichen Verkehrsmitteln. Ebenso braucht es mehr Güterzüge. Es ist aber auch eine Frage der Gerechtigkeit den öffentlichen Verkehr weitgehend auszubauen und das Auto für alle - langfristig planbar - abzuschaffen. Dass „die Freude am Fahren“, die Lebensqualität und Mobilität gar nicht an das Auto gebunden sind“, dies möchte ich mit diesem Buch aufzeigen, sagt Scharffenberg. Auch unserer Gesundheit und der Umwelt würde es guttun, wenn wir mehr Fahrrad und weniger Auto fahren würden. Die Verantwortung liege aber nicht beim Einzelnen, sondern beim Staat, so seine Einschätzung. Denn: Der Einzelne verändert sein Verhalten in der Regel erst, wenn die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen diese Verhaltensänderung befördern – oder verlangen... „Ohne Auto leben wir besser. Versprochen", sagt der Autor. Jemand der so ein Versprechen abgibt, meint es wirklich ernst... Buch-Tipp: „No Car - Eine Streitschrift für die Mobilität der Zukunft“ Autor: Salomon Scharffenberg Umfang: 232 Seiten, Softcover Erschienen bei: Oekom Verlag Fotos: Nubia Navarro (Titelbild), Noelle Otto, Riccardo Bresciani, Daniel Xavier, David Dibert, Elviss Railijs Bitāns, Veerasak Piyawatanakul / Pexels; Jazia Raujo, Schwoaze / Pixabay; Roels-Heinen Text: Helmut Wolf Ab 2025 keine Benziner mehr zulassen. E-Autos fördern. Höhere Steuern für motorisierte Schwergewichte und jene mit hohen Schadstoffausstoß. Die „grüne Mobilitätswende“ geht in Norwegen rasch voran. Was kann Europa davon lernen? Eine Reportage… „Norwegen ist das erste Land der Welt, das die Anfangsphase der E-Mobility schon hinter sich hat", sagt Christina Bu, Generalsekretärin der „Norsk Elbilforening“, dem Verband der Elektroautobesitzer. Entsprechend begeistert ist sie vom staatlichen Förderprogramm, das bereits 2012 in Kraft getreten ist. Dabei wurden E-Autobesitzern eine Reihe von „Privilegien“, eingeräumt. Das Ziel lautete: 50.000 Elektrofahrzeuge bis 2018 auf die Straßen Norwegens bringen. Eine Vorgabe, die bei weitem übertroffen wurde: Rund 230.000 voll- oder teilstromgetriebene Autos sind bis heute auf Norwegens Straße unterwegs. Elektro- und Plug-in-Hybridfahrzeuge halten zusammen einen Marktanteil von über 50 %. Das schadstoffarme Auto ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Was gelingt in Norwegen, was in vielen Ländern Europas nur sehr schwierig funktioniert? „Wir zahlen keine Mehrwert- und weniger Kfz-Steuer", erzählt E-Autobesitzer Pierre in einem Interview für den Fernsehsender ARD. „Wir parken kostenlos in der City und auch den Strom gibt es umsonst - den spendiert die Stadt Oslo." Bereits Anfang der neunziger Jahre haben verschiedenen Regierungen schrittweise Anreize für Elektroautos eingeführt, um die Mobilitätswende zu beschleunigen. In der norwegischen Hauptstadt dürfen Elektroautos beispielsweise seit einigen Jahren Zeit Busspuren benutzen. Selbst in der „Rushhour“, wenn mindestens zwei Leute im E-Auto sitzen. Allein der Steuervorteil beim Kauf eines „Stromers“ ist so hoch, dass er den höheren Kaufpreis mehr als ausgleicht. Hunderte Millionen Euro hat das durch Einnahmen aus Öl- und Gasförderung reiche Land in das umfangreiche E-Mobility-Förderprogramm investiert - und gilt heute weltweit als Paradies für grüne Mobilität. „Aktuell befinden wir uns in einem beginnenden Massenmarkt", sagt Christina Bu von Norsk Elbilforening (Foto links). Mehr als jedes zehnte Auto in Oslo fährt bereits elektrisch. Die Umstellung auf Elektroautos geht so schnell, dass Privilegien wie Gratisparken in der Innenstadt von Oslo bereits wieder abgeschafft werden. Auch die Reduzierung der Kfz-Steuer wird wieder angehoben. Selbst der Zugang zu den Busspuren ist schon etwas eingeschränkt worden, weil es dort etwas zu voll geworden ist. „Wir sollten aufpassen, dass es hier nicht irgendwann zu viele E-Autos gibt", sagt der norwegische Verkehrsforscher Erik Figenbaum. Alleine im August 2019 waren 61,9 Prozent aller in Norwegen neu zugelassenen Pkw mit einem Elektro- oder Hybridantrieb ausgestattet. Die höchste Rate der Welt. Ab 2025 werden keine Benziner und Diesel-Autos mehr zugelassen. Die norwegische Erfolgsgeschichte basiert auf einem umfangreichen Paket an Maßnahmen. Ganz generell lässt sich sagen: E-Autos werden massiv gefördert, herkömmliche Antriebe mit Steuern belegt. Die Steuerhöhe hängt vom Schadstoffausstoß und dem Gewicht ab. Dadurch sind „Stromer“ bereits heute viel günstiger als Autos mit Verbrennungsmotor. Hinzu kommt die zügige Ausweitung der Ladeinfrastruktur. In ganz Norwegen findet man ein dichtes Netz an Ladestationen. In Städten ebenso, wie entlang der weitläufigen Landstraßen. An den Hauptverkehrsstrecken gibt es im Schnitt alle 50 Kilometer eine Schnell-Ladestation an der das Laden weniger als eine Stunde dauert. Um die Lade-Infrastruktur flächendeckend auszubauen, vergibt ein staatliches Unternehmen Aufträge für den Bau der E-Tanksäulen. Warum funktioniert die Mobilitätswende in Norwegen? Und: Was können andere Länder davon lernen? Hinter dem rasanten Wachstum der E-Mobilität, steht ein klarer Plan der norwegischen Regierung: der Klimaschutz! Die „Absicherung der Generationen“ steht hier besonders im Fokus. Dafür hat Norwegen einen riesigen Staatsfonds ins Leben gerufen, wo künftig (nur) mehr in erneuerbare Energien - vor allem in Wasserkraft - investiert werden soll. Der Staatsfonds hält Anteile an mehr als 9.000 Unternehmen in 73 Ländern und verwaltet ein Kapital von umgerechnet rund 930 Milliarden(!) Euro. Das heißt: zukünftige Investments in nachhaltige Energieprojekte sowie „grüner Strom“ für alle E-Autobesitzer sind langfristig gesichert.
Die Umstellung auf Elektroautos kann doch schneller gelingen, als uns oftmals von Experten und Politikern erklärt wird. Ein Blick nach Norwegen genügt, um zu sehen, wie rasch und effizient die Mobilitätswende durch Steuern „gesteuert“ werden kann. Auch neue Arbeitsplätze, die nicht nur mit dem Bau von Autos, sondern mit Aufbau und Unterhalt der Infrastruktur entstehen, untermauern das norwegische Erfolgsmodell. „Die Ära der Verbrennungsmotoren ist in absehbarer Zeit vorbei“, freut sich Christina Bu. „Gut, dass wir Norweger rechtzeitig die Zeichen der Zeit erkannt haben". Grüne Energie speist grüne Mobilität, um der Bevölkerung eine gesündere, grüne Zukunft zu schaffen. Viele Politiker und Entscheidungsträger sollten sich daran ein Vorbild nehmen... Web-Tipp: Norsk Elebilforening (Verband der Elektroautobesitzer in Norwegen - Englisch) Fotos: Aksel Jermstad, Ståle Frydenlund, Petter Haugneland / Norsk Elebilforening Quellen: MSN, ARD, Süddeutsche Zeitung Text: Helmut Wolf Mobilität als „Grundrecht“! Sozial inklusiv, leistbar und umweltfreundlich. Bei Kapsch entwickelt man nicht nur nachhaltige Mobilitätslösungen, sondern lebt diese auch täglich. Reinhold Pfeifer, Jochen Nowotny und Dariusz Urbaniak haben dies bei einer Charity-Radtour für den Verein „BONsurprise“ eindrucksvoll unter Beweis gestellt... „Wir brauchen ein neues Verständnis von Mobilität“, zeigt man sich beim Technologie- und Verkehrstelematik-Unternehmen Kapsch überzeugt. Ein Grundverständnis, wo es nicht mehr nur darum geht, dass jeder Einzelne mit seinem Privat-PKW unterwegs ist. Vielmehr sollte sich die Idee von „Mobilität als Dienstleistung“ durchsetzen: Vom privaten PKW über öffentliche Verkehrsmittel bis hin zum Leihfahrrad. Von der Routenplanung bis zu integrierten Systemen für Buchung und Abrechnung - alle Dienstleistungen und Verkehrsmittel spielen in dieser neuer Mobilitätsstruktur in optimaler Weise zusammen. Am Ende wird es allen Menschen ermöglicht, rasch und unkompliziert von A nach B zu kommen... Komfortabel, sicher, effizient– ressourcenschonend. So könnten die Ziele jener Mobilitätsservices zusammengefasst werden, die bei Kapsch seit Jahren im Fokus stehen. Mit der Kapsch-Tochter „Fluidtime“, einem Anbieter von Software-Lösungen und benutzerfreundlichen Mobilservices, kann man genau jene Basis-Tools bieten, die eine „intermodale Fortbewegung“ im urbanen Raum ermöglichen. Fluidtimes Herzstück ist der sogenannte „FluidHub“: ein cloudbasierter „All-in-one Marktplatz“, der die Vielfalt an Verkehrsmitteln in maßgeschneiderte Mobilitätsservice-Pakete einbindet. Oder anders gesagt: Eine „innovative Toolbox“, die Städte und regionale Behörden bei der Implementierung von Maßnahmen zur Förderung integrierter Mobilität unterstützt. Der Grundansatz bei Kapsch lautet: Mobilität sollte als „Grundrecht“ betrachtet werden. Das bedeutet, dass es notwendig ist, den Zugang zu öffentlicher Mobilität „für alle Menschen leistbar und umweltfreundlich“ zu gestalten. Mit dem FluidHub werden entsprechende Interessengruppen beim Aufbau nachhaltiger „Mobility as a Service“-Anwendungen unterstützt. Gerade, um den heutigen und zukünftigen Verkehrsanforderungen sowohl in urbanen als auch in ländlichen Gegenden gewachsen zu sein. Die Leistungen des FluidHub sind vielseitig: Beispielsweise werden „On-demand Dienste“ eingeführt (inklusive First/Last-Mile und Fahrgemeinschaften), um operative Kosten zu reduzieren. Oder es werden Verkehrsnetzwerke - auf Basis von Mobilitätsdaten – so „beeinflusst“ und geregelt, dass diese eine Erleichterung von Spitzenvermeidung erfahren. Wie vielseitig Mobilität heute „wirken“ kann, zeigt auch das nachhaltige Engagement der Mitarbeiter bei Kapsch. Mobilität als „soziale Dimension“, die einen positiven Einfluss auf Gesellschaft und das soziale Zusammenleben hat. Dabei haben die drei Fahrradbegeisterten „Kapschler“ Reinhold Pfeifer, Jochen Nowotny und Dariusz Urbaniak aus ihrer Leidenschaft eine Tugend gemacht - und sich einer besonderen Herausforderung gestellt: Um für den karitativen Verein „BONsurprise“ Aufmerksamkeit zu schaffen und Unterstützer zu finden, wurde das größte österreichische Bundesland, Niederösterreich, mit dem Rad umrundet: 600 km mitsamt 6.000 Höhenmeter galt es mit dem Rad zu „bezwingen“ - und das innerhalb von 24 Stunden! Am Ende wurde diese Zielmarke sogar unterboten: in „nur“ 22 Stunden und 11 Minuten wurden die drei Biker schließlich beim Finaleinzug in Weitra gefeiert. Radfahren für den guten Zweck, das war auch genug „Antrieb“ für Jochen Nowotny: „Den guten Zweck im Blick zu haben, gibt dem ganzen Unterfangen eine tiefere Bedeutung“. Nowotny war früher Schwimmer und schon immer fasziniert von den enormen Distanzen, die der Mensch mit Muskelkraft zurücklegen kann. Keiner der drei Fahrrad-Fans hatte zuvor jemals ein solches Rennen bestritten. Und wie im Berufs- und Alltagsleben, galt es auch hier, sich klare Ziele zu setzen und manchmal körperliche und geistig anstrengende Herausforderungen anzunehmen – und diese zu besiegen. Die tiefe Zufriedenheit über die tolle Leistung und die nachhaltige Dimension dieses Projekts, gab den drei „BONsurprise on the Road-Racern“ dann mehr als Recht...
Überzeugung kann Berge versetzen – und zu Höchstleistung anspornen. Ob bei der täglichen Arbeit für die „Mobilität als Grundrecht“ oder beim Radrennen für die gute Sache. Das haben die drei Kapsch-Mitarbeiter eindrucksvoll belegt. „Ein Ziel zu haben, ist die größte Triebkraft im Leben eines Menschen“, hat schon der große Psychologe Viktor Frankl gesagt. Mit einem „gute Ziel“ vor Augen, geht alles viel leichter – auch wenn es manchmal schwer und unüberwindbar erscheint... Web-Tipps: www.kapsch.net www.facebook.com/bonsurprise Fotos: Fluidtime, BONsurprise Text: Helmut Wolf Ein Carsharing-Auto ersetzt bis zu 8 Privatfahrzeuge? Olivier Reppert, CEO von Share Now, sieht im „Auto teilen“ nicht nur die Zukunft der Mobilität, sondern auch das Fundament für den Durchbruch bei Elektrofahrzeugen... Fahrzeug verkaufen und auf Carsharing umsteigen. „Sehr oft hören wir Geschichten unserer Nutzer, die ihr Fahrzeug verkauft haben. Stattdessen setzen sie auf Carsharing und andere Verkehrsmittel“, sagt Olivier Reppert, Chef von „Share Now“ (zuvor Car2go & Drive Now). Reppert ist überzeugt davon: Carsharing ist ein wichtiger Teil für die Lösung der Verkehrsprobleme in großen Städten. Als Grundlage für diese These dient ihm auch eine Studie des „Karlsruher Instituts für Technologie“ (KIT). Darin werden die positiven Aus-wirkungen des Carsharings auf den Stadtverkehr vor allem in deutschen Städten belegt. Reduktion des Verkehrs. Weniger Fahrzeugkilometer. Einsparung von rund 18.000 Tonnen CO2 pro Jahr: Die Studienergebnisse des KIT vom Herbst 2018 zeigen vor allem eines: Flexibles Carsharing reduziert den Verkehr - und damit auch die Luftverschmutzung. So haben car2go Nutzer in Berlin ihre Autofahrten um 95 Millionen Pkw-Kilometer reduziert. Vor allem kleinere, ältere PKW’s (4.616 Fahrzeuge) wurden aufgrund des Carsharing-Angebots verkauft. Hinzu kommen 11.834 Fahrzeuge, die wegen des Carsharing-Angebots gar nicht erst angeschafft wurden. Damit entlastet jedes Fahrzeug in Berlin den Verkehr um bis zu 15,8 Autos, so die KIT-Studie. Und das nicht nur im fließenden Verkehr, sondern auch bei den Parkplätzen. Weltweit betrachtet ersetzt ein Carsharing-Fahrzeug bis zu acht private PKW. „Elektromobilität und Carsharing verfolgen das gleiche strategische Ziel: Städte zu einem sauberen und lebenswerten Ort zu machen“, sagt Share Now-CEO Olivier Reppert (Foto). Es gehe aber um noch mehr, ist sich Reppert sicher: „Wir begreifen rein elektrisches Fahren als Zusammenspiel einer Vielzahl von Komponenten – von der Batterie bis zum Kundenerlebnis, von den Stromnetzen bis zur Ladeinfrastruktur“. Es gehe darum, das „Gesamtsystem der Elektromobilität weiter voranzubringen“. Mit vier vollelektrischen Standorten in Stuttgart, Amsterdam, Madrid, Paris, und teilelektrischen Flotten in dreizehn weiteren Städten, ist Share Now derzeit der größte Anbieter im Bereich des stationsunabhängigen E-Carsharings. Mit 3.200 E-Fahrzeugen wurden bereits rund 120 Millionen elektrische Kilometer zurückgelegt. Insgesamt stellt das Unternehmen in 30 Metropolen in Europa und Nordamerika mehr als 20.000 Fahrzeuge zur Verfügung. Hier erreicht man via Smartphone-Apps rund 4 Millionen Carsharing-Kunden. Viele Städte der Welt stehen vor der gleichen Herausforderung. Genau wie die Bevölkerungszahlen, wächst auch der Bedarf an Mobilität. Gleichzeitig nimmt die Belastung durch den Verkehr zu. Hinzu kommen mangelnder Parkraum, Staus, Lärm - und nicht zuletzt immer mehr Luftverschmutzung. Elektromobilität hat das Potenzial, das Verkehrswesen umfassend zu verändern, glaubt Olivier Reppert: „E-Carsharing ist eine optimale Testumgebung für Elektroautos. Die Technologie steht dabei unter maximalen Belastungen und kann ihre Alltagstauglichkeit jeden Tag unter realen Bedingungen beweisen“. Von den täglich gewonnen Erkenntnissen profitierten nicht nur Fahrzeughersteller, sondern das „Gesamtsystem Elektromobilität“: etwa Stromanbieter, Netzbetreiber, Batteriehersteller, Forschungseinrichtungen, Städte - und natürlich die Nutzer. E-Carsharing verbessert Luft in Städten“. „Wir sind der Überzeugung, dass die Zukunft des Carsharing elektrisch ist. Wir treiben diese Entwicklung deshalb konsequent voran. Vollelektrisch betriebene Carsharing-Flotten verstärken die ohnehin positiven Effekte des Carsharing, beispielsweise wenn es um die Luftqualität in den Ballungsräumen geht“, sagt Reppert. Es sind aber noch zwei weitere wichtige Aspekte, die das E-Carsharing so interessant machen: zum einen wird der Aufbau der Ladeinfrastruktur durch viele Kunden angetrieben, zum anderen werden Berührungsängste mit Elektromobilität abgebaut. Denn klar ist: E-Mobilität wird sich dann in der Breite durchsetzen, wenn es den Herstellern gelingt, die Kunden mit ihren Elektroautos zu überzeugen und zu begeistern.
„Unsere Carsharing-Community verbindet eine Idee: Das Konzept, ein Auto nur dann zu nutzen, wenn man es braucht, ohne es besitzen zu müssen“, umschreibt Olivier Reppert den Grundgedanken des Auto-teilens. Und: „Wir heißen jeden willkommen, der diese Idee teilt – egal welche Haarfarbe, Religion oder sexuelle Orientierung unsere Member haben“, sagt Reppert. (Elektro-)Mobilität für jeden Menschen zugänglich machen? Am Ende setzt Carsharing sogar einen positiven gesellschaftlichen Impuls. „Proud to Share“ – vielleicht das Motto der Zukunft! Web-Tipp: www.share-now.com Text: Helmut Wolf Flexible Mobilitätslösungen statt viele Einzelfahrten? Michael Kieslinger, CEO beim IT-Unternehmen „Fluidtime“, einer Tochter der Kapsch Group, über integrierte Mobilität und wie man „Autoverliebte“ zum Umdenken bringen kann... „Der jungen Generation ist Carsharing oft wichtiger, als ein eigenes Auto zu besitzen“, sagt Michael Kieslinger. Bei allen anderen Generationen, so Kieslinger, ist der Wandel nicht so einfach in Gang zu bringen. Der Weg vom „komfortablen Privatauto“ hin zur individuellen Mobilität - noch ein langer (Bewusstseins-)Prozess? Kieslinger, der seit 2004 mit „Fluidtime“ als führender österreichischer Anbieter von smarten Mobilitätslösungen agiert, sieht trotz Skepsis viel Bewegung in der mobilen Gesellschaft. Als Treiber gelten vor allem: die Digitalisierung, aber auch ein zunehmendes Umweltbewusstsein breiter Bevölkerungsschichten... „Ich möchte die Menschen zum Umdenken bringen“, bekräftigt Michael Kieslinger seine Philosophie. Nicht nur aus Idealismus heraus, sondern weil die Nutzung individueller Mobilitätsformen viele Vorteile mit sich bringe. Ob im Alltag, beim Großeinkauf oder am Weg in den Urlaub: „Letztendlich wollen alle Menschen - von jung bis alt und in allen sozialen Schichten - gut und einfach Mobilitätsangebote nutzen können“, sagt der Fluidtime-Gründer. In den „Mobility as a Service“(MaaS)-Anwendungen, also der Kombination und Vernetzung aller Verkehrsmittel, sieht Kieslinger großes Potenzial für die Zukunft. Das Auto hat über viele Jahre ein großes Versprechen abgegeben, meint Kieslinger. Die Botschaft lautete: Du kannst als Einzelperson überall hinkommen. Dies wurde auch entsprechend gefördert. Doch: diese Welt der „Einzelfahrten“ beginnt zu bröckeln... Städte und Gemeinden wehren sich: gegen zunehmende Feinstaubbelastungen, gegen erhöhte CO2-Grenzwerte, gegen Lärmbelastung und Staus. Begegnungszonen und Parkgebühren werden eingeführt. Immer mehr Städte und Regionen forcieren umweltfreundliche Mobilitätsformen – vom Bike- bis zum E-Scooter-Sharing. Doch: auch hier braucht es komfortable, „ganzheitliche“ Tools, die das dichte Netzwerk an Mobilitätsangeboten verknüpfen. Das Unternehmen Fluidtime, eine Tochtergesellschaft der Kapsch Group, hat es sich zur Aufgabe gemacht, alle derzeitigen Mobilitätsangebote und -formen am Markt zu bündeln. Daraus werden standardisierte Dienstleistungen und Funktionen geschaffen, die von der Erstinformation bis zur Buchung und Bezahlung reichen. „Wir bieten die Technologie, um Mobilitäts-Apps zu gestalten“, umschreibt Fluidtime Geschäftsführer die Kerntätigkeit der Dienstleistungen. Aber nicht nur die Technik wird bei Fluidtime zur Verfügung gestellt. „Ein großer Teil unserer Aufgabe ist es, Vertrauen aufzubauen, damit sich das Mobilitäts-Ökosystem gut entwickeln und ausbreiten kann“, so Michael Kieslinger. Erfolgreiche Fallbeispiele in Dänemark und Schweden. Nicht nur in Österreich, auch in anderen Ländern, wie Dänemark oder Schweden, ist Fluidtime aktiv. In der dänischen Stadt Arhus ist man beispielsweise gerade dabei „kollektive Transportformen“ zu unterstützen, um Umweltverschmutzung und CO2-Emissionen zu reduzieren. In Stockholm wiederrum wurde die „UbiGo“-App mitentwickelt. Die App verbindet Öffis, Carsharing, Autoverleihe und Taxis in einem „intermodalen Mobilitätsservice“: Im Fokus steht ein gemeinsames „Mobilitäts-Budget“ für Haushalte und Familien. Das Mobilitätsbudget kann innerhalb der Familie geteilt werden. So können Eltern mit ihren Kindern beispielsweise Bikesharing-Punkte teilen, die Taxi-Punkte aber beschränken. Jeden Monat kann ein neues Mobilitätsbudget ausgewählt werden - passend zum aktuellen Mobilitätsbedarf. Aus dem ursprünglichen Forschungsprojekt wurde ein erfolgreiches Lebenskonzept für einen bewussteren, gleichzeitig umweltfreundlichen Umgang mit Mobilität.
Einfachheit, Komfort und Umweltfreundlichkeit. „Es braucht einen Wandel - weg von den vielen Einzelfahrten, hin zur intelligenten Nutzung neuer Mobilitätsformen“, skizziert Michael Kieslinger den zukünftigen, modernen Weg der Fortbewegung. Und auch wenn es heute noch viele „autoverliebte“ Skeptiker geben mag: am Ende wird sich jenes Mobilitätssystem durchsetzen, dass die Menschen durch Einfachheit, Komfort und Umweltfreundlichkeit überzeugt. Gelingt der breite Mobilitätswandel in der Gesellschaft nur durch „schmerzliche“ Einschnitte? Kieslinger: „Klar braucht es oft einen Anstoß. Wenn es die hohen Kosten für die Werkstattreparatur sind, die den Autoverliebten schließlich zum Umdenken bringen, kann mir das auch recht sein...“. Web-Tipp: www.fluidtime.com Fotos: Fluidtime Text: Helmut Wolf Smartphone-App macht Auto schlau? Mit der „CarConnect“-Lösung kann man das Auto zum fahrenden WLAN-Hotspot machen“, sagt Maria Zesch, Chief Commercial Officer bei T-Mobile Austria. Und das ist nur eine der Innovationen... Wo steht mein Auto? Ist der Tank voll? Eine Fehlermeldung, die anzeigt, dass der Motor in der Werkstatt gecheckt werden sollte... Mit einer Reihe nützlicher Funktionen zeichnet sich die neue Smartphone-App „CarConnect“ von T-Mobile aus. Das Auto als „intelligentes Fahrzeug“, dass dem mobilen Nutzer wichtige Informationen in Echtzeit liefert - und darüber hinaus: mit dem CarConnect-Stick eine perfekte Möglichkeit bietet, dass Auto zum mobilen WLAN-Hotspot zu machen. Das bedeutet: Mitfahrer können im Internet surfen und streamen - wie zu Hause... „Wir vernetzen nicht nur die Menschen, sondern ab sofort auch ihre Autos“, sagt Maria Zesch, Chief Commercial Officer (CCO) bei T-Mobile Österreich. Besonders die herstellerunabhängige Kompatibilität mit allen Automarken und die Kombination von Telemetrie und WLAN-Hotspot, sei einzigartig, zeigt sich Zesch begeistert von der innovativen „CarConnect“-Lösung. Nicht nur Neuwagen werden damit zu „Smart Cars“. Der CarConnect Stick - und die dazugehörige Smartphone-App - macht Autos ab dem Baujahr 2006 zu vernetzten, „intelligenten Fahrzeugen“. CarConnect basiert auf der technischen Lösung des kanadischen Start-ups „Mojio“ mit Sitz in der EU. Mojio-CEO Kenny Hawk hebt dabei vor allem „das erschwingliche WLAN im Auto und den sofortigen mobilen Zugriff auf wichtige Fahrzeugdaten hervor“. Dazu gehören auch Diagnose-, Verhaltens- und Standortinformationen. Benachrichtigungen auf der App zeigen dem Benützer einerseits an, wo das Fahrzeug geparkt wurde, andererseits lässt sich auch eruieren, ob eine Beschädigung oder ein Diebstahl des Autos vorliegt. „Smart“, das bedeutet überdies, dass bei auftretenden Fehlercodes auch das Problem erklärt und die nächstgelegene Werkstatt vorgeschlagen wird. „Mit CarConnect wird das Autofahren intelligenter, sicherer und komfortabler“, zeigt sich Kenny Hawk überzeugt. Einfach im Auto anstecken und lossurfen: Angesteckt wird der CarConnect Stick am sogenannten „ODB-Port“ (On-Board-Diganostics-Port). Dieser Port befindet sich meistens links unter dem Lenkrad. Wo genau sich der Steckplatz befindet - und ob das Auto mit der CarConnect Lösung kompatibel ist - kann auf der entsprechenden Website geprüft werden (siehe untenstehend). Das T-Mobile-Angebot umfasst zwei Tarife: Für reine Telemetrie-Services empfiehlt sich der „My CarConnect Start“-Tarif (monatlich 3,49 Euro, 24 Monate). Der CarConnect-Stick kostet in diesem Tarif monatlich 4 Euro über zwei Jahre oder einmalig 96 Euro. Beim „My CarConnect WLAN“-Tarif kann man zusätzlich 10 GB LTE-WLAN nutzen, davon 3 GB im EU-Ausland (monatlich 9,99 Euro, 24 Monate). Im WLAN-Tarif kostet der Stick 2 Euro monatlich (2 Jahre) oder einmalig 48 Euro. Bis zu fünf Geräte können sich gleichzeitig mit dem WLAN verbinden. „Surfen und streamen ist jetzt also auch im Auto ganz einfach“, zeigt sich T-Mobile-CCO Maria Zesch erfreut von dieser innovativen Lösung. CarConnect ist vor allem für Familien interessant, wo mobiles WLAN speziell vom Nachwuchs erwartet wird. Aber auch für Kleinunternehmen, die etwa ein digitales Fahrtenbuch nutzen wollen. Eine einfache, wie auch herstellerunabhängige Lösung, die das Auto schlau macht. Das Motto der Zukunft lautet: Smart Surfen, Smart Parken, Smart Fahren... Web-Tipp: www.t-mobile.at/carconnect Text: Helmut Wolf 5 Minuten laden. 100 km fahren. „Und das wird noch schneller“, sagt „Smatrics“-GF Michael Fischer. In Wien wurde der Grundstein für den europaweiten Ausbau der Hochleistungsladestationen gelegt... Zwei Grundfragen bestimmen den Diskurs rund um den Umstieg auf Elektroautos. Die erste Frage: Wie weit kommt man mit einer vollen Akku-Ladung? Die zweite Frage: Wie lange brauche ich beim Aufladen? Letztere Frage scheint jetzt beantwortet: Gerade 5 Minuten Ladezeit braucht es, um 100 km weit mit dem E-Auto zu fahren. Das Schlagwort der Zukunft lautet dabei: High Power Charging (HPC). Dies wurde bei der Eröffnung der ersten 350kW-Hochleistungsladestation am „Verteilerkreis“ in Wien-Favoriten deutlich gemacht. „Es gibt im Moment keine schnellere Ladestation in Europa“, freut sich Smatrics“-Geschäftsführer Michael Fischer gemeinsam mit Kooperationspartner „Wien Energie“. Supermärkte, Einkaufszentren, Parkhäuser, Hotelparkplätze, Kundenparkplätze... Die öffentliche Infrastruktur der E-Ladestationen wächst kontinuierlich heran. Rund alle 60 km findet sich in Österreich mittlerweile Ladestationen für E-Autos. „Smatrics“ bietet in Österreich (und darüber hinaus) bereits ein flächendeckendes Hochleistungsladenetz mit 450 Ladepunkten an: Über 250 High-Speed Ladepunkte davon – mit rund 20 Minuten für eine Vollladung – findet man mittlerweile. Bis Ende 2018 folgen weitere 30 High-Speed Ladepunkte entlang von Autobahnen und in Ballungszentren. Doch: es wird in Zukunft noch schneller geladen –aus High Speed wird Ultra Speed... „E-Mobilität geht in Richtung Massenfähigkeit“, zeigt sich Smatrics-CEO Michael Fischer überzeugt. Mit der europaweiten Forcierung der Ultraschnellladestationen, wie jenes in Wien, wird nunmehr das Fundament für die breite Etablierung der Elektroautos gelegt. Nach der High Power Charging-Station am „Verteilerkreis“ in Wien-Favoriten, entstehen im Rahmen des EU-geförderten Projekts „ultra-E“ weitere HPC-Standorte. Vorgesehen ist der Aufbau von 25 Ultra-Schnellladestationen - in einem Abstand von 120 -150 km - entlang der Korridore Amsterdam – Brüssel – München – Wien – Graz. Dabei setzt man auf einen einheitlichen, europäischen Stecker-Standard - Namens: „CCS“ (Combined Charging System). „Zukünftig sind mehr als 1.000 Ultraschnellladestationen für ganz Europa geplant“, blickt auch Eva Plunger von „Verbund Solutions“ in eine „spannungsreiche“ Zukunft der E-Mobilität. Vor allem auch die rasante Weiterentwicklung der E-Fahrzeuge (Tesla, Audi e-tron usw.) mit hoher Batteriekapazität, gilt als Treiber des europäisch angelegten HPC-Netzwerks. Plunger spricht in diesem Zusammenhang einen weiteren, wichtigen Punkt an. Nämlich: die zuverlässige Stromversorgung der HPC-Ladestationen. Verbund möchte hier mit Batteriespeicher - mit 500 kW Leistung - die Belastung der Stromnetze durch Ultraschnellladestationen für Elektroautos verringern. Insgesamt 10 Batteriespeicher werden im Rahmen des Projekts „Synerg-E“ an HPC-Standorten in Österreich und Deutschland 2018/2019 installiert. E-Autos ultraschnell laden bedeutet: Alltagstauglichkeit. So könnte die Formel der Zukunft der Elektromobilität lauten. „Mit der Pilotierung eines Ladestandorts mit dieser enormen Leistung, sind wir nicht nur einzigartig in Österreich, sondern auch europaweit unter den Ersten“, freut sich jedenfalls Smatrics-Geschäftsführer Michael Fischer über das Leuchtturm-Projekt des ersten HPC-Standorts in Wien. Und fügt schmunzelnd hinzu: „Und das Laden wird noch schneller werden“. E-Autos auf der Überholspur... Web-Tipp: www.smatrics.com Fotos: Smatrics Text: Helmut Wolf Weil wir selbst nicht fliegen können, sind wir fasziniert von allem, was fliegt. Immer schon habe ich es geliebt, Dinge zu beobachten, die anscheinend schwerelos durch die Luft schweben, nicht nur Vögel und Insekten, sondern auch die Samen von Pusteblumen, Herbstlaub, Papierschnipsel, Wolken, Luftballons und Seifenblasen. Auf meine Kinder übten fliegende Geschöpfe den gleichen Reiz aus. Schon als sie noch im Kinderwagen lagen, bemerkten sie eine Biene, einen Schmetterling oder einen vorbeisegelnden Vogel sofort und suchten mit konzentriertem Blick noch danach, wenn das Tier längst außer Sicht war. Als sie älter wurden, mit drei oder vier, versuchten sie, die Vögel nachzuahmen, indem sie Federbüschel in den Händen hielten, mit den Armen auf und ab schlugen und in die Luft hüpften, und noch ein paar Jahre später imitierten sie die Vögel erneut, diesmal, indem sie Papiergleiter nach ihrem Vorbild bastelten und sie auf dem Hügel hinter unserem Haus in die Luft warfen. Wenn einer dieser Gleiter einen Aufwind erwischte und über die Bäume hinwegsegelte, war die Begeisterung groß, so als sei er selbst auf zauberhafte Weise zu einem Vogel geworden. Dann schlugen die Kinder wieder wild mit den Armen auf und ab und liefen hüpfend den Hügel hinunter. Chris Yates Fröhlich sein. Auf Bäume klettern. Sex am Morgen... Die besten Dinge im Leben kann man nicht kaufen. Davon sind die beiden englischen Autoren Tom Hodgkinson und Dan Kieran überzeugt. Und sie belegen dies in ihrem amüsanten „Buch der hundert Vergnügungen“. Auszüge aus „Das Buch der hundert Vergnügungen“ von Dan Kieran & Tom Hodkinson mit freundlicher Genehmigung von Rogner & Bernhard GmbH & Co. Verlags KG, Berlin Illustrationen: Stephanie F. Scholz Bestellungen bei: Suhrkamp |
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