Kann Olivenöl die Welt ein wenig besser machen? Eine Kooperative von über 20 Kleinbauern am Peloponnes zeigt, wie erfolgreich faires Wirtschaften funktionieren kann. Ein Gespräch mit Giorgos Chondros (2. v. links), Gründer der Genossenschaft „Messinis Gea“, über nachhaltige Perspektiven und ein Olivenöl, das Menschen verbindet… Lieber Giorgos, mit Olivenöl assoziiert man eher die gute, gesunde Küche, als Aspekte der Sozialökonomie. Was macht euer Olivenöl so besonders? Wir wollten 2013 mit einem Produkt anfangen, dass es in Mitteleuropa so nicht gibt. Unser Grundansatz lautet: wir exportieren dorthin, wo die lokale Landwirtschaft nicht konkurriert wird. Zudem ist griechisches Olivenöl ein Paradebeispiel dafür, dass der Mehrwert eines Produkts nicht beim Produzenten, sondern zum überwiegenden Teil dem Großhandel zugutekommt. Mit dem Direkthandel unseres sozialen Olivenöls bringen wir mehrere Facetten gleichzeitig ans Tageslicht. Anfang der 2010er-Jahre war Griechenland von einer großen Staatsschuldenkrise betroffen. Inwieweit hat diese Krise bei der Gründung eurer Olivenöl-Kooperative mitgespielt? Eine kleine Anekdote. Ich war 2013 als Referent bei einer Veranstaltung in Lech am Arlberg eingeladen. In einem Laden habe ich im Regal eine 200 ml-Flasche griechisches Olivenöl gesehen - Kaufpreis 18 Euro. Ein horrend hoher Preis. Zur damaligen Zeit lag der Großhandelspreis für 1 Liter Olivenöl bei unter 3 Euro. Da habe ich mir gedacht: das kann doch nicht sein, dass so ein wertvolles Produkt aus Griechenland so billig vom Produzenten verkauft wird, und am Ende beim Konsumenten so teuer ankommt. So ist die Idee entstanden, einen wirtschaftlich solidarischen Weg einzuschlagen – am besten mit unserem Olivenöl. ![]() Welchen Zugang hast du persönlich zur sozialen Marktwirtschaft? Aufgrund der großen Finanzkrise in Griechenland, die vor allem eine gesellschaftliche Krise war, hat sich eine sehr starke Solidaritätsbewegung entwickelt. Ich war in dieser Bewegung stark eingebunden und gut vernetzt. Wir hatten in dieser Zeit die Organisation „Solidarität für Alle“ gegründet. Dabei wurden Suppenküchen und andere Hilfsaktionen für bedürftige Menschen in Griechenland organisiert. Innerhalb dieses Netzwerks haben sich dann zwei Grundaspekte herauskristallisiert. Erstens: wie können wir diese Solidaritätsbewegung nachhaltiger gestalten? Und zweitens: wie schaffen wir es, dass alle Menschen und Institutionen von dieser Bewegung profitieren können? Aus dieser Grundidee heraus hat sich dann die bäuerliche Sozialkooperative „Messinis Gea“ entwickelt. Eine Erzeugergemeinschaft mit mittlerweile 21 Kleinbauern aus der Region Messenien am südwestlichen Peloponnes – und deren Olivenöl „Mazi“. Was für Ziele habt ihr euch gesetzt? Ziel war und ist es, dass die die Olivenöl-Produzenten fair entlohnt werden. Sprich, dass sie davon leben können. In der Vergangenheit konnten die meisten Olivenöl-Bauern nicht einmal ihre Produktionskosten abdecken. Wir haben ein Konzept ausgearbeitet, bei dem der Produzent einen fairen Preis erhält. Durch die Ausschaltung des Zwischenhandels, kommt dieses sehr wertvolle Olivenöl, eines der qualitätsvollsten der Welt, nun zu einem fairen Preis beim Konsumenten an. Damit wird „doppelte Solidarität“ geübt: Also nicht nur gegenüber dem Olivenbauern, sondern auch gegenüber dem Konsumenten. Eine Win-Win-Situation. Klingt nach einem Gegenmodell zum knallharten Marktwirtschaftsprinzip? Natürlich hat das Ganze auch eine politische Komponente. Wir wollen aufzeigen, dass der faire, solidarische Weg des Handels ein erfolgreicher ist - und von dem alle Seiten profitieren. Damit das Ganze auf einem stabilen Fundament steht und gut funktioniert, haben wir eine Produzentengenossenschaft gegründet. Dabei werden grundlegende Entscheidungen getroffen, die ganze Logistik organisiert usw. Auch in Deutschland haben wir eine Genossenschaft gegründet. In Österreich fungiert ein Verein, der auch den Anspruch hat, sich in einer Genossenschaft umzuwandeln. Unser großes, politisches Ziel ist eine europäische Genossenschaft nach sozialökonomischen Kriterien zu etablieren. Interessant ist auch euer sogenannter „Soli-Euro“. Was hat es damit auf sich? Pro verkauften Liter Olivenöl geht ein „Soli-Euro“ an diverse Solidaritätsinitiativen in Griechenland. Nach mittlerweile neun Jahre unseres Bestehens, wurden bereits über 150.000 Euro an unterschiedlichste Solidaritätsprojekte in Griechenland gespendet: an Solidaritätskliniken, Solidaritätsapotheken, an Projekte in der Flüchtlingshilfe und vieles mehr. Wer entscheidet, wohin euer sogenannter „Soli-Euro“ verteilt wird? Wir diskutieren und beschließen gemeinsam, wohin der Soli-Euro verteilt werden soll. Zum einen, werden damit unsere „Verkaufskampagnen“, sprich Verkaufsveranstaltungen finanziert. Dort bringen wir das Olivenöl an die Menschen. Zum anderen wird der Soli-Euro an solidarische, soziale Projekte in Griechenland gespendet. Unsere Aufgabe ist es, dass dieses Geld die richtigen Menschen und Institutionen erreicht – und das alles völlig transparent. Auf unserer Webseite gibt es eine genaue Auflistung, wieviel Geld an welche Organisation gegangen ist. Und meistens wird dann auch kommuniziert, was mit dem Geld letztlich passiert... ![]() Ist Griechenland ein guter Nährboden für solidarisches, faires Wirtschaften? Wir haben in Griechenland jedenfalls aufgrund der Krisenjahre genügend Erfahrung in Sachen sozialer Vernetzung gesammelt. Unsere Oliven-Bauern in Messenien waren am Anfang noch misstrauisch und skeptisch, bedingt durch die oft ausbeuterischen Methoden des Großhandels in der Vergangenheit. Jetzt aber sehen sie, dass durch den Direkthandel faire Erträge erwirtschaftet werden und ihr Produkt kommt gut und nachhaltig beim Konsumenten an. Im Zuge unserer sogenannten (Verkaufs-)Kampagnen reisen die Bauern auch manchmal nach Österreich und Deutschland mit. So lernen die Olivenbauern jene Menschen kennen, die ihr Olivenöl konsumieren. Dabei werden Geschichten erzählt, es findet ein Austausch statt und es entstehen sogar Freundschaften. Da Olivenöl ja ein reines Naturprodukt ist, schmeckt es jedes Jahr anders, da gibt es genügend darüber zu erzählen. Diese geschmackliche Vielfalt des Olivenöls bildet eine wunderbare Basis zur Verständigung und Kommunikation. Wie ist deine persönliche Verbindung zur Kultur des Olivenöls? Ich komme ursprünglich aus einer griechischen Bergregion. Zu Beginn hatte ich nicht viel Ahnung von der Olivenöl-Produktion. Aber mein Vater, und viele Freunde aus der Generation meines Vaters, sind jedes Jahr im Herbst/Winter zur Olivenernte auf dem Peloponnes gefahren. Dort wurden sie für ihre Arbeit mit Oliven bezahlt. Damit haben wir unseren Jahresbedarf an Oliven abgedeckt. Dabei sind langjährige Freundschaften mit den Olivenbauern entstanden, die mich schon mein ganzes Leben lang begleiten. Nach über zehn Jahren des Bestehens eurer Olivenöl-Kooperative – was ist dein bisheriges Fazit? Als wir mit der Kooperative begonnen haben, haben wir gesagt: wenn wir jemals über 10.000 Liter Olivenöl-Produktion pro Jahr kommen, sind wir super-zufrieden. Mittlerweile sind wir bei 30.000 Liter Olivenöl im Jahr! Es sind neue Arbeitsplätze entstanden. Wir haben eine eigene Abfüllanlage angeschafft, die ausschließlich aus eigenen Mitteln finanziert wurde. Diese Anlage garantiert uns Unabhängigkeit und hat den Bauern gezeigt: der Weg des Direkthandels funktioniert, das ist die Zukunft. Derzeit verfügt unsere Erzeugergemeinschaft 21 Mitglieder aus Messenien. 19 Biobauern sind bereits bio-zertifiziert, die zwei weiteren Bauern werden bei der nächsten Olivenernte bio-zertifiziert sein. ![]() Ein Leuchtturmprojekt in Sachen Ökologie und Solidarität. Welches Entwicklungspotenzial siehst du hier noch in Zukunft? Eine Reihe junger Erwachsener aus der Region, deren Eltern Olivenhaine am südwestlichen Peloponnes besitzen, haben sich dazu entschlossen, ebenfalls Landwirtschaft zu betreiben. Ohne unserer sozialen Kooperative hätten sie diesen Schritt wahrscheinlich nie gewagt. Das zeigt: hier wurde ein nachhaltiges Wirtschaftsmodell entwickelt, das gerade jungen Leuten und ihren Familien eine Perspektive gibt. Gerade in ländlichen Regionen, die von Überalterung und Abwanderung betroffen sind, wird mit diesem Modell eine echte Alternative geboten. Es geht aber nicht nur um Jobs und Infrastruktur, sondern auch um grundlegende Aspekte, wie Klimagerechtigkeit, ökologische Landwirtschaft und Ernährungssicherheit. Griechenland war ja bis zum EU-Beitritt in Sachen Ernährung fast autark. Heute importieren wir beispielsweise 80% des roten Fleisches aus der EU. Das heißt, wir gewinnen Schritt für Schritt wieder an Ernährungssouveränität. Stichwort Klimawandel, der sich auch sehr stark auf die Olivenproduktion auswirkt… Ja, sehr richtig. Unsere Bauern müssen sich dem Klimawandel bestmöglich anpassen. Dazu braucht es eine Entwicklung zu mehr klimaresistenten Olivenkulturen. Dem Klimawandel wirksam zu begegnen, gelingt aber nur in der Gemeinschaft, im Kollektiv. Jeder muss seinen Beitrag dazu leisten: Die Produzenten bei der Herstellung, die Konsumenten bei ihren Kaufentscheidungen, die Entscheidungsträger und auch die Politik. Der Klimawandel trifft und betrifft uns alle, deshalb ist der Austausch so wichtig - über alle Grenzen hinweg. Was würdest du ändern, wenn du es könntest? Wenn ich etwas ändern könnte, dann würde ich die Besitzverhältnisse ändern. Kein, oder weniger, Besitz, erleichtert ungemein. Was ist dein Lebenskonzept?? Ich lebe sehr offen und sehr gut mit vielen Freunden in unterschiedlichen Ländern in Europa. Dieses soziale Miteinander würde ich mir für viele andere Lebensbereiche wünschen… Danke für das interessante Gespräch! ![]() Die Olivenöl-Kooperative „Messinis Gea“ …verfügt derzeit über 21 Mitglieder! Alle an der Produktion des Olivenöls „Mazi“ Beteiligten sind Kleinbauern aus der der Region Messenien („Messinia“) auf der griechischen Halbinsel Peloponnes. Gearbeitet wird nach den Regeln der „Solidarwirtschaft“. Das heißt: Alle Entscheidungen werden gemeinsam und demokratisch getroffen. Dank eigener Abfüllanlage liegen Produktion, Etikettierung und Direktvertrieb in der Hand der Erzeugergemeinschaft. Dies ermöglicht Unabhängigkeit von internationalen Großhändlern und eine faire Preisgestaltung. Für jeden verkauften Liter Olivenöl geht ein „Soli-Euro“ an solidarische, soziale Projekte in Griechenland. Web-Tipp www.mazioli.at ![]() Direktverkauf - das Olivenöl „Mazi“ In Deutschland und Österreich tritt die Kooperative - neben dem Online-Vertrieb - in Form sogenannter (Verkaufs-)„Kampagnen“ an die Öffentlichkeit. Demnächst beispielsweise am 27. Juni 2025 in Wien, im Albert Schweitzer Haus, Schwarzspanierstraße 13, 1090 Wien. Von 12 - 17.30 Uhr gibt es nicht nur die Möglichkeit der Olivenöl-Verkostung, sondern findet auch eine Diskussion und ein Kennenlernen der Oliven-Bauern der Kooperative statt. Wer „eines der besten Olivenöle der Welt“, die berühmten Kalamata-Oliven, eine Bitterorangen-Marmelade oder den wohlschmeckenden Thymianhonig erwerben möchte, sollte sich diese Veranstaltung nicht entgehen lassen. Kali Orexi! 😊 Web-Tipp https://mazioli.at/27-6-2025-olivenoel-ausgabe-in-wien/ Fotos: Manfred Krenn, Messinis Gea Interview: Helmut Wolf
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Bären, Wölfe, Wisente, Luchse...Wildnis mitten in Europa? Im Herzen Rumäniens kauft die „Foundation Conservation Carpathia“ tausende Hektar Land auf, um es zu schützen. Ein Leuchtturmprojekt, das die die lokale Bevölkerung miteinbindet und den nachhaltigen Tourismus forciert... Eine Reportage! „Ein so riesiges Gebiet, ohne Straßen und Siedlungen, in dem noch immer Wolf, Bär und Luchs leben, das ist in Europa ziemlich einzigartig“, ist der deutsche Forstwissenschaftler Christoph Promberger begeistert. Die unberührten (Ur-)Wälder und Bergwiesen, die wilden Flüsse und Schluchten im weitläufigen Făgăraș-Gebirge, zählen zu den schönsten Naturgebieten der Welt. Vor etwa 35 Jahren kam Promberger in das Făgăraș Gebirge, um die Wölfe vor Ort zu studieren. Dort lernte auch seine heutige Frau Barbara kennen. Sie beide liebten die Region so sehr, dass sie blieben… Das auch als „Siebenbürgischen Alpen“ bezeichnete Făgăraș-Gebirge, umfasst eine Fläche von rund 2.800 Quadratkilometern. Darunter befinden sich die höchsten Gipfel Rumäniens, wie den Moldoveanu (2.544 m) und den Negoiu (2.535 m - Foto links). Es beherbergt auch über 95 Gletscherseen, darunter den Bâlea- und Podragu-See. Das Gebirge ist Heimat großer Raubtiere, wie Braunbären, Wölfe und Luchse, sowie seltener Pflanzenarten und einer artenreichen „Fledermausfauna“. Sogar der Wisent wurde hier nach 200 Jahren wieder ausgewildert… Rumänien verfügt über 6 Millionen Hektar Wald. Ein erheblicher Teil davon ist pure Wildnis. Es gibt große, unfragmentierte Berggebiete, ohne Siedlungen. Berge von atemberaubender Schönheit, umgeben von natürlichen Wäldern. Viele, gänzlich unregulierte, Flüsse und deren dynamische Strömungen prägen immer noch die Täler. In dieser natürlichen Umgebung sind Bären, Wölfe und Luchse immer noch häufig zu sehen. Über 3.700 Pflanzenarten, viele in der Region endemisch, zeugen von einer gesunde Landschaftsstruktur. ![]() Naturschutz durch Kauf von Land! „Wir waren schockiert, dass kein Mensch etwas unternommen hat“, sagte Christoph Promberger (Foto links), über den massiven Kahlschlag in den Karpaten der frühen 2000er-Jahre. Die einzige Lösung, um sie vor der Abholzung zu schützen, war, so die Vision der Prombergers: die Wälder aufzukaufen. Als Vorbild diente ihnen ein Naturschutzprojekt in Patagonien, wo „The North Face“-Gründer Douglas Tompkins in den 1990er-Jahren riesige Gebiete in Chile und Argentinien erwarb, um Nationalparks zu schaffen. Inspirationsquelle war aber auch der legendäre Yellowstone-Nationalpark in den USA. Die Geburtsstunde der „Foundation Conservation Carpathia“ (FCC) war das Jahr 2009. Mit an Bord der FCC der Schweizer Milliardär und Philanthrop Hansjörg Wyss, der bei einer Hubschraubervermessung über dem Făgăraș-Gebirge den Entschluss gefasst hatte, das Geld für die ersten tausend Hektar zur Verfügung zu stellen. Christoph und Barbara Promberger-Fürpaß fungieren bis heute als Geschäftsführer der Stiftung. Und was als Vision eines „Rewilding-Projekts“ angelegt wurde, hat sich zu einem der ambitioniertesten Naturschutz-projekte Europas entwickelt. Seit der Gründung wurden über 27.500 Hektar Wald und Bergwiesen für Renaturierungsmaßnahmen umgewidmet. Die Wiederaufforstung von Kahlschlagflächen umfasst etwa 4,5 Millionen gepflanzte Setzlinge. Etwa 8.000 Hektar wurden als „Non-Intervention-Zonen“ ausgewiesen, darunter unberührte Urwälder. Tourismus und Ökologie! Die Stiftung hat eine Vielzahl positiver Impulse gesetzt: So wurden neue Arbeitsplätze geschaffen, unter anderem bei der Aufforstung und ökologischen Landwirtschaft. Ein Ökotourismusprogramm wurde ausgearbeitet - mit Schwerpunkt Wildtiere, Wälder und Naturschutz. Die eigens gegründete Reiseorganisation „Travel Carpathia“ fördert nachhaltigen Tourismus. Auch ein Modell für ein „konfliktarmes Miteinander von Mensch und Wildtier“ wurde entwickelt, wo Elektrozäune und Herdenschutzhunde bereitgestellt werden. Und selbst sozialpolitisch werden Akzente gesetzt: so gibt es Programme zur Unterstützung lokaler Gemeinden, einschließlich Hilfe für arme Familien und Unterstützung bei der Flächennutzungsplanung. „Amerika und Afrika haben Nationalparks, die jeder kennt. Der Yellowstone-Park beispielsweise ist ein Symbol, eine Ikone“, sagt Christoph Promberger. „In Europa sticht kein Nationalpark so richtig hervor.“ In den Karpaten sieht Promberger das Potenzial für ein großes Wildnisgebiet, in dem die Natur das Sagen hat: „In zwei, drei Jahren ist das nicht zu schaffen, aber vielleicht in 20 Jahren…“. ![]() Das Ziel? Einen Nationalpark zu schaffen, der das gesamte Făgăraş-Gebirge umfasst - etwa 70–84 Kilometer in Ost-West-Richtung, und bis zu 40 Kilometer breit. Rund 75%, so der Plan, wären für die Wiederansiedelung von Wildtieren vorgesehen. Das verbleibende Viertel der Fläche wäre für Tourismus und Unternehmen „mit geringen Auswirkungen“ ausgelegt: mit Tierbeobachtungsstationen, Landwirtschaft, nachhaltige Holzgewinnung usw. „Mit diesem einzigartigen Naturerbe könnte Rumänien zu einem europäischen, ja zum globalen Marktführer im Bereich der Erhaltung biologischer Vielfalt und des Öko-Tourismus werden“, gibt sich Forstwissenschaftler Promberger ambitioniert. Es wäre Promberger zu wünschen, dass dies gelingt - und viele Nachahmer-Projekte findet. Denn das Motto der Zukunft lautet: „Europa muss wilder werden“! Web-Tipps: www.carpathia.org https://travelcarpathia.com/de Fotos: Foundation Conservation Carpathia (FCC) Quellen: National Geographic, Wandermagazin Text: Helmut Wolf Mehr Frauen in Politik, Wirtschaft und Technik - und die Welt würde eine andere sein! Sozial ausgewogener, vorrausschauend und verbessernd, sind nur drei Aspekte, die für die weibliche Denk- und Handlungsweise sprechen. „The Future is Female“! „Junge Frauen haben vielleicht das Gefühl, dass Sie scheitern - aber Sie können es. Keine Angst zu haben, ist sehr wichtig...“ Tara Houska ist Anwältin und arbeitet für die Rechte indigener Menschen Der äthiopische Wolf, der afrikanische Elefant, die Ringschwanzlemure, die Blattschneideameise und der Schwertwal, haben eines Gemeinsam: Die Leittiere sind zumeist weiblich. Dank Führung weiblicher Alphatiere, werden jene Überlebenstechniken vermittelt, die den Tieren innerhalb der Gemeinschaft helfen, schwierige Situationen zu meistern und sich an Veränderungen optimal anzupassen. „Bei Wölfen führt das Rudel nicht der stärkste Wolf, sondern jenes Tier, das am besten Kooperationen bilden und Konflikte lösen kann - zumeist Alphaweibchen“, sagt der niederländische Ökologe Hugh Jansam von der Universität Leiden. Innovatives Denken, motorisches Geschick, lösungsorientiert, ein wohlwollendes, ausgewogenes Ziel vor Augen, statt übertriebene Gewalt, Kraftanwendung, Schnelligkeit oder Gier. Nicht nur im Tierreich zeigt sich, wie gut sich soziale Intelligenz und ein „femininer Spin“ bei der Entscheidungsfindung und Entwicklung bewähren. Auch bei uns Menschen beweisen zahlreiche weibliche Politikerinnen, Wirtschaftstreibende, Forscherinnen und Technikerinnen, wie erfolgreich und nachhaltig sich weibliche Denk- und Handlungsweisen innerhalb der Gesellschaft auswirken. Amanda Shayna Ahteck hat ein tragbares Bluetooth-Gerät entwickelt, dass eine nahtlosere Einführung von Technologien, wie der virtuellen Realität, fördern und sehbehinderten Benutzern helfen wird, natürlicher mit Computern zu interagieren. Mit ihrem „midiKey“ war sie Preisträgerin bei der „International Science & Engineering Fair“ (ISEF). „Junge Frauen sind erfinderisch und hartnäckig“, sagt Maya Ajmera, Präsidentin und CEO der amerikanischen „Society for Science & the Public”, einer Wissenschaftsorganisation, die sich seit 100 Jahren der Förderung junger Forscher und Entwickler verschrieben hat. „Die jungen Mädchen machen sich Technologie zunutze, um Probleme zu lösen, die ihnen am Herzen liegen und Gutes bewirken“, so Ajmera. Warum jedoch werden Wissenschaft, Politik, Wirtschaft, aber auch Sport und Technik, nach wie vor eher von Männern dominiert? Seit Jahrhunderten werden Frauen als „schwächeres, verletzlicheres Geschlecht“ bezeichnet. Berühmte Forscher und Entwickler waren einst ausschließlich Männer. Zudem haben männliche Wissenschaftler haben lange Zeit ihre Studien und ihren Einfluss genutzt, um ihre eigene Einstellung zur geschlechtsspezifischen Ungleichheit zu verstärken. Aber das ändert sich gerade. Ein Großteil der männlich dominierten Wissenschaft, die Frauen früher als „schwächeres Geschlecht“ bezeichnete, war fehlerhaft oder voreingenommen. Während Männer oft über größere, körperliche Stärke und einen Höhen- und Gewichtsvorteil verfügen, haben Frauen einen deutlichen Vorteil, wenn es um Resilienz, Ausdauer und langfristiges Überleben geht, belegen aktuelle Studien. Ob in der Raumfahrt, der Entwicklungshilfe, der Technik oder in der Politik, auf der ganzen Welt gewinnen Frauen an Einfluss und Macht. Sie haben die Mehrheit der Sitze im Unterhaus der ruandischen Legislative. Fast zwei Drittel der Kabinettsminister der spanischen Regierung sind Frauen. In Frankreich wurde eine schwarze, muslimische zur Bürgermeisterin gewählt. Und selbst in Saudi-Arabien wurde Frauen endlich das Autofahren erlaubt. Frauen als Polizeichefinnen, Schiffskapitäne und Bauleiterinnen? Dies gilt nach wie vor als „neuartiges Konzept“. Das größte Hindernis, das viele Frauen überwinden müssen, ist: die Erfahrung. Auch hier zeigen Studien, dass Männer häufig aufgrund ihres „Potenzials" eingestellt werden, während Frauen mit der gleichen Erfahrung als „unterqualifiziert“ gelten. „Das Geschlechtergleichgewicht ist wichtig, weil Frauen neue Perspektiven in die Bewältigung wissenschaftlicher und technischer Herausforderungen einbringen“, sagt Mary Sue Coleman, Biochemikerin und Präsidentin der „Association of American Universities“. Der Begriff „Frauenarbeit" hat sich über Jahrhunderte in das kollektive Verständnis der Gesellschaft eingeprägt, jedoch als einschränkend und stereotyp erwiesen. Kochen, Putzen, Pflegen, Gartenarbeit…, jene Tätigkeiten, von denen man annimmt, dass sie Frauen vorbehalten sind, stimmen nicht mit der Realität überein. Die Historikerin Lisa Unger Baskin hat die Arbeit von Frauen der vergangenen sieben Jahrhunderte erforscht. Ihr Ergebnis: Frauen haben nicht nur stets das familiäre und soziale Leben gemanagt, sondern sie schufteten oft auch in Berufen, die als „Männerarbeit" galten. „Ich bin sehr zuversichtlich, dass die neue Generation von Mädchen und Frauen viele Möglichkeiten hat, um die schwierigsten Probleme der Welt anzugehen - und diese auch zu lösen“, ist Maya Ajmera, Präsidentin & CEO der „Society for Science & the Public”, überzeugt. Worin liegen nun die wichtigsten Herausforderungen der heutigen Frauen? „Das Wichtigste für uns Frauen ist es, die Männer auf unsere Seite zu bringen“, sagt Christiane Amanpour, internationale Chefkorrespondentin von „CNN“ und renommierte Kriegsreporterin. „Es geht nicht darum, einfach nur zu tauschen, ob nun Männer oder Frauen die Dominanz haben. Es geht um Gleichberechtigung und gleiche Ausgangsbedingungen - und das können wir nur erreichen, wenn auch die Männer mitmachen, “ ist Christiane Amanpour überzeugt. „Die Veränderung ist nicht nur, wie Frauen von Männern angesehen werden, sondern wie Frauen sich selbst betrachten. Weißt du: es beginnt immer mit dir...“, sagt die renommierte Ozeanographin und Umweltschützerin, Sylvia Earle. „Die größte Hürde für mich als Frau, bin ich selbst“, sagt die ehemalige Premierministerin Neuseelands, Jacinda Ardern, die sich besonders für eine multilaterale Politik, für eine soziales Steuersystem und Klimaschutz engagierte. Ardern war – nach der Pakistanerin Benazir Bhutto – die zweite gewählte Regierungschefin eines Staates, die während ihrer Amtszeit ein Kind bekam. „Ich denke, dass viele Frauen viel härter zu sich selbst und ihren Fähigkeiten sind, als es in Wahrheit ist“, so Ardern. Frauen sollten sich auf Ihrem Weg nicht entmutigen lassen. „Höre auf dich selbst, vertraue deinem Bauchgefühl. Höre auf Menschen denen du vertraust. Lass dich von deinen Leidenschaften leiten - und lass dich nicht entmutigen", gibt auch die erfolgreiche US-Fußballerin Alexandra Morgan allen Frauen mit auf den Weg. Die Zukunft ist besser weiblich! Im Sinne der Menschlichkeit und Menschheit… ![]() Web-Tipps: www.nationalgeographic.com/culture/article/why-the-future-should-be-female-feature www.nationalgeographic.com/science/article/girls-in-science-feature Fotos: Pexels (Titel: Polina Kovaleva), Unsplash, Verbund Mission V-Male, Nat Geo
Quelle: National Geographic Text: Helmut Wolf Wiederbefüllbare Pizzaboxen? Sushi im hochwertigen Mehrweggeschirr? Plattformen wie „Skoonu“ oder „Vytal“ haben innovative Systeme entwickelt, die den umweltfreundlichen To-Go-Genuss nichts im Wege stehen lassen. Eine Reportage! Man kennt das. Es ist Mittagszeit. Zeit für die Essensbestellung - beim Italiener, beim Asiaten, beim heimischen Gastronomen des Vertrauens… Gemeinsam mit Kollegen wird bestellt, gut gegessen und am Ende - bleibt haufenweise Plastikgeschirr im Müll zurück. Das gleiche Szenario findet häufig auch am Abend mit Familie oder Freunden statt… Burger, Schnitzel, Sushi, Cappuccino to go… Ein paar Daten verdeutlichen, wie unser tägliches Essverhalten Umwelt- und Ressourcenverbrauch beeinflussen: Rund 1,9 Mio. To-Go-Verpackungen werden pro Tag österreichweit verwendet. Rund 800.000 Coffee-to-go-Becher wandern pro Tag über den Ladentisch - um nur wenige Minuten nach Gebrauch wieder im Müll zu landen. Laut einer Studie des Umweltbundesamtes produziert jeder österreichische Haushalt im Jahresschnitt 7,4 Kg Abfall aus Einweggeschirr. „Als Familie haben wir öfter Sushi bestellt“, sagt die engagierte Mutter und Skoonu-Geschäftsführerin Isabelle Maria Weigand (Foto). „Doch nach dem Verspeisen landetet unglaublich viel Plastikgeschirr im Müll. Das war der einschneidende Moment! Plötzlich hatte ich das Bedürfnis, mir eine Mehrweggeschirr-Lösung für die Zustellgastronomie auszudenken...", so ihr Grundansatz, der schließlich zur Gründung des innovativen Geschirr-Leihsystems im Jahr 2019 führte Wie funktioniert das Skoonu-System? Bei der Bestellung beim Gastro-Partner - via App, Essens-Lieferdienst oder Telefon - werden die gewünschten Speisen in wiederverwendbare Behälter aus Edelstahl befüllt und geliefert. Anschließend kann das Geschirr bei einer Sammelstelle - oder im teilnehmenden Lokal - innerhalb von 21 Tagen abgeben werden. In der App können entsprechende Partnerlokale in der Umgebung angezeigt werden. Wiederbefüllbare Bowl- und Pizzaboxen… Der Radius umweltfreundlicher Gastro-Partner von Skoonu wächst stetig heran und umfasst neben Wien mittlerweile auch Städte wie Graz, Vöcklabruck und Traun. Aber auch andere umweltfreundliche Take-Away-Anbieter sind in den Markt eingestiegen. Beispielsweise die deutsche Plattform „Vytal“, die unter anderem auch wiederbefüllbare Bowl- und Pizzaboxen anbietet. Mit dem ersten Mehrweg-Pfand-System für To-Go-Heißgetränke in Österreich hat sich „MyCoffeeCup“ etabliert. Mit „nachhaltigen Einsatz“ für eine bessere Welt. Wenn schon Sushi-, Bowl-, Pasta- oder Coffee-to go, dann mit „nachhaltigen Einsatz“. „Take-away for one more time“… ![]() Web-Tipps: www.vytal.org www.skoonu.com www.mycoffeecup.at Quelle: Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) Fotos: Unsplash, Skoonu/Instagram, Vytal (Titel) Text: Helmut Wolf „Nur mit Jugend und Frauen können wir die Krisen meistern“ Franz Fischler, Präsident am Institut für Höhere Studien (IHS), Wien Foto: Tamara Bellis / Unsplash Mit Computerspielen Umweltbewusstsein schaffen? Mit der Plattform „Internet of Elephants“ hat IT-Experte Gautam Shah schon einige erfolgreiche Spiele auf den Markt gebracht. Kooperationen mit Sport-, Spiele- und Naturschutzorganisationen versprechen großes Zukunftspotenzial der Bewusstseinsbildung... Mit Wildtieren am Smartphone um die Wette laufen? Den Spuren von Affen und Elefanten durch den Dschungel beim Gaming folgen - und dabei den Schutz von Umwelt und Biodiversität fördern und verbreiten? Smartphone und Natur(-schutz). Zocken und Umweltbewusstsein. Was nach unüberbrückbaren Lebenswelten klingt, ist genau jener Ansatz den Gautam Shah seit 2016 verfolgt: Nämlich die Menschen dort „abzuholen“, wo sie heute einen Großteil ihrer Zeit verbringen. Apps, Games und Social Media sind Teil unseres Alltags geworden. Rund 2,1 Milliarden (junge) Menschen weltweit spielen heute Online Games. Tendenz steigend. Natur und Wildnis sind da zwar scheinbar in weite Ferne gerückt. Doch Shah ist überzeugt davon: Viele Menschen lieben Natur und Tiere. Doch in ihrer Lebensrealität haben sie keinen Platz mehr. Sei es durch ihren Wohnort in den Städten (jeder zweite Mensch lebt heute in der Stadt). Sei es durch ihren durchgetakteten Schul- und Arbeitsalltag. ![]() Mit der Plattform „Internet of Elephants“ (IoE) möchte „National Geographic-Explorer“ Gautama Shah (Foto) die Menschen genau auf jenen digitalen Kanälen erreichen, wo sie sich zu einem großen Teil ihrer Zeit bewegen. Auf IoE wird Naturforschung mit modernen, digitalen Elementen und Gaming verknüpft, mitsamt anregenden, visuellen Geschichten über Wildnis und atemberaubenden Naturräumen, basierend auf realen Forschungsdaten, die mit den Spielen zu neuem Leben erweckt werden… Im Spiel „Unseen Empire“ beispielsweise schlupft der User in die Rolle von Naturforschern. Man bewegt sich im Dschungel und platziert Kameras, um Wildtierkatzen, Langurenaffen und Stachelschweine zu beobachten. Spiel und Bilder basieren auf einem tatsächlichen, über zehn Jahre existierenden Forschungsprojekt in Südostasien. Es ging darum den Lebensraum des „Nebelparders“, einer seltenen Großkatzen-Art, zu erforschen. 5 Millionen Bilder wurden gemacht und viele neue Arten und Erkenntnisse gewonnen. Faszinierende Bilder, die zuvor in der öffentlichen Wahrnehmung wenig, mit dem jedoch wieder mehr Aufmerksamkeit bekamen. „Wildeverse“ wiederum funktioniert ähnlich wie das erfolgreiche „Augmented Reality“-Spiel „Pokemon Go“. Man installiert die App am Smartphone, aktiviert die Kamera und sieht plötzlich auf der Straße und rund um das Haus dreidimensionale Urwaldbäume wachsen… Auch Wildeverse basiert auf Tieren, die (noch) heute in freier Wildbahn leben. Alle Charaktere sind real, ebenso sind die Handlungsabläufe authentisch. Was auf dem „Spiel" steht, ist die Zukunft unserer natürlichen Welt… Auch auf „Mitmach-Kampagnen“ setzt IoE. Bei der jährlichen Laufchallenge „Run Wild“ arbeitet die Organisation beispielsweise mit der adidas-App Runtastic zusammen. Dabei können User - je nach Fitness-Level - mit Tiger, Elefanten oder Gürteltieren um die Wette laufen. Auch in bestehende Spiele und virtuelle Räume und Metaversen platziert man Wildtiere, um für Umweltbewusstsein zu sorgen. In den Games gibt es immer wieder Hinweise auf Hilfsorganisationen, die theoretisch auch mit Geldspenden unterstützt werden können. „Wenn es gelingt die Tierwelt in das tägliche Leben der Menschen zu bringen, könnte das vielleicht in einigen Jahren ein neues Bewusstsein für Konsum, Politik und Umweltschutz schaffen“, ist der gebürtige US-Amerikaner Gautam Shah, der heute in Kenia lebt, überzeugt. Das sei die langfristige Idee. Kurzfristig gehe es darum, Umweltschutzorganisationen rasch bei Ihrem lebensnotwendigen Engagement zu helfen. Wildtierliebhaber, Gaming-Freaks und IT-Experten als gemeinsame Allianz für den Umweltschutz? Eine starke, kulturübergreifende Bewegung, die noch viel Potenzial besitzt. Zocken und die Welt retten? Let’s play! Web-Tipp:
www.internetofelephants.com Fotos: Internet of Elephants, Looloop Quellen: Ö1, National Geographic Text: Helmut Wolf „Das geht nicht" treibt mich an“, schmunzelt Kati Ernst. Als sie gemeinsam mit ihrer Freundin Kristine Zeller im Jahr 2018 das Unternehmen "ooia" gründete, „hat in Deutschland noch kein Mensch gewusst, was „Periodenunterwäsche" ist“. Heute gelten die „ooias“ als beliebte Alternative zu Tampons und Binden.... „Viele Jahre haben wir uns über das Mama- und Frausein und das Arbeiten ausgetauscht“, erzählt Kati Ernst.„Wir haben über Work-Life-Balance und dem Sinn hinter dem Ganzen gesprochen. 2018 sind wir dann auf Periodenunterwäsche gestoßen und waren sofort fasziniert: In unserer eigenen Firma könnten wir gesellschaftlichen Wandel mit einer Arbeitskultur kombinieren, wie wir sie uns vorstellen!" „Periodenunterwäsche"? Die Anfangs teilweise „fiesen Kommentare“ auf Social Media zeigte auf, wie sehr die Periode gesellschaftlich noch als Tabu gilt. Es gab eine Menge "fieser Kommentare" und für Periodenunterwäsche gab es nicht einmal noch ein deutsches Wort. In der Zwischenzeit aber konnten die beiden nicht nur den Begriff in Deutschland, sondern weit über die Grenzen hin etablieren. Inzwischen zählt man mehr als 100.000 Kundinnen. „Wir wollen gesellschaftliche Veränderung". Kristine Zeller und Kati Ernst kennen sich schon über ein Jahrzehnt und haben schon viel zusammen erlebt. Mit ihrer eigenen Firma und Philosophie konnten sie den gesellschaftlichen Wandel mit einer Arbeitskultur kombinieren, so wie es für sie richtig erscheint. „Kristine und ich folgen ganz klaren Überzeugungen, die für uns in unseren Entscheidungen die Richtung vorgeben“, sagt Ernst. „Gleichzeitig hinterfragen wir den Status Quo, wollen gesellschaftliche Veränderung und dabei immer dazu lernen“. „Wir finden, dass die Welt und die Gesellschaft vor so einer großen Herausforderung stehen, dass es in der Verantwortung jedes Unternehmens liegt, nicht nur für Profitstreben einzusetzen, sondern auch gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen“, unterstreicht Kati Ernst. Und wenn dann eine Kundin schreibt, dass sie dank ihrer ooia endlich wieder durchschlafen konnte oder weniger Schmerzen hat, dann sei das für sie die größte Bestätigung und Motivation. „Es gehe nicht nur darum, frauenspezifische Produkte zu entwickeln und anzubieten. Es geht auch darum Denkweisen zu verändern und Frauen zu ermutigen über sich selbst hinauswachsen und ihre eigenen Entscheidungen zu treffen", so Ernst. „Genau das ist unsere Mission mit ooia!“. „Und wenn Probleme oder schwierige Herausforderungen auftauchen, dann atmen wir tief durch und erinnern uns daran, wofür wir mit ooia angetreten sind...“.
Web-Tipp: www.ooia.de Interview & Text: Helmut Wolf Der Text ist auch in der „Freude“-Ausgabe 18 von Sonnentor erschienen. Ein Smartphone dass die Welt verändert? Eva Gouwens, Geschäftsführerin von „Fairphone“, ist überzeugt davon. Auch als kleiner Player am Weltmarkt konnte bereits Großes erreicht und bewegt werden, wie sie im nachfolgenden Interview erzählt... „Bei Fairphone lernte ich den Begriff „strategisch naiv“ anzuwenden“, erzählt Eva Gouwens. Als Geschäftsführerin des in den Niederlanden beheimateten Sozialunternehmens „Fairphone“ habe sie gelernt Entscheidungen „anders“ zu treffen als sie gemeinhin in der Wirtschaft und Elektronikindustrie getroffen werden. Anders auch in dem Sinne, dass es gilt manchmal „naiv zu sein, nicht alles zu wissen, um damit einem Thema gegenüber aufgeschlossen zu sein“, so ihre Umschreibung. Einen gänzlich anderen Weg geht das „missionsgetriebenes Unternehmen“ Fairphone (Gouwens) schon seit dem Gründungsjahr 2013. Damals wurde eine Crowdfunding-Kampagne ins Leben gerufen mit dem Ziel 5.000 Unterstützer zur Realisierung des „ethischen Smartphones“ zu finden. Die Resonanz hat jede Erwartung übertroffen: Ohne dass „Fairphone 1“ überhaupt gesehen zu haben, haben 60.000 Menschen das Smartphone bestellt. „Wir haben die Attraktivität der Idee eines ethischen Mobiltelefons wirklich unterschätzt“, sagt Gouwens. Heute wisse sie, „dass wir dabei sind die Elektronikindustrie zu verändern. In eine Branche, wo Verantwortung für Mensch und Planet nunmehr selbstverständlicher Teil des Business wird“.
Gegen Apple & Co.? Was gibt ihr eigentlich die Kraft gegen Apple & Co. am Markt zu bestehen? Fairphone-CEO Eva Gouwens antwortet hier mit einer Parabel: „Wenn du denkst du bist zu klein, um etwas zu bewirken, dann versuche einmal, mit einer Mücke im Zimmer einzuschlafen". Diese Botschaft gebe ihr und ihrem Team stetig Kraft und den Glauben weiterzumachen... Web-Tipp: www.fairphone.com Text: Helmut Wolf Fotos: Fairphone Der Text ist auch in der „Freude“-Ausgabe 18 von Sonnentor erschienen. Minirampen aus buntem Lego? Barrierefreiheit schaffen mit gespendeten Legosteinen! 2017 hat Caroline Mühlheims das Projekt „100 Lego-Rampen für Köln" ins Leben gerufen – mit Erfolg. Mittlerweile finden sich Nachahmer-Projekte wie die „Lego-Oma“ und andere Initiativen auf der ganzen Welt... Wer in der Stadt unterwegs ist denkt zunächst vermutlich nur selten über Randsteine am Straßenrand oder kleine Stufen an Geschäftseingängen nach. Doch gerade Menschen im Rollstuhl sehen sich an diesen Stellen immer wieder vor schwer zu bewältigende Probleme gestellt. Diese scheinbar „niedrigen Barrieren“ stellen für Rollstuhlfahrerinnen oftmals unbequeme bis unüberwindbare Hindernisse dar. Für Caroline Mühlheims war dies der Anlass für eine einfache, wie bunte und geniale Idee... „Es wäre so einfach Hürden abzubauen, indem man überflüssige Hindernisse weglässt. Nur durch Barrierefreiheit können wir Inklusion erreichen“, sagt die 24jährige Caroline Mühlheims. Seit ihrer Kindheit ist sie auf einen Rollstuhl angewiesen. Und immer wieder musste sie sich über Stufen ärgern, sowohl in öffentlichen wie auch privaten Gebäuden. Eines Tages stieß sie auf den Moderator und Aktivist für Inklusion Raul Krauthausen, der für sich selbst eine Legorampe gebaut und dazu ein kurzes Video gedreht hatte... Begeistert von der Idee der „Legorampen“ suchte Mühlheims Kooperationspartner und fand diese im Verein „Junge Stadt Köln“. Sie gründete eine Aktionsgruppe zum Bau der Minirampen, die seit mittlerweile vier Jahren aktiv ist. Die Initiative stellt die Rampen aus gespendeten Legosteinen Geschäftsleuten kostenlos zur Verfügung. Die Geschäftsinhaber legen die „schrägen Flächen“ dann bei Bedarf vor den Shop bzw. vor die Stufe. Als Unterlage wird eine rutschfeste Gummimatte verwendet, die auch kleine Unebenheiten der Straße ausgleicht. Im Schaufenster hängt dann ein Hinweisschild, dass eine „Legorampe vorhanden“ ist. In der Zwischenzeit sind in ganz Deutschland und weltweit Initiativen zum Bau von Legorampen entstanden. Von Frankreich, Südafrika, Brasilien bis den USA und Australien gibt es Anfragen zu Bauanleitungen und Ideen rund um das „bunte Barrierefrei-Projekt“. In Deutschland hat sich besonders auch Rita Ebel alias die „Lego-Oma“ einen guten Namen gemacht. Die 63jährige, die seit einem Unfall einen Rollstuhl benutzt, ist ebenfalls auf „Lego-Funde“ auf Dachböden und Kellern angewiesen und hat bereits rund 50 Modelle rund um ihre Heimatstadt Hanau zusammengeklebt. Instagram-Account „Lego-Oma“. „Ich komme jetzt vor allem besser zu schlecht zugänglichen Altbauten“, freut sich Rita Ebel. Bei ihr sind die Lego-Rampen zu einem Generationenprojekt geworden. Tochter und Enkelkind organisieren dabei den Instagram-Account „Lego-Oma“. Für die „Blockkonstruktion“ werden, wie auch bei Caroline Mühlheims, gebrauchte Legosteine verwendet. Und die liegen ja zuhauf in vielen Haushalten oftmals in irgendwelchen Kisten und sind nicht mehr in Gebrauch... Mit Legosteinen Barrieren abbauen! Ein wunderbares Projekt, das aufzeigt, wie einfach und rasch sich weitreichende Lösungen umsetzen lassen. Mehr Lego-Rampen braucht die Welt! ![]() Web-Tipps: https://jungestadtkoeln.de/projekte/lego-rampen ((inkl. Bauanleitung für die Lego-Rampe) www.instagram.com/die_lego_oma/ Quelle: National Geographic Fotos: Junge Stadt Köln, Facebook, Lego-Oma Text: Helmut Wolf Unsere Immunität als Schlüssel gegen Corona? COVID-19 bald als gewöhnliche Erkältung? Warum stetiges Impfen gemeinsam mit dem menschlichen Immunsystem einen starken Schutz gegen Erreger und Krankheiten aufbauen werden, skizzieren Wissenschaftler auf der ganzen Welt... „Das Virus ist gewissermaßen sein eigener Feind. Jedes Mal, wenn es uns infiziert, stärkt es unsere Immunität“, sagt Marc Veldhoen, Immunologe an der portugiesischen Universität Lissabon. Einer der wesentlichen Faktoren, die die Zukunft von COVID-19 bestimmen, ist also: unsere Immunität gegen die Krankheit. „Wir werden damit leben müssen, uns ständig impfen lassen müssen, und durchgängig ein sehr ausgeklügeltes molekulares Überwachungsprogramm pflegen müssen, um zu beobachten, wie sich das Virus weiterentwickelt“, zeigt sich auch Roy Anderson, Epidemiologe für Infektionskrankheiten am Imperial College London, überzeugt. Maßnahmen, die unerlässlich sind, um die Pandemiephase zu beenden... Unser Immunsystem als Schutz gegen Krankheit? Auch gegen SARS-CoV-2? Ja, schreibt Wissenschaftsjournalist Michael Greshko in der Zeitschrift „National Geographic“. Das menschliche Immunsystem kann einen mehr oder weniger starken Teilschutz gegen einen Erreger aufbauen, der eine schwere Erkrankung verhindern kann, ohne zwingend eine Infektion oder Übertragung zu verhindern. Aber, so Greshko, das ist nicht einfach binär, wie ein Lichtschalter. Oder anders gesagt: Man ist nicht einfach immun oder nicht immun. Stattdessen entwickelt sich Immunität eher wie ein Dimmschalter - langsam und stetig, und dabei steigert sich die Immunabwehrkraft... Generell ist dieser „partielle Schutzeffekt“ einer der Gründe, warum die vier bekannten endemischen, humanen Coronaviren – also jene, die eine gewöhnliche Erkältung verursachen – so milde Symptome haben, sagt Greshko. Eine Studie aus dem Jahr 2013, die auf der Forschungsplattform „BMC Infectious Diseases“ veröffentlicht wurde, zeigt, dass Menschen im Durchschnitt im Alter von drei bis fünf Jahren zum ersten Mal mit allen vier Coronaviren in Berührung kommen. Sie sind Teil der ersten Infektionswelle, die kleine Kinder erleben. Diese ersten Infektionen legen den Grundstein für die zukünftige Immunreaktion des Körpers. Der Übergang von der Pandemie zur leichten Erkrankung hängt jedoch davon ab, wie gut die Immunantwort auf SARS-CoV-2 im Laufe der Zeit anhält. Forscher untersuchen bereits aktiv das „immunologische Gedächtnis“ des Körpers gegenüber dem Virus. Eine Studie, die Anfang des Jahres in der renommierten Zeitschrift „Science“ veröffentlicht wurde, beobachtete die Immunreaktion von 188 COVID-19-Patienten fünf bis acht Monate nach der Infektion: Obwohl es individuelle Unterschiede gab, hatten etwa 95 Prozent der Patienten ein messbares Maß an Immunität. „Die Immunität lässt nach, aber sie verschwindet definitiv nicht. Und ich denke, das ist der Schlüssel”, sagt Jennie Lavine, Postdoktorandin an der „Emory University“ in Atlanta, eine der führenden forschungsintensiven Universitäten in den USA. Je nachdem, wie die Evolution des Virus voranschreitet, könnten Linien von SARS-CoV-2 entstehen, die so unterschiedlich sind, dass Impfstoffe auf bestimmte Regionen zugeschnitten werden müssen, erklärt Roy Anderson. Um sich in Zukunft erfolgreich gegen SARS-CoV-2 schützen zu können, brauchen wir ein globales Überwachungsnetzwerk, so Anderson – ähnlich den weltweiten Referenzlabors, die Grippevarianten sammeln, sequenzieren und untersuchen. „Meine Vermutung ist, dass sich genug Leute infizieren und genug Leute den Impfstoff bekommen werden, um die Übertragung von Mensch-zu-Mensch zu reduzieren“, sagt Paul Duprex. Er ist der Direktor des Zentrums für Impfstoffforschung der University of Pittsburgh. „Es wird zwar Gruppen von Menschen geben, die die Impfstoffe nicht nehmen, und es wird lokale Ausbrüche geben, aber es wird zu einem der ‚normalen‘ Coronaviren werden.“ Die Entwicklung von SARS-CoV-2 nach der Pandemie, wird von drei Hauptfaktoren abhängen, analysiert Autor Greshko: 1. Wie lange die Menschen immun gegen das Virus bleiben. 2. Wie schnell sich das Virus weiterentwickelt, und 3. wie weiträumig die Immunität älterer Bevölkerungsgruppen während der Pandemie hergestellt werden kann. „Die Menschen müssen begreifen, dass dieses Virus nicht verschwinden wird. Es ist nichts, das sich einfach in Luft auflöst“, sagt Epidemiologe Anderson. „Aber dank moderner Medizin und Impfstoffen, werden wir in der Lage sein, es in den Griff zu bekommen.“ Wenn es etwas gibt, dass die Menschheit immer wieder aus den großen Krisen der neuesten Geschichte heraus entwickelt hat, dann sind es Lösungen auf große Herausforderungen zu finden! Das wird uns auch jetzt wieder gelingen... Quelle: National Geographic
Fotos: Cleyton Ewerton (Titel), Anna Shvets, Skylar Kang / Pexels; Lasma Artmane, United Nations, Mika Baumeister, Thomas Park / Unsplash Text: Helmut Wolf |
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