Unsere Immunität als Schlüssel gegen Corona? COVID-19 bald als gewöhnliche Erkältung? Warum stetiges Impfen gemeinsam mit dem menschlichen Immunsystem einen starken Schutz gegen Erreger und Krankheiten aufbauen werden, skizzieren Wissenschaftler auf der ganzen Welt... „Das Virus ist gewissermaßen sein eigener Feind. Jedes Mal, wenn es uns infiziert, stärkt es unsere Immunität“, sagt Marc Veldhoen, Immunologe an der portugiesischen Universität Lissabon. Einer der wesentlichen Faktoren, die die Zukunft von COVID-19 bestimmen, ist also: unsere Immunität gegen die Krankheit. „Wir werden damit leben müssen, uns ständig impfen lassen müssen, und durchgängig ein sehr ausgeklügeltes molekulares Überwachungsprogramm pflegen müssen, um zu beobachten, wie sich das Virus weiterentwickelt“, zeigt sich auch Roy Anderson, Epidemiologe für Infektionskrankheiten am Imperial College London, überzeugt. Maßnahmen, die unerlässlich sind, um die Pandemiephase zu beenden... Unser Immunsystem als Schutz gegen Krankheit? Auch gegen SARS-CoV-2? Ja, schreibt Wissenschaftsjournalist Michael Greshko in der Zeitschrift „National Geographic“. Das menschliche Immunsystem kann einen mehr oder weniger starken Teilschutz gegen einen Erreger aufbauen, der eine schwere Erkrankung verhindern kann, ohne zwingend eine Infektion oder Übertragung zu verhindern. Aber, so Greshko, das ist nicht einfach binär, wie ein Lichtschalter. Oder anders gesagt: Man ist nicht einfach immun oder nicht immun. Stattdessen entwickelt sich Immunität eher wie ein Dimmschalter - langsam und stetig, und dabei steigert sich die Immunabwehrkraft... Generell ist dieser „partielle Schutzeffekt“ einer der Gründe, warum die vier bekannten endemischen, humanen Coronaviren – also jene, die eine gewöhnliche Erkältung verursachen – so milde Symptome haben, sagt Greshko. Eine Studie aus dem Jahr 2013, die auf der Forschungsplattform „BMC Infectious Diseases“ veröffentlicht wurde, zeigt, dass Menschen im Durchschnitt im Alter von drei bis fünf Jahren zum ersten Mal mit allen vier Coronaviren in Berührung kommen. Sie sind Teil der ersten Infektionswelle, die kleine Kinder erleben. Diese ersten Infektionen legen den Grundstein für die zukünftige Immunreaktion des Körpers. Der Übergang von der Pandemie zur leichten Erkrankung hängt jedoch davon ab, wie gut die Immunantwort auf SARS-CoV-2 im Laufe der Zeit anhält. Forscher untersuchen bereits aktiv das „immunologische Gedächtnis“ des Körpers gegenüber dem Virus. Eine Studie, die Anfang des Jahres in der renommierten Zeitschrift „Science“ veröffentlicht wurde, beobachtete die Immunreaktion von 188 COVID-19-Patienten fünf bis acht Monate nach der Infektion: Obwohl es individuelle Unterschiede gab, hatten etwa 95 Prozent der Patienten ein messbares Maß an Immunität. „Die Immunität lässt nach, aber sie verschwindet definitiv nicht. Und ich denke, das ist der Schlüssel”, sagt Jennie Lavine, Postdoktorandin an der „Emory University“ in Atlanta, eine der führenden forschungsintensiven Universitäten in den USA. Je nachdem, wie die Evolution des Virus voranschreitet, könnten Linien von SARS-CoV-2 entstehen, die so unterschiedlich sind, dass Impfstoffe auf bestimmte Regionen zugeschnitten werden müssen, erklärt Roy Anderson. Um sich in Zukunft erfolgreich gegen SARS-CoV-2 schützen zu können, brauchen wir ein globales Überwachungsnetzwerk, so Anderson – ähnlich den weltweiten Referenzlabors, die Grippevarianten sammeln, sequenzieren und untersuchen. „Meine Vermutung ist, dass sich genug Leute infizieren und genug Leute den Impfstoff bekommen werden, um die Übertragung von Mensch-zu-Mensch zu reduzieren“, sagt Paul Duprex. Er ist der Direktor des Zentrums für Impfstoffforschung der University of Pittsburgh. „Es wird zwar Gruppen von Menschen geben, die die Impfstoffe nicht nehmen, und es wird lokale Ausbrüche geben, aber es wird zu einem der ‚normalen‘ Coronaviren werden.“ Die Entwicklung von SARS-CoV-2 nach der Pandemie, wird von drei Hauptfaktoren abhängen, analysiert Autor Greshko: 1. Wie lange die Menschen immun gegen das Virus bleiben. 2. Wie schnell sich das Virus weiterentwickelt, und 3. wie weiträumig die Immunität älterer Bevölkerungsgruppen während der Pandemie hergestellt werden kann. „Die Menschen müssen begreifen, dass dieses Virus nicht verschwinden wird. Es ist nichts, das sich einfach in Luft auflöst“, sagt Epidemiologe Anderson. „Aber dank moderner Medizin und Impfstoffen, werden wir in der Lage sein, es in den Griff zu bekommen.“ Wenn es etwas gibt, dass die Menschheit immer wieder aus den großen Krisen der neuesten Geschichte heraus entwickelt hat, dann sind es Lösungen auf große Herausforderungen zu finden! Das wird uns auch jetzt wieder gelingen... Quelle: National Geographic
Fotos: Cleyton Ewerton (Titel), Anna Shvets, Skylar Kang / Pexels; Lasma Artmane, United Nations, Mika Baumeister, Thomas Park / Unsplash Text: Helmut Wolf
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Kein Müll? Zero Waste. Recycling, DIY und unverpackte Lebensmittel sind vielen schon ein Begriff. Aber: wie weit kann Zero Waste gehen? Und welchen Einfluss haben die Corona-Krise und damit zusammenhängende Vorsichtsmaßnahmen auf unsere Müllproduktion? Lorraine Wenzel von „Zero Waste Austria“ im Interview... “Zero Waste is a philosophy, a strategy and a set of practical tools seeking to eliminate waste, not manage it." Definition von „Zero Waste Europe“ Einige Initiativen zur Müllvermeidung haben es bereits relativ weit geschafft. In Supermärkten wird mit unverpackten Lebensmitteln geworben, Recycling ist allgegenwärtig und Selbstversorgung wieder salonfähig. Sind hier tatsächlich auch Fortschritte auf Nachhaltigkeitsebene sichtbar, oder werden solche Slogans einfach gerne von Handel und Industrie verwendet, um ihre Produkte besser zu vermarkten? Sowohl als auch. Gerade mit der Bewegung „Fridays for Future“ und Greta Thunberg ist das Bewusstsein für Nachhaltigkeit ganz allgemein nicht nur bei Privatpersonen, sondern auch in Unternehmen gestiegen. Gleichzeitig ist Nachhaltigkeit auch ein Trend. Dementsprechend springen Industrie und Handel natürlich auf den Zug auf und vermarkten Produkte als nachhaltig, die zum Teil eben nicht nachhaltig sind. Ihr bietet unzählige Workshops zum Thema Zero Waste an: In Schulen und Kindergärten, aber auch für Unternehmen. Ideen zur Umsetzung von nachhaltigen Alternativen gibt es wie Sand am Meer, trotzdem siegt oft der Griff zu altbewährten Produkten. Wie können Bequemlichkeit, Kosten- und Zeitfragen überwunden werden? Mit Bewusstseinsbildung und Zeit. Wenn mir klar ist, wirklich klar ist, was ich mit meinen eigenen (Konsum-)Entscheidungen anrichte, werde ich über kurz oder lang Dinge ändern - und nachhaltiger agieren. Das gilt für Privatpersonen und Unternehmen gleichermaßen. Dazu zählt aber auch das Bewusstsein, wie ich etwas ändern kann. Wenn klar wird, dass alles gar nicht so kompliziert ist, ist auch der Schritt in die richtige Richtung nicht mehr so schwer. Gleichzeitig braucht man Zeit und die muss man sich auch geben. Jede Veränderung ist auch immer eine Veränderung von Gewohnheiten und die müssen sich nach und nach etablieren. Durch die Corona-Krise wird wieder mehr Augenmerk auf Hygiene gelegt. Wegwerfprodukte wie Masken, Einmalhandschuhe oder Hygienetücher stellen im Namen der Sicherheit jeden Nachhaltigkeitsgedanken in den Schatten. Wie beeinflusst die Krise unsere Einstellung zur Müllvermeidung? Negativ tatsächlich. Gerade zu Beginn der Krise hat man gemerkt, dass bei den Menschen die Nachhaltigkeit in den Hintergrund gedrängt wurde. Es ging darum, möglichst viel Toilettenpapier und Lebensmittel zu horten, ohne darüber nachzudenken, ob man denn nun wirklich so viel braucht. Gerade das „Brauche ich das wirklich?” ist aber eine der Kernfragen der Zero Waste-Bewegung. Bei Hygieneprodukten spielt Angst natürlich eine große Rolle, was auch absolut verständlich ist. Mittlerweile leben wir aber mit der Krise und auch bei diesen Dingen gibt es nachhaltige Alternativen, wie waschbare Masken oder ökologisches Desinfektionsmittel in großen Verpackungen. Auch selbernähen ist eine gute Option. Jetzt heißt es: Bitte wieder nachdenken und sich nicht nur von der Angst leiten lassen. Was würdet ihr jemandem raten, der sich für Müllvermeidung engagieren möchte – wo gibt es momentan am dringendsten Handlungsbedarf? Was kann jeder Einzelne auf individueller Ebene tun? In Österreich ist es auf jeden Fall die Pfandthematik und nach wie vor ganz simpel die Mülltrennung. Beim Pfand gibt es viele Petitionen und Kampagnen bei den großen Organisationen wie Greenpeace oder Global2000. Wobei wir uns klar hinter der Mehrwegpfand-Forderung positionieren. Auch die Mülltrennung ist immer noch ein Thema. Bei uns landen viel zu viele wertvolle Ressourcen im Restmüll und werden somit einfach verbrannt. Wenn man starten will, sollte man sich immer die Frage stellen: Brauche ich das wirklich? Und gibt es das Produkt vielleicht unverpackt oder mit Pfand? Am einfachsten ist es übrigens immer im Badezimmer, weil man hier recht leicht nach und nach verbrauchte Produkte mit nachhaltigen Alternativen ersetzen kann. Und wie sieht das Ganze auf Unternehmensebene aus? Was kann hier getan werden, ohne sich im Mehraufwand zu verlieren? Ganz generell: Die großen Hebel in Bewegung setzen: Energie und Mobilität zählen dazu, denn auch das gehört zur Zero Waste-Bewegung. Also zu einem Ökostrom-Anbieter wechseln und einen Anreiz für Mitarbeiter schaffen, um öffentlich oder mit dem Rad zur Arbeit zu fahren. Wenn es um Müllvermeidung geht, sind schon kleine Schritte entscheidend: Nicht mehr alles ausdrucken, nicht mehr benötigte Papiere oder alte Briefumschläge als Notizzettel nutzen, die Kapsel-Kaffeemaschine mit einer French Press oder einem Vollautomaten... Vielen Dank für das Gespräch! Web-Tipp: www.zerowasteaustria.at Fotos: Pexels, Zero Waste Interview: Sarah Langoth Sozialer Wandel? Wirtschaftlicher Wandel? Wertewandel? Vieles ändert sich derzeit. Der ideale Zeitpunkt, um mit neuen Lösungen eine nachhaltige Zukunft einzuleiten. Was es dazu braucht, ist: Optimismus und Mut! „Die Zukunft ist weit offen. Sie hängt von uns ab; von uns allen. Sie hängt davon ab, was wir und viele andere Menschen tun und tun werden; heute und morgen und übermorgen…“ Sir Karl Popper, österreichisch-britischer Wissenschaftstheoretiker und Philosoph „Müssten wir die eine Entwicklung benennen, die uns während der Pandemie besonders hoffen ließ, es wäre das Zusammenrücken der Menschen auf so vielen Ebenen“, schreibt Autor Christoph Wöhrle in einem Essay für „National Geographic“. Hoffnung von Virologen und Wissenschaftlern. Hoffnung von Experten auf gute Nachrichten im Kampf gegen die Pandemie. Hoffnung auf jene Wissenschaftler, die unter Hochdruck das Virus erforschten, und die uns am Ende - in Rekordgeschwindigkeit - die wahrscheinlich wichtigste, hoffnungsvollste Botschaft überbringen konnten: Ein Impfstoff gegen den weltweit grassierenden Covid-19-Virus, der uns ein „neues Normal“ ermöglichen sollte… Was uns Corona zeigt, ist besonders ein Aspekt: Das soziale (und wirtschaftliche) Gefüge ist zerbrechlicher als wir es gedacht haben: Eingeschliffene Routinen, in Arbeit, Bildung und Familienleben, haben sich seltsam verändert. Alltägliche Gewohnheiten wurden über den Haufen geworfen. Strukturelle Ungleichheiten werden sichtbar, vermeintliche Sicherheiten erweisen sich als fragile Gerüste. Was ist systemrelevante Arbeit? Warum verdienen Pfleger und Supermarktkassiererin so wenig, obwohl sie an vorderster Front stehen? Es zeigt sich, wie wichtig eine fairere, gerechtere Gesellschaft ist. Denn: „Im Kampf gegen ein Virus, ist die Menschheit nur so stark, wie ihr schwächstes Kettenglied“, bringt es US-Journalist Phillip Morris auf den Punkt. Was alle Menschen eint ist die Hoffnung - nach Zuversicht, Gesundheit und einem freudvollen, friedlichen Leben - mit Familie, Partner oder engen Freunden. Die Familie übernimmt nun den wichtigsten Part in unserem Leben. Die Familie wird zum Rückzugsort in einer unberechenbaren, turbulenten Welt. Mit großen menschlichen, finanziellen und sozialen Verlusten, öffnet das Virus den Blick auf all die engen Verflechtungen, die uns alle vernetzen. Ob amerikanischer Milliardär oder indischer Bettler, ob der Busfahrer, Skilehrer oder Bankangestellter. Alle und alles hängt miteinander zusammen. Und diejenigen, die lange unsichtbar geblieben sind, erweisen sich jetzt als unzertrennlich... Die jüngsten Konsequenzen, die aus Krisen, Massensterben und enormen sozialen Unruhen im vorigen Jahrhundert gezogen wurden, sind jedenfalls ermutigend. Auf die spanische Grippe und zwei Weltkriege mit Millionen Toten, folgten große Verbesserungen in Sachen Menschenrechte und sozialen Fortschritts: Nach dem 1. Weltkrieg wurde das Frauen-Wahlrecht eingeführt. Auch der Arbeitsmarkt wurde für Frauen in Europa geöffnet. Nach dem 2. Weltkrieg kam es zur Gründung der „Vereinten Nationen“ (UNO) als Menschenrechtsorganisation, die den Weltfrieden sichern sollte. Bis heute agiert die UNO bei globalen Konflikten als Schiedsrichter und setzt sich für soziale Rechte ein. Durch die unaufhaltsame Ausbreitung des Corona-Virus befinden wir uns wieder in einer schweren Krise, die ein weltweites Vorgehen erforderlich macht… ![]() „Die Mehrheit der Menschen besann sich darauf, dass sie einander brauchen und stützen müssen“, schreibt Journalist Christoph Wöhrle. Von Homeschooling, über Einkaufen für Ältere bis zum Zubettbringen der Kleinsten. Was ist wichtig im Leben? Worauf kommt es an? Gerade in Lockdown-Zeiten wurde uns bewusst: Man braucht gar nicht so viel- Familie, Freunde, Zusammenhalt, Gesundheit, die kleinen Freuden, der Ausflug in die nahe Umgebung, stehen vormals umweltzerstörerischen Hyperkonsum, dem „Klimakiller“ Fernreisen und dem Kauf ressourcenverschwendender Statussymbole gegenüber. Was vor der Pandemie als „Normal“ galt, wird hinterfragt. Dagegen ist das Bewusstsein für Nachhaltigkeit und Umweltschutz enorm angestiegen… Von einer regelrechten „Nachhaltigkeitsrevolution“ spricht das „World Economic Forum WEF“ (Weltwirtschaftsforum). In den vergangenen 5 Jahren haben sich die Investitionen in Nachhaltigkeitsprodukte und -dienstleistungen um 1.000 %(!) erhöht! „Covid-19 hat ein Gefühl der Dringlichkeit für Unternehmen geschaffen, ihre Nachhaltigkeitsnachweise weiter zu verbessern“, so das WEF. Und diese Neuausrichtung fällt auf fruchtbaren Boden: 73 % der globalen Verbraucher sagen, laut einer Nielsen-Studie, dass sie ihre „Konsumgewohnheiten definitiv oder wahrscheinlich“ ändern würden, um ihre Auswirkungen auf die Umwelt zu reduzieren. Wer sich aktuelle Kampagnen globaler Konzerne, wie Coca Cola, Burger King oder Produktbewerbungen von Konsumgüterriesen wie Unilever, Henkel und Nestle ansieht, sieht einen deutlich „grüneren und menschlicheren Anstrich“ als noch vor einem Jahr. Auch die Automobilindustrie, der Einzelhandel sowie der Energie-, Banken- und Immobiliensektor vollziehen gerade einen Schwenk in Richtung sozialer und ökologischer Unternehmenskultur. Kreislaufwirtschaft, effiziente Digitalisierung, Recyling, Upcycling und „Green- und Sharing Economy“ werden zu Innovationstreibern… ![]() Es gab Wildtiere auf Marktplätzen, klares Wasser in den Kanälen von Venedig, Megastädte atmeten nach Jahren gesundheitsschädlichen Smogs wieder auf, die Menschen sahen plötzlich die Berge ringsum und hörten Vogelgezwitscher. Weltweit engagierten sich Menschen gegen Rassismus und Sexismus. Staaten - nicht der freie Markt – verbesserten den Zugang zu Medizin, Essen, Bildung, Wasser... Der Ernst der Lage hat vielerorts einen Schulterschluss erzwungen - über alle politischen oder ideologischen Lager hinweg. Und auch wenn derzeit noch viel Hickhack zwischen Politikern herrscht und Extremisten in den Teichen der Unzufriedenen und Verunsicherten fischen, werden sich am Ende Pragmatismus und neue, nachhaltige Lösungen durchsetzen (müssen)… „Es wird eine Neugeburt des Optimismus geben in einer besseren Welt, als wir sie für möglich halten“, sagt die legendäre Ozeanografin und promovierte Meereskundlerin Sylvia Earle, 85. „Dass wir durch unser Handeln einen neuen Respekt vor der Natur entwickeln, die uns am Leben hält. Und füreinander“, so die Umweltschützerin. Denn wenn es eine Erkenntnis gibt, die bei den Menschen auf der Welt im Zuge der Pandemie herangereift ist, so ist es jene, dass wir unseren Planeten schützen müssen, um uns am Ende selbst zu schützen... „Das Einfordern von Wandel und der Einsatz für globale Gerechtigkeit, sind die größte Hoffnung für das Überleben der Menschheit“, sagt der Journalist Morris. Wir sitzen schließlich alle im gleichen Bus. „Habt mehr Mut zur Hoffnung!“ Web-Tipps: www.weforum.org www.Nationalgeographic.com Fotos: Allef Vinicius, Forest Simon, Tom Ezzatkhah, Omar Loppez - Unsplash; Anna Shvets – Pexels; Pixabay, This is a happiness Quellen: National Geographic, World Economic Forum Text: Helmut Wolf Nachhaltige Entwicklung in aller Munde. Einheitliche Ziele für diese Entwicklung wurden schon vor Jahren formuliert. Aber wie steht es eigentlich wirklich in Österreich auf dem Weg in die nachhaltige Zukunft? Thomas Alge, GF von „ÖKOBÜRO – Allianz der Umweltbewegung“ & SDG Watch Austria, im Interview... Sustainable Development Goals, kurz SDG´s, werden die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung genannt, die 2015 von allen Mitgliedsstaaten der vereinten Nationen in der Agenda 2030 verabschiedet wurden. Dabei wurden, mehr oder weniger klar, Schritte definiert, die auf ökologischer, sozialer und wirtschaftlicher Ebene eine nachhaltige Zukunft sichern sollen. Einige Zwischenziele hätten bereits 2020 erreicht werden sollen, die meisten sind mit 2030 datiert. Zeit für eine Zwischenbilanz – wo stehen wir eigentlich? Und wie hat die Corona-Krise diese Zielerreichung beeinflusst? Diese und andere Fragen hat uns Thomas Alge, Geschäftsführer von ÖKOBÜRO – Allianz der Umweltbewegung und SDG Watch Austria, im folgenden Interview beantwortet: Lieber Herr Alge, wo stehen wir in Österreich auf unserem Weg zur Erreichung der SDGs? Sind die Ziele bis 2030 realistisch erfüllbar? Ganz offen gesagt, ich gehe nicht davon aus, dass wir bis 2030 die Ziele erreichen. Es ist jedoch schon viel gelungen, wenn wir uns bis 2030 auf dem klaren Pfad zur Zielerreichung befinden. Bisher ist das nicht der Fall. Durch den ersten "Freiwilligen Nationalen Umsetzungsbericht" Österreichs an die Vereinten Nationen, der am 15. Juli dieses Jahres vorgelegt wurde, ist jetzt einmal eine erste Grundlage für die weitere Umsetzung geschaffen. Darin bekennt sich die Spitze der österreichischen Regierung erstmals explizit zur Agenda 2030 und auch zu Maßnahmen zur besseren strukturellen Verankerung des Umsetzungsprozesses. Wesentlich bei der Agenda 2030 ist, dass der Fokus nicht auf einem einzelnen SDG liegt, sondern die Ziele immer in Zusammenhang mit anderen Zielen der Agenda 2030 gesehen werden sollen. ![]() Wenn Österreich zu viele Ressourcen verbraucht, ist das nicht nur ein Problem in Österreich, sondern wirkt sich häufig auch auf die Gesundheit, soziale Ungleichheit oder Lebensgrundlagen in anderen Regionen der Welt, besonders im globalen Süden, aus. Jedenfalls gibt es auch nachdem für Österreich eher positiven Bericht der Bertelsmann Stiftung von 2019 insbesondere großen Handlungsbedarf im Klimaschutz oder in Bezug auf nachhaltiges Wirtschaften, doch auch bei den meisten anderen Zielen gilt es aufzuholen. Einige der Ziele hätten bereits bis 2020 erreicht werden sollen. Wie würden Sie hier den Stand der Dinge einschätzen? Konnten bereits einzelne Forderungen erfüllt werden? Es ist richtig, dass es Zwischenziele gibt, die hätten erreicht werden müssen. Das ist ein Auftrag, jetzt umso mehr zu tun. Die Trends sind unterschiedlich. So fallen wir bei der Klimapolitik immer weiter zurück. Durch die Corona-Krise werden tendenziell soziale und wirtschaftliche Ungleichzeiten verstärkt, da gibt es viel zu tun. Im Detail setzen sich die über 200 Mitgliedsorganisationen von SDG Watch Austria für die Umsetzung der einzelnen Ziele ein und können hier besser darstellen, wo die Defizite und Lösungskonzepte liegen. Aus Sicht von SDG Watch Austria ist es wesentlich, dass wir durch geeignete Strukturen und Prozesse einen politischen Rahmen für die effektive Umsetzung der Agenda 2030 schaffen. Dazu gehören beispielsweise ein systematischer, klarer Fahrplan der Regierung für die Umsetzung und die proaktive Einbindung des Parlaments, ebenso wie die Zusammenarbeit mit Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft. Die „Aktionstage Nachhaltigkeit“ heuer haben gezeigt, wie vielfältig Projekte in ihrem Beitrag zur nachhaltigen Zukunft sein können. Aber: machen individuelle Kleinprojekte hier den großen Unterschied? Oder steht und fällt unsere Zukunft mit politischen Top Down-Entscheidungen? Das ist keine Entweder/Oder-Frage. Es braucht beides. Ohne politische Entscheidungen und Strukturen bewegt sich wenig bzw. haben diese eben eine viel größere Hebelwirkung. Auf der anderen Seite zeigt das Engagement und die Innovationskraft von unterschiedlichsten Initiativen, besonders aus der Zivilgesellschaft, was alles möglich ist. Das erhöht wiederum den Druck und den Handlungsspielraum der Politik. Außerdem machen kleine Aktionen sichtbar, welche Partizipationsmöglichkeiten es für jeden Einzelnen gibt. Auch dürfen wir nicht vergessen, dass unsere Entscheidungen und Konsumweisen einen Einfluss auf die Lebensqualität von Menschen an anderen Orten der Welt haben können. Ein simples Beispiel hierfür ist etwa die Kleidungsindustrie, deren Produktionsmethoden verheerende Auswirkungen auf Umwelt, Klima, lokale Gesellschaft und die Einhaltung der Menschenrechte hat. Auch die (geplante) Kurzlebigkeit und eingeschränkte Reparaturmöglichkeit von Smartphones führt zu enormen Ressourcenproblemen und Menschenrechtsverletzungen in Abbauländern. Während politische Maßnahmen wie Lieferkettengesetze in diesem Kontext natürlich große Veränderungen herbeiführen könnten, tragen auch wir mit unseren Konsumentscheidungen dazu bei, dass sich Dinge ändern – wie an der derzeit steigenden Nachfrage nach fair und sozial produzierter Kleidung oder dem Aufstieg von Second-Hand-Plattformen sichtbar wird. ![]() Die Corona-Zeit hat uns alle vor neue Herausforderungen gestellt. Was hat sich dadurch für die Erreichung der SDGs verändert? Was können wir vielleicht aus der Krise lernen? Die Pandemie hat zahlreiche gesellschaftliche Herausforderungen zutage gebracht oder verstärkt: Angefangen beim Zugang zu sauberem Wasser und medizinischer Versorgung, über soziale und wirtschaftliche Ungleichheiten bis hin zu Umweltaspekten. Besonders verheerend waren und sind die Auswirkungen der Krise in jenen Ländern, in denen Arbeitnehmer-Schutz und soziale Absicherung fehlen und unzähligen Menschen die Lebensgrundlage entzogen wird. Die Erreichung der Ziele wurde damit zweifellos verlangsamt. Gleichzeitig zeigt sich dadurch einmal mehr, dass sozial faire, zirkuläre und klimaneutrale Wirtschaftsweisen dringend nötig sind. Darüber hinaus wurde deutlich, dass Maßnahmen gegen den Klimawandel, ein Vorgehen gegen Wildtierhandel und ein Schutz von Biodiversität und natürlichen Lebensräumen wesentliche Faktoren sind, um die Entstehung und Verbreitung von Pandemien zu verhindern.
Die Agenda 2030 und die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung bieten uns bereits den Rahmen, um genau diese Herausforderungen in Angriff zu nehmen. Gerade in Zeiten der Krise ist es nun zentral, vernetzt zu denken, die Weichen neu zu stellen und gezielt auf die Erreichung der SDGs hinzuarbeiten. Denn eine resilientere Welt bietet nicht nur eine erhöhte Lebensqualität für alle, sondern ist auch weniger anfällig für Krisen. Web-Tipps: www.sdgwatch.at/de https://sdgs.un.org Fotos: Unsplash, Pexels, Ispo, Patagonia, SDG Interview: Sarah Langoth Sie helfen autistischen Kindern, machen im Supermarkt Inventur und führen religiöse Zeremonien aus. Sie agieren als digitaler Hausarzt und Feldroboter bei der Ernte. Digitalisierung und Corona-Pandemie beschleunigen die Entwicklung von Robotern und künstlicher Intelligenz (KI). Welche Chancen, welche Risiken, bieten Roboter uns Menschen? Vidal Pérez mag seinen neuen Kollegen. Sieben Jahre lang erntete der 34-Jährige für den Landwirtschaftsbetrieb „Taylor Farms“ im US-Staat Kalifornien Salatköpfe. Er benutzte ein langes Messer, um Salat zu schneiden. Tagein, tagaus, bückte er sich stundenlang, schnitt hunderte Römer- und Eisbergsalate ab, scherte unvollkommene Blätter ab und warf sie am Ende in einen Behälter. Seit 2016 wird der Salat nun von einem Roboter geschnitten. Genauer gesagt: Von einer achteinhalb Meter großen, traktorähnlichen Erntemaschine. Diese erkennt den Salatkopf durch den Hochdruckwasserstrahl und einem Sensor, schneidet den Salatkopf ab und bewegt sich stetig die Feldreihen hinunter.... Der abgeschnittene Salat des Roboters fällt auf ein schräg verlaufendes Förderband, das ihn auf die Plattform der Erntemaschine befördert, wo ein Team von etwa 20 Arbeitern ihn schließlich in Behälter sortiert. Taylor Farms investierte als einer der ersten Agararunternehmen in den USA in Feldroboter. „Wir erleben gerade einen Generationen-wechsel in der Landwirtschaft“, sagt Mark Borman von Taylor Farms. Ältere (Feld-)Arbeiter gehen, die Jungen wollen die schwere Knochenarbeit nicht mehr auf sich nehmen. „Roboter sind da eine Alternative, von der beide Seiten profitieren“, so Agrarunternehmer Borman. In der Landwirtschaft, im Krankenhaus. Im Warenlager, beim Sicherheitsdienst oder am Bau. Bei Schlaganfallpatienten, via Doc-App und Telemedizin oder als Sexualpartner. Die Automatisierung, Robotisierung und Digitalisierung durchdringt alle Lebensbereiche. Millionen von Industrierobotern verrichten täglich weltweit monotone Fließbandarbeiten. Der technologische Trend beschleunigt besonders die Entwicklung von automatisierten Systemen: Von der Selfservice-Kassa im Supermarkt, über das Home Office bis zum Online-Handel, der Übersetzungs-App und Carsharing-Nutzung. Künstliche Intelligenz am Handy ist Bestandteil unseres täglichen Lebens - und wird auch die Arbeitswelt verändern... „Der Arbeitsplatz der nahen Zukunft wird ein Ökosystem aus Menschen und Robotern sein, die zusammenarbeiten, um die Effizienz zu maximieren", sagte Ahti Heinla, Mitbegründer der Internet-Anrufplattform „Skype“. Seine sechsrädrigen, selbstfahrenden Lieferroboter für Lebensmittel in Hamburg, Milton Keynes (England) und anderen Städten Europas und den USA, sind inzwischen ein vertrauter Anblick. Können digitalisierte Tools und Roboter ,,nützliche Arbeit“ leisten, ohne dass sie Menschen Jobs wegnehmen? Faktum ist: Schon heute leisten Roboter vielfach menschliche Arbeitsleistung, ohne dass es uns oftmals bewusst ist. Von der Online-Bestellung bis zur Zubereitung im Fastfoodrestaurant... Wir haben uns an künstliche Intelligenz gewöhnt, die wir (via Handy) mit uns herumtragen können“, sagt Manuela Voloso, KI-Roboterexpertin an der Carnegie Mellon University in der US-Stadt Pittsburgh. „Jetzt müssen wir uns an künstliche Intelligenz gewöhnen, die einen Körper hat und sich ohne uns umherbewegt“, so Veloso. „Sichtbar“ werden Roboter in immer mehr Gesundheitseinrichtungen und Spitälern, wo die „technischen Helferleins“ Material holen, Laborproben ausliefern oder schmutzige Bettwäsche wegbringen. Als „Assistenzroboter“ im Pflege- und Seniorenbereich, als ferngesteuerte, „robotorische Avatare“ bei aggressiven Viren oder giftigen Stoffen. Oder auch bei der medizinischen Rehabilitation, wo „Exoskelette“ (Roboteranzüge) Menschen mit Einschränkungen unterstützen und mobilisieren können... ![]() Trotz des Optimismus von Forscher und Start-Ups - viele Menschen machen sich große Sorgen um Arbeitsplätze und das soziale Zusammenleben. Gerade in den USA wird der „Konkurrenzkampf“ am Arbeitsmarkt zwischen Roboter und Menschen - anhand von Arbeitslosenzahlen und psychischen Krankheiten - immer deutlicher. In Europa, belegen Studien, ist die Stimmung weniger pessimistisch. Hier wird der Arbeitskräftemangel in der Pflege und im IT- und Facharbeiter-Bereich als ernsthaftes Problem gesehen. Viele europäische Unternehmen setzen Roboter ein, um ihre Mitarbeiter zu entlasten – und zu halten... Wie auch immer unsere Zukunft aussieht, eines ist schon heute klar: Es wird eher mehr als weniger Technologie geben. Smartphone, Apps und digitale Tools werden unser Leben, unsere Gesundheit und Arbeitswelt maßgeblich beeinflussen. Die Frage ist nur: Wie wollen wir sie einsetzen? Und welche Aufgaben sollen Siri, Alexa und Roboter zukünftig von uns Menschen übernehmen? Wo liegen die ethischen Grenzen? Fazit: Roboter mögen hilfreich und effizient sein, was sie nicht haben, ist gesunder Menschenverstand, Multitasking-Fähigkeit, Kreativität, Empathie oder körperliche Wärme. Ihnen fehlt auch der aufmunternde Blick, die trostspendende Geste, das "natürliche" Lächeln, die rettende Idee, ein schöner Gedanke, Liebe, Schmerz, Trost... Der Mensch, „das Menschliche“, mit all seinen guten und schlechten Seiten, sind untrennbar mit unserem Wesen verbunden. Zum Glück...
Quelle: National Geographic – „The robot revolution has arrived – and it’s changing how we live“ Fotos: Spencer Lowell / National Geographic Text: Helmut Wolf Mag ich mein Leben? Meinen Beruf? Bin ich glücklich...? Viele Menschen hinterfragen derzeit ihre aktuelle Lebenssituation - oder sind gezwungen dazu. Lebensberaterin Lisa Kögler, 32, sieht im Erkennen eigener Potentiale den Hebel für positive Veränderungen und neue Chancen... „Der Mensch besitzt eine wunderbare Gabe, die ihn maßgeblich von Tieren unterscheidet“; sagt Lisa Köbler: „Er kann sich die Zukunft vorstellen. Diese Vorstellungskraft, die Fähigkeit sich eine Zukunft zu erträumen, macht es möglich, die eigene Entwicklung in eine bewusst gewählte Bahn zu lenken“, so Kögler weiter – und sie fragt sich: „Warum nicht diese Vorstellungskraft einsetzen?“ Und: seine Potenziale und Stärken erkennen und diese zur Entfaltung zu bringen... „Potentialentfaltung ist die wichtigste menschliche Fähigkeit, die wir insbesondere in Krisenzeiten brauchen“, meint die studierte Beratungswissenschaftlerin. Sein eigenes Potenzial zum Erblühen zu bringen, kann einen in vielen Bereichen helfen, ja sogar in neue, persönliche Höhen führen: Sowohl auf individueller Ebene, wenn man beispielsweise in der Corona-Krise seinen Job verloren hat, oder das Geschäft eingebrochen ist. Aber auch auf umweltpolitischer und sozialer Ebene, um mit den vielen politischen, gesellschaftlichen Veränderungen oder auch den Folgen des Klimawandels umzugehen. „Auf die innere Haltung kommt es an.“ Dies sei ein wesentliches Element bei der Potenzialentfaltung, ist Kögler überzeugt. Wer geduldig, vergebend, nachsichtig und liebevoll mit sich selbst und der Umwelt umgeht, gibt seinem Potenzial gewissermaßen Raum zur Entfaltung. Die systemische Coachin empfiehlt deshalb: „Schätze deine Fähigkeiten Talente und Ideen. Und: Sei geduldig mit dir selbst in deinen Lernprozessen.“ Die innere Haltung der Potentialentfaltung bezeichnet sie als sogenannten „Sweetspot“: Also die Einstellung, die Menschen förmlich Bäume ausreißen und Berge versetzen lässt, wenn man an die Umsetzung seiner Träume glaubt... ![]() Auch ein positives Umfeld spielt eine entscheidende Rolle, wenn es um persönliche Veränderungen und Chancen geht. „Du wirst schnell erkennen, welche Personen in deinem Umfeld dich inspirieren und Vorwärts bringen wollen - und welche dich demotivieren“, sagt die „Expertin für Entscheidungskompetenz und Potenzialentfaltung“ (Foto). Demotivation ist mitunter auch in der eigenen Herkunftsfamilie zu finden. Ihr Tipp: „Erwarte nicht, dass deine Familie in deinem Findungsprozess eine besondere Stellung einnimmt, sondern misch dich unter die Leute und lerne Gleichgesinnte kennen“, so die junge Lebensberaterin. Von positiven Vorbildern und Menschen, die man offen um ihre Meinung bitten kann, kann man nur profitieren, sagt Lisa Kögler. Und auch wenn man sich in einer Corona-bedingten erzwungenen Pause befindet – die Chance, sich selbst besser kennenzulernen sollte man wahrnehmen. „Wir können unser Leben in neue Bahnen lenken“, so Kögler. Am besten noch heute damit beginnen... Web-Tipp: https://verbesserlich.com Fotos: Allef Vinicius, Anastasia Petrova, Eye-for-Ebony, Caroline Hernandez / Unsplash; Studio MAT Text: Helmut Wolf „Durch Naturerlebnisse lernen wir, wer wir sind“ Reinhold Messner, 75 Extrembergsteiger & Naturschützer Foto: Ronny Kiaulehn „Wir haben das Potential, die Zukunft positiv zu gestalten“. Billie Eilish und viele andere junge Menschen engagieren sich verstärkt über digitale Medien. Für Umweltschutz, für Soziales. Die Kampagne #Whatwedonext der Deutschen Telekom unterstreicht diese Entwicklung... „Ich finde es eine großartige Möglichkeit, wie heute via Handy und „Teilen“ auf Social Media-Kanälen, wichtige Themen rasch bekannt werden und sich überall verbreiten“, sagt Roxy. Die 13jährige Schülerin aus Wien engagiert sich seit einiger Zeit für Umweltschutz und Klimaschutz. Einen Großteil via Instagram, Snapchat & Co. über das Smartphone. Warum? „Weil es für mich das wichtigste Thema der Zukunft ist“. Welche gesellschaftliche Stärke die neuen Medien entwickeln können, hat besonders die Fridays for Future-Bewegung gezeigt, die zu einer Weltbewegung geworden ist. Aber auch viele andere Initiativen vernetzen und engagieren sich vielfach über Social Media... Es sei ein Vorurteil, dass die „Generation Smartphone“ nur sinnlos am Handy herumspielt, sagt die 13jährige Roxy. „Heute am Handy zu sein, ist einfach die Art, wie man zusammenfindet und sich vernetzt“, sagt Roxy. Das Smartphone für aktivistische, positive Zwecke zu verwenden, wird von immer mehr (jungen) Menschen der entdeckt. Das hat auch eine im Auftrag der Deutschen Telekom veröffentlichte, aktuelle Studie (in Deutschland, England, Polen und Ungarn) von „Kantar“ gezeigt: Junge Europäer - im Alter von 16 bis 26 Jahren - sind davon überzeugt, dass „das Engagement junger Menschen der Schlüssel zum Aufbau einer besseren Zukunft ist“. Dabei spiele der Nutzen der Digitalisierung eine wesentliche Rolle. Ob für Gleichberechtigung, Kreativität, Menschenrechte oder Klimaschutz – Handy, Apps und neue Technologien verfügen über enormes Potenzial zur Verbesserung der Welt. Gerade in Zeiten wie diesen! Davon ist auch die 18jährige Sängerin und Grammy-Superstar Billy Eilish überzeugt: „Einige Leute sagen, dass unsere Generation nicht in der realen Welt lebt. Aber wir denken immer darüber nach, was wir als Nächstes tun“. „What we do next“ ist deshalb der logische Titel der Kampagne der Deutschen Telekom zum Start des „International Youth Day“ der Vereinten Nationen (UN). „Wir alle haben das Potential, die Zukunft unseres Planeten positiv zu gestalten“, sagt Eilish. „Und ich bin sehr zuversichtlich, dass meine Generation ihre digitalen Möglichkeiten zur Zusammenarbeit und Kommunikation nutzen wird, um etwas auf dieser Welt zu bewegen“. Ihr Engagement trifft jedenfalls den richtigen Nerv, wie die Zugriffe auf den Clip dokumentieren. Und sie unterstreicht ihr (digitales) Wirken: „Wir kämpfen dafür, diese Welt zu einem besseren Ort zu machen. Deshalb bleiben wir verbunden. Darum leben wir Online.“ Übrigens: Fast drei Viertel der jungen Menschen (69 %) glauben, dass ihre Generation häufig auf Unverständnis (der älteren Generation) stößt... Den Grund dafür, sieht die „Generation Z“ in ihrer digitalen Aufgeschlossenheit und selbstverständlichen Nutzung vernetzter Technologien. Ein Generationenkonflikt? Generation Smartphone vs. Generation Vierteltelefon? Vielleicht ist es diesmal so, dass die Älteren (auch) von den Jungen lernen können... Am besten einmal nachfragen – via Instagram ;) Video-Tipp: Fotos: Billie Eilish – Telekom Electronic Beats by Vincent Haycock; CoolMomTech / Illustrationen: Davide Bonazzi, Etuday
Text: Helmut Wolf Eine Umarmung, die ermunternde Hand auf der Schulter... Berührungen bewirken oft mehr als schöne Worte. Gibt es ein „Kuscheldefizit“? Shiatsu-Praktikerin Alexandra Gelny und Psychologe Johann Beran über Berührungen und wie soziale Kontakte unser Empfinden stärken... Ein sanftes Streicheln der Hand, eine liebevolle Berührung... Berührt zu werden, gehört zum Leben, wie die Luft zum Atmen. Körperkontakt sorgt für Gesundheit, Ruhe und Wohlbefinden. Doch, soziale Nähe und direkter Kontakt - mit Kollegen, Freunden und Familie, sind in den vergangenen Wochen bei vielen Menschen zu kurz gekommen. Soziale Isolation und Home Office als kollektive Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie, haben vielerorts zu Stress und angespannten Situationen geführt. Wie kann das „Vertrauen in die Berührung“ wiederhergestellt werden? Wie das Berührungsdefizit ausgeglichen werden? Eine Methode sind die achtsamen Berührungen des Shiatsu ... Der Mensch braucht Berührung, um gesund zu bleiben. Oxytocin - auch bekannt als „Kuschelhormon“ - ist ein Hormon, das bei Berührung ausgeschüttet wird. Es fördert Wohlbefinden, entspannt und hilft dabei Stress zu reduzieren. Zudem lässt das Hormon Vertrauen in unser Gegenüber entstehen. Regelmäßige Berührungen stärken unser Immunsystem, unser Herz und unseren Kreislauf. Das beginnt schon im Mutterleib. Berührung hat aber nicht nur auf die Gesundheit von Babys und Kindern großen Einfluss, sondern auch auf Erwachsene. Gefühle, wie Liebe, Vertrauen und Ruhe, bilden sich besonders durch Berührungen. Diese Basis wird im Shiatsu aufgegriffen und unter einem „ganzheitlichen Zugang“ zu Gesundheit mit wirkungsvollen Behandlungstechniken verknüpft. ![]() „Shiatsu ersetzt weder das Kuscheln noch den Schulterklopfer durch Freunde. Aber es ist eine Form von Berührung, die die eigene Körperwahrnehmung sensibilisiert und verbessert“, sagt Alexandra Gelny, Shiatsu-Praktikerin und Sprecherin des Österreichischen Dachverbands für Shiatsu (ÖDS). Eine ganzheitliche Methode der Körperarbeit, wie eben Shiatsu, basiert unter anderem auf altem „Berührungswissen“ und folgt einer bestimmten, „natürlichen Form“. „Shiatsu-Praktiker sind Experten für achtsame und respektvolle Berührung. In einer Gesellschaft, in der Berührung oft zu kurz kommt, kann Shiatsu deshalb einen wertvollen Beitrag leisten“, ist Gelny überzeugt. „Berührungen sind in mehreren Zusammenhängen wichtig“, bestätigt auch der Wiener Psychologe Johann Beran. Sexuelle Begegnungen und freundschaftliche oder familiäre Umarmungen, geben Sicherheit und sind Ausdruck von Gruppenzugehörigkeit, so Beran. Dies gilt besonders für Primatenarten, zu denen auch der Mensch zählt. Ein längeres (Berührungs-)Defizit hinterlässt starke Spuren in der Psyche. Das haben die verwahrlosten Waisenkinder aus Rumänin vor Jahren gezeigt. „Eine Shiatsu-Behandlung kann aus einer sehr angespannten Situation heraus in die Entspannung begleiten, die Erholungsfähigkeit fördern und das eigene Wohlbefinden steigern“, ergänzt Shiatsu-Praktikerin Gelny. Warum gerade Shiatsu? „Hierbei können messbar mehrere Aspekte erfüllt werden“, betont Psychologe Beran. Einerseits durch die spezielle Wirkung dieser Methode, wo Spannung und Ängste deutlich reduziert werden. Andererseits, da die Berührung durch die Kleidung erfolgt und damit die Sicherheit von notwendigen Hygienemaßnahmen gewährleistet wird. „Wer Stress hat, spürt sich selbst und andere weniger. Das ist eine ganz automatische körperliche Reaktion, die aber viel Kraft kostet. Es ist beeindruckend, wie rasch und wirkungsvoll Shiatsu hier gegensteuern kann“, erklärt Beran, der die Vorteile von Shiatsu für sich und seine Arbeit entdeckt hat. „Im Alltag auf wohlwollende Art berührt zu werden, fördert nicht nur die Verbundenheit von Menschen untereinander, sondern auch jene zu sich selbst“, sagt Gelny. Verordnete Berührungslosigkeit“, vor allem wenn sie andauert, könne sich daher auch negativ auf die Selbstwahrnehmung auswirken. Ähnlich wie ein therapeutisches Gespräch, kann Shiatsu dabei helfen, Druck abzubauen und neue Energie zu tanken. „Durch eine gezielte Behandlung lassen sich zudem Blockaden lösen und Selbstheilungskräfte aktivieren und unterstützen“, so die Sprecherin des ÖDS.
„Nach einer Krise brauchen Menschen verstärkt Berührungen, um wieder zu Ruhe zu finden und um das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit zu erlangen“, sagt Beran. Was es nunmehr braucht? Viele „berührende Momente“, die zu uns und zu anderen führen. Eine innige Berührung, sagt mehr als tausend Worte... Web-Tipp: www.oeds.at Fotos: Sharon Mccutcheon, Priscilla du Preez, Phix Nguyen / Unsplash Text: Helmut Wolf Artenvielfalt. Nicht nur schön anzusehen, sondern überlebensnotwendig für den Menschen. Um Pandemien zu verhindern und das fortschreitende Artensterben zu stoppen, braucht es mehr Respekt vor der Natur - und geschützte Naturräume. Artenschützer wie Dirk Steffens und Thomas Lovejoy mit dramatischen Appellen... „Wir könnten ohne einen einzigen Gletscher auf der Erde leben. Aber ohne Artenvielfalt, würde es die Spezies Menschen nicht geben“, sagt Dirk Steffens. Steffens ist UN-Botschafter für die Dekade biologische Vielfalt und bekanntes Gesicht bei der Doku-Serie „Terra X“. Seit Jahren beschäftigt er sich mit Artenvielfalt. In seinem neuen Buch „Über Leben - Zukunftsfrage Artensterben“ beschreibt er (gemeinsam mit Fritz Habekuß) „den größten Artenschwund seit dem Aussterben der Dinosaurier“. Und versucht Strategien und Möglichkeiten aufzuzeigen, wie diese „Ökokrise“ überwunden werden kann... Luft zum Atmen, Wasser zum Trinken... „Die Klimakrise gefährde zwar die Art wie wir Leben, aber nicht ob wir Leben“, so Wissenschafts-Journalist Steffens: Die Luft zum Atmen, das Wasser zum Trinken und die Nahrung, die wir essen können - alle diese drei Lebensgrundlagen, verdanken wir der Existenz anderer Lebewesen, sagt Steffens. Gemeinsam mit seiner Frau hat er 2017 die Stiftung „Biodiversity Foundation“ gegründet. Diese hat es sich zur Aufgabe gemacht, über Ursachen und Gefahren globalen Artensterbens zu informieren. Zudem wurde eine Petition auf den Weg gebracht, um den Artenschutz in das deutsche Grundrecht aufzunehmen. In der Natur hängt alles mit allem zusammen. Der Erhalt der Artenvielfalt ist deshalb nicht nur als Naturideal wichtig, sondern bildet die Grundlage für das Überleben unserer Spezies. Leider zeigt der Trend in eine andere Richtung: Weltweit gibt es heute weniger als halb so viele Tiere als noch vor 50 Jahren. Alleine in Deutschland ist die Insektenbiomasse zwischen 1989 und 2016 um 76 %(!) zurückgegangen. Das Artensterben werde sich nur dann aufhalten lassen, so die Einschätzung von Wissenschaftlern und Ökologen, wenn die Abholzung der Wälder, das Eindringen in die Lebensräume der Wildtiere aufhört. Jedes Jahr werden schätzungsweise 15 Milliarden Bäume gefällt. Für die Ausweitung von Landwirtschaftsflächen, für Ressourcengewinnung und die zunehmende, globale Verstädterung. Jährlich verschwinden rund 1 % des weltweiten Waldbestandes. Wenn Papageientaucher auf der schottischen Inselgruppe der inneren Hebriden brüten, Steinböcke über Alpenkämme ziehen oder Schmetterlinge, Käfer und Insekten über Pflanzen, Wiesen und Erde schwirren – übernimmt jedes Lebewesen, jedes Insekt, eine Aufgabe als Rädchen in einer weltumspannenden, ökologischen Maschine. So winzig die Einzelbeiträge auch sein mögen, summieren sie sich zu einem kolossalen Nutzeffekten für das Leben auf der Erde. Alles Leben geht auf Artenvielfalt zurück: Energie, Nahrungsmittel oder sämtliche Produktionsmaterialien, würde es ohne Biodiversität nicht geben. „Dass fortwährend neue Krankheiten auftauchen – einige davon mit Pandemiepotenzial – sollte uns uns nicht überraschen. Besonders wenn die Menschheit die Natur weiterhin im großen Stil zerstört“, sagt Thomas Lovejoy. Lovejoy ist renommierter Artenforscher und gilt als Erfinder des Begriffs „Biodiversität“. Als Lovejoy 1980 diese Umschreibung einführte, war der Artenreichtum noch bedeutend "reicher" als heute. „Ein weiser Weg in die Zukunft sähe vor, in den Naturschutz und die Wissenschaft zu investieren und die Vielfalt des Lebens zu schätzen, mit dem wir diesen Planeten teilen“, sagt Lovejoy. Eine gesunde Zukunft für die Menschheit gehe Hand in Hand mit einem gesunden, artenreichen Planeten... „Wir leben von der Natur. Dort kommen wir her“, sagt Umweltwissenschaftler Lovejoy. „Die Lektion aus der Pandemie ist nicht, dass die Menschheit nun Angst vor der Natur haben soll. Sie muss sie erneuern, annehmen und begreifen, wie sie mit ihr Leben und von ihr profitieren kann“. Manche Menschen sehen in der Pandemie die Natur, die zurückschlägt und sich gegen alles wehrt, was ihr angetan wurde. Aber, so Lovejoy: Menschliches Verhalten und die Missachtung der Natur sind die eigentlichen Ursachen. Und während wir mit der Pandemie kämpfen, schreitet der Klimawandel weiter voran, was für viele derzeit noch unbekannte Krankheitserreger vermutlich von Vorteil ist... ![]() „Der Artenreichtum ist im Grunde eine gigantische Bibliothek voller Lösungen für biologische Probleme“, sagt Naturschützer und Biodiversitätsforscher Lovejoy - von der natürlichen Selektion und Evolution eingehend getestet. Die eigenwillige Biologie der Fledermäuse, die gegen das Coronavirus immun sind, könnte beispielsweise zur Entwicklung einer Behandlung für COVID-19 beitragen. „Ihr wollt keine Pandemien? Hört auf, die Natur zu missachten“, ruft Thomas Lovejoy in einen Kommentar für „National Geographic“ der Öffentlichkeit förmlich zu. Dirk Steffens fordert sogar einen „ökologischen Ausnahmezustand“. Vergleichbar mit den drastischen Maßnahmen während des Corona-Lockdowns. Zukünftig, so Steffens, sollten alle großen politischen und wirtschaftlichen Entscheidungen nur mehr dann getroffen werden, wenn sie ökologisch sinnvoll und verträglich sind. Natur und Umwelt brauchen mehr Rechte. Und es brauche ein Vetorecht, wenn gegen die Natur gehandelt wird, sagt Dirk Steffens. Vielleicht in Form von globalen Allianzen? Thomas Lovejoy bringt es mit einem schönen Vergleich auf den Punkt: „Die Menschheit respektiert bereits die Bibliotheken, die sie mit ihren eigenen Werken gefüllt haben. Wir haben allen Grund, der lebenden Bibliothek der Natur mit demselben Respekt und derselben Fürsorge zu begegnen." Die Zukunft der Welt? Sie wird maßgeblich von unserem Umgang mit der Natur bestimmt. Wir haben es in der Hand. Jeden Tag aufs Neue... ![]() Buch-Tipp: Über Leben - Zukunftsfrage Artensterben: Wie wir die Ökokrise überwinden Von: Dirk Steffens und Fritz Habekuß Umfang: 240 Seiten Erschienen bei: Penguin Verlag Fotos: Marc Graf & Christine Sonvilla Quellen: Ö1, National Geographic Text: Helmut Wolf |
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